Überall dort, wo Staat und Zivilgesellschaft sich zurückziehen, sehen die Rechtsextrermisten eine Chance, Anhänger zu werben.

Es gab Zeiten, in der man dieser Republik vorwarf, auf dem rechten Auge blind zu sein, weil die Verfolgung von terroristischen und extremistischen Straftätern zu sehr auf den linken Rand der Gesellschaft beschränkt war. Damit sollte es inzwischen vorbei sein. Schon allein deshalb, weil wir es uns nicht länger leisten können, nur eine Sorte von Verfassungsfeinden im Visier zu haben.

Dass die Zahl der Neonazis im Jahr 2010 deutlich angestiegen ist, lässt uns das Bundesamt für Verfassungsschutz in seinem letzten Jahresbericht wissen. Erschreckend ist dabei, dass sich zunehmend auch Frauen offen zur braunen Szene bekennen. Auf den ersten Blick ist es mehr als befremdend, dass sich immer mehr von ihnen freiwillig an den Herd und ins Kinderzimmer abschieben lassen. Und dass sie sich überdies auch politischen Vorgaben unterordnen, die dieses Land in seiner jüngeren Geschichte schon zweimal in verheerende Kriege mit unzähligen Toten verwickelt haben.

Auch wenn wir nicht verstehen, was diese Menschen antreibt, sollten wir sie nicht einfach ignorieren. Die soziale Sprengkraft in unserem Land ist groß, und sie wird immer größer. Die Nazis nutzen jedes Defizit der Zivilgesellschaft, das sich unter anderem aufgrund der chronischen Geldknappheit staatlicher Hilfeleistungen entwickelt. Überall dort, wo Staat und Zivilgesellschaft sich zurückziehen, sehen die Nazis eine Chance. Dagegen hilft es nur, wenn wir wachsam bleiben und den Rechten Grenzen setzen.