Strahlenkranke Mädchen und Jungen erholen sich auf Borkum und bei Gasteltern. Verein gestaltet das Programm

Lüneburg. Der Lüneburger Verein ,,Den Kindern von Tschernobyl" ermöglicht es zurzeit 22 Kindern aus Weißrussland, sich auf Borkum und in Lüneburg zu erholen. Die Kinder kommen aus den vom Verein betreuten Dörfern im äußersten Süden Weißrusslands, nur zwölf bis 30 Kilometer entfernt vom ukrainischen Kernkraftwerk Tschernobyl. "Wir wissen, dass die Mädchen und Jungen besonders gefährdet sind, da sie in unmittelbarer Nähe des immer noch bedrohlich rissigen Sarkophags leben müssen", sagt Ursel Steuernagel, Vorsitzende des Vereins.

Die Familien seien weiter gezwungen, sich von den radioaktiv verseuchten Böden zu ernähren. "Helge Schenk aus Göttingen, Mitglied im Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft, hatte bei unserer Gedenkveranstaltung zum 25. Jahrestag der Tschernobylkatastrophe in der St. Michaeliskirche die Prognose eines weiteren erheblichen Anstiegs von Organkrebserkrankungen in den nächsten Jahrzehnten erschreckend bestätigt."

Die statistische Kurve der gesundheitlichen Schäden als Folge der Verstrahlung hat demnach längst noch nicht ihren Höhepunkt erreicht. "Zur Stärkung des Immunsystems bleibt die wirksamste Maßnahme für die Kinder, sich vier Wochen bei unverstrahlter Nahrung in gesunder Luft zu erholen", sagt Ursel Steuernagel.

Es haben sich Gasteltern gefunden, die bereit sind, die Tschernobylkinder bei sich aufzunehmen. Die Jugendherberge auf Borkum schenkt der Gruppe drei Tage Aufenthalt zusätzlich, sodass die Kinder insgesamt zehn Tage das auch für die Schilddrüse wichtige jodhaltige Klima erleben und ihr Immunsystem stärken können.

Von Lüneburg aus ist ein Programm vorbereitet worden, unter anderem mit einem Besuch im Miniaturwunderland in der Speicherstadt Hamburgs. Ein weiterer Höhepunkt für die Tschernobylkinder wird der "Internationale Heide-Cup" des MTV Treubund mit den weltbesten Handballern sein, bei dem die Gastkinder den letzten Spieltag miterleben, beim Endspiel einlaufen und die Siegerehrung mitgestalten dürfen.

"Die ärztliche Betreuung unserer Kinder, wie etwa der Zahnarztbesuch und die Ultraschalluntersuchung der Schilddrüsen, fehlen auch in diesem Sommer nicht", sagt Ursel Steuernagel. Für die Rückfahrt nach Hause werden den Kindern kleine Apotheken mit dringend benötigten leichten Medikamenten und Vitaminen, Kleidung für die daheim gebliebenen bedürftigen Familien und Schulmaterial mit ins Gepäck getan. "Zum Winter werden wir eine Paketaktion mit Lebensmitteln und Vitaminen auf den Weg bringen", kündigt die Vereinsvorsitzende an.