Die Organisation eines Familienurlaubs ist für Tierbesitzer häufig knifflig. Doch es gibt Helfer, damit kein Tier auf der Strecke bleibt.
Lüneburg. Endlich wieder Ferien! Ab ins Auto oder den Flieger und bloß weg von hier. Hängt ein Haustier an der Familie, ist es nicht ganz so einfach. Davon wissen auch viele Lüneburger zu berichten. Zumeist lassen sie ihre Katzen, Vögel oder Reptilien zu Hause betreuen. Nur der Hund, der kommt häufig mit. Der Fremdenverkehrsverband Lüneburger Heide macht sogar spezielle Angebote für "Urlaub mit Hund".
Stefan Koch, 42, aus Emsen hat eine Katze: "Sie ist ortsgebunden, deshalb lassen wir sie besser zu Hause." "Es ist ein Kater", berichtigt sein neunjähriger Sohn Lenny den Papa. "Charly kommt über die Ferien zu Oma und Opa. Da geht es ihm gut und zwei Wochen später sind wir auch immer wieder zurück."
Die 16-Jährige Pia Brüggmann geht beide Wege: "Die zwei Kaninchen kommen zur Nachbarin, das Pferd in Vollpension." Ihren Hund aber hat die Schülerin aus Deutsch-Evern in den Urlaub mitgenommen. "Unser Auto ist groß, der Kofferraum für Gepäck auch, der Hund ist klein." Auf Rügen hätten sie sich über die Kreidefelsen gefreut und der Hund genoss den Auslauf.
Für Annika Gladasch gehört der Hund einfach zur Familie und sollte deshalb unbedingt auch mitgenommen werden. Das sei alles nur eine Sache der Planung. Die 18-Jährige Abiturientin aus Rottorf empfiehlt Dänemark für den Urlaub mit Hund - keine lange Anreise und viele Hundestrände.
"Ein weiterer Vorteil Dänemarks ist, dass Hunde dort allgemein akzeptiert sind. Sie dürfen in viele Restaurants, Hotels und Ferienhauskolonien, was hier nicht selbstverständlich ist", sagt Saskia Brixner. Sie betreut eine Rubrik mit Reisetipps bei "Partner Hund", einer Zeitschrift rund um den Alltag mit den Vierbeinern.
Auch in der Heide sind Hunde vielfach willkommen. "In den Naturparks fühlen sich die Hunde wohl. Angeleint dürfen sie an den meisten Aktivitäten dort teilnehmen", sagt Janina Datow vom Fremdenverkehrsverband. Das Angebot "Urlaub mit Hund" soll die Suche nach einer geeigneten Unterkunft in der Region erleichtern.
"Es ist eben so, dass man sich an den Hund anpassen muss, deshalb sind Natururlaube geeigneter als Stadtreisen", sagen die Schwestern Ruth, 61, und Monika Wenslaw, 62, die ihren Urlaubsort so aussuchen, dass die Hunde dabei sein können.
Heike Pflug dagegen lässt ihren Hund lieber zu Hause: "Viele Hotels nehmen keine Hunde auf, Fliegen ist kompliziert zu organisieren und regt auf. Mein Hund ist doch bestens bei meiner Bekannten aufgehoben, also wäre eine solche Reise bloß unnötiger Stress - für ihn und für mich."
Nach Ansicht von Tierärztin Daniela Engeln gibt es keine allgemein gültige Regel bei diesem Thema. Vielmehr spielten unterschiedliche Faktoren eine Rolle wie das Urlaubsland oder die verschiedenen Einreisebestimmungen für Haustiere. So müssen bestimmte Impfungen bereits etliche Monate vor dem Reisedatum gemacht werden. "Spontaner Urlaub geht da nicht", sagt die Kleintier-Expertin.
Auch komme es auf die Erziehung des Hundes an: "Es macht mehr Spaß, wenn der Hund Artgenossen und Menschen gegenüber freundlich gesinnt ist, ansonsten kann der Urlaub sowohl für den Hund als auch für den Besitzer schnell zu Stress ausarten." Stress könne besonders kranken und schwachen Hunden schaden. Außerdem müssten immer Alternativen und eigene Wünsche berücksichtigt werden. "Wollen sie im Urlaub lieber ungebunden sein und nicht auf ihren Hund Rücksicht nehmen, ist es besser, den Hund zuhause zu lassen", sagt die Tierärztin. Solange eine gute Versorgung gewährleistet sei. Wer unter Urlaub also eine kulturelle Städtereise und Abenteuer versteht, sollte den Hund daheim unterbringen.
Norbert Prediger bietet an, Tiere, die bei ihm gekauft worden sind, im Urlaub auch in Pension zu nehmen. "Tiere zu verkaufen ist eine Verantwortung, der man sich nicht entziehen kann, nur weil das Tier den Laden verlässt. Man muss da sein, wenn mal jemand ins Krankenhaus muss, oder eben in Urlaub fährt", sagt er. Geht es um Fische oder Exoten wie Spinnen und Schlangen, ist es mit der Betreuung vergleichsweise einfach. Denn diese Tiere müssen nur selten gefüttert und in keiner Weise unterhalten werden
Das ist vor allem bei Hunden anders. Prediger ist grundsätzlich dafür, die Aktivitäten im Urlaub den Bedürfnissen der Vierbeiner anzupassen. "Wenn man mit Kindern in den Urlaub fährt, können die in irgendwelchen Freizeitparks Go-Kart oder Karussell fahren. Solche Sonderaktionen und Spielplätze gibt es für Hunde bislang nur selten. Das ist auch richtig. Am Ende sind sie immer noch Tiere und sollten nicht zu sehr vermenschlicht werden."
Viele Besitzer wollen ihren Liebling nicht aus der gewohnten Umgebung reißen und ziehen deshalb Bekannte oder Verwandte einer Tierpension vor. Wenn die jedoch keine Zeit haben, bietet Melanie Rudat, 38, mit ihrem Pfötchenservice Lüneburg mobile Haustierbetreuung an: "Ich kenne einfach das Problem, verreisen zu wollen, aber unsicher zu sein, wo man sein Haustier am besten unterbringt. Ich helfe anderen Menschen dabei, dieses Problem zu lösen." In einem Vorgespräch erläutert Melanie Rudat die Möglichkeiten ihrer mobilen Haustierbetreuung: "Die Kunden legen fest, was das Tier braucht, und ich versuche, ihren Wünschen nachzukommen. Alle Tiere sind besonders und haben ein Recht auf ihre Bedürfnisse."
So habe sie schon auf einem kleinen Bauernhof mit Katzen und Ziegen gearbeitet. Auch Besitzer von Hunden und Kleintieren hätten bei ihr Hilfe gefunden. Nur bei Reptilien lehnt die mobile Tiersitterin die Betreuung ab.
Wer nach einer Pension für das Haustier für die Urlaubszeit sucht, hat mittlerweile eine große Auswahl. Es gibt spezielle Katzenhotels, Reptilienhotels, Kleintierhotels und selbstverständlich Hundehotels wie zum Beispiel "Dogs And The City" in Garstedt. Wie auch in anderen gut geführten Hundehotels leben die Tiere dort mit Artgenossen zusammen, bekommen Freilauf und Futter und schlafen sogar in so genannten Hundezimmern mit Körbchen, Decke und Kissen. Denn wenn der Urlaub zu Ende ist, soll der Hund genauso wieder zu Hause ankommen, wie die Menschen auch: Erholt und ausgeglichen.