Tourismusverband initiiert ein Netzwerk von Verleihstationen, das ständig wächst

Bleckede/Echem. Das siebte Mal in Folge wurde der Elberadweg vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) zum beliebteste Fernradweg Deutschlands gekürt. Immer mehr Radler nutzen den Radweg auch für Teilabschnitte, um sich an dem einzigen noch naturbelassenen Fluss Deutschlands zu erholen. Ein besonders für die Metropolregion Hamburg attraktiver Streckenabschnitt liegt auf beiden Flussseiten zwischen Lauenburg und Dömitz, der durch Fähren und Brücken zu unterschiedlich langen Rundkursen kombiniert werden kann.

Damit Tages-Touristen und Kurzurlauber in kürzerer Zeit noch mehr genießen und sich noch besser entspannen können, hat die Flusslandschaft Elbe GmbH für diesen Streckenabschnitt jetzt ein Netzwerk von E-Bike-Verleihstationen in Bleckede, Neuhaus, Echem und Drage initiiert. "Mit dem E-Bike fahren ist wie immer Rückenwind haben. Da reicht die Puste auch für kleine Abstecher ins Hinterland. Mit dieser Initiative können unsere Radtouristen auf ihren Touren weitere Highlights der Region wie beispielsweise das Schiffshebewerk in Scharnebeck problemlos erschließen", so Jens Kowald, Geschäftsführer der Flusslandschaft Elbe GmbH.

Das Image der Fahrräder mit Elektromotor hat sich gründlich verändert. Kamen die "Seniorenräder" vor Jahren noch klobig und altbacken daher und vermittelten den Eindruck, als hätte ein Orthopäde sie den Radlern verschrieben, ziehen zusehends mehr Städter und Touristen auf schnittigen Modellen mit kaum sichtbar integrieren Akkus ihre Runden.

Kowald hat den Trend für den regionalen Tourismus erkannt. Das Bike mit Hilfsmotor präsentiert sich als Lösungsmodell für alle, die souveräner Rad fahren wollen. "Das E-Bike ist kommunikativ. Während der Fahrt sind lockerer Plaudereien möglich, Steigungen ohne Pausen zu bewältigen und auch das Radfahren in der Gruppe wird nie mehr zum Problem, weil auch konditionsschwächere Teilnehmer mithalten können", so Kowald, der selbst begeistertet E-Bike fährt.

Wie die radelnden Touristen versucht auch der 52-jährige Touristikfachwirt grenzübergreifend zu agieren. "Wir sind eine Urlaubsregion, die nicht an Grenzen stößt", beschreibt er die Philosophie der Flusslandschaft Elbe GmbH mit Sitz in Bleckede. Gesellschafter sind die Landkreise Lüneburg und Harburg, die sich die Aufwertung des Tourismus in den Regionen Elbtalaue und Elbmarsch jährlich jeweils 60 000 Euro kosten lassen.

Gemeinsam mit der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) "Achtern Elbe Diek" aus Marschacht begab sich Kowald auf E-Bike-Tour. Ein wichtiges Anliegen der LAG mit Vertretern aus Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft ist die Stärkung des Tourismus und der Naherholung. Die Vorstellung, bei gleichem Kraftaufwand statt 50 Kilometer nun Tagetouren von 100 Kilometern und mehr zu absolvieren, motivierte die Tourteilnehmer zu weiteren Überlegungen.

Was indes zur flächendeckenden Umsetzung sowohl im Landkreis Harburg als auch im Landkreis Lüneburg fehlt, sind vor allem Ladestationen für die Akkus der Räder. Einig ist man sich, dass es unter Federführung der Flusslandschaft zunächst einmal der Winsener Elbmarsch in Kooperation mit den Nachbarn in der Elbtalaue gelingen soll, dem neuen Trend umfassend Rechnung zu tragen. Damit hat Kowald ein weiteres Netzwerkmitglied gewonnen. Ebenfalls im Gespräch ist er mit dem Landkreis Ludwigslust. Dort sind bereits Anträge zur Förderung des E-Bike- und Radtourismus gestellt.

Stefan Sperlich ist Mitglied im Netzwerk der E-Bike-Verleihstationen. Gemeinsam mit seiner Frau Anne führt er einen Fahrradladen in Echem. Zwei E-Bikes stehen zum Verleih bereit. Die Leihgebühr beträgt 25 Euro pro Tag. Konventionelle Räder sind ab sechs Euro zu haben. "Die E-Bikes werden regelmäßig an Touristen verliehen und Kunden, die ausprobieren möchten, wie es sich mit einem solchen Rad fährt", sagt Sperlich (46).

In der Branche heißt es allgemein, der Run auf E-Bikes sei groß. Auch Sperlich profitiert davon. Im vergangenen Jahr verkaufte er 39 E-Bikes, derzeit stehen noch zwölf Exemplare im Laden.

"Die Elektromobilisierung findet nicht bei den Autos, sondern bislang allein im E-Bike-Bereich statt. Der Markt ist in jüngster Zeit förmlich explodiert", so der Experte. So seien im vergangenen Jahr bei ihm die E-Bikes ab August ausverkauft gewesen. Nachschub bekam er nicht schnell genug.

Rund 200.000 dieser Räder wurden laut des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) und des Verbunds Service und Fahrrad e.V. (VSF) im Jahr 2010 verkauft. Das entspricht einer Verkaufssteigerung um 33,3 Prozent zum Vorjahr 2009, in dem rund 150 000 der elektrisch unterstützten Fahrräder in Umlauf gebracht wurden.

Damit hat sich die Zahl der verkauften E-Bikes in den vergangenen vier Jahren nahezu verdreifacht. "Mittelfristig kann ihr Anteil am Gesamtfahrradmarkt in Deutschland zwischen 10 und 15 Prozent liegen, dies entspricht einer Stückzahl von 400.000 bis 600.000 Fahrzeugen", so Siegfried Neuberger Geschäftsführer des ZIV.

Als Grund für das rasante Wachstum nennt Sperlich die sich ständig weiterentwickelnde Technik, das neue Design und die Erschließung neuer Zielgruppen. Mittlerweile gibt es für nahezu jeden Radtyp auch mindestens ein E-Bike-Modell. Selbst das Mountainbike gibt es seit neuestem mit elektrischer Tretunterstützung.

Der VSF hat für das Jahr 2010 im Premium- Fachhandel, also für die versierten Radläden, einen durchschnittlichen Fahrradpreis von 1057 Euro erhoben. Sperlich rät von Billigkäufen ab: "Bei allem, was unter 1200 Euro liegt, wird es schwierig mit Ersatzteilen und Reparaturen."