In Dahlenburg gibt es am Wochenende Puppentheater über Paul Klee zu sehen - mit Handpuppen von Paul Klee

Dahlenburg. Kein tri, kein tra, kein trallala. Und das Kasperle ist auch nicht da! Zwar findet am morgigen Sonnabend, 25. Juni, im Orchideengarten Karge zu Dahlenburg Puppentheater statt. Doch mit Lirum-Larum-Löffelstiel hat das Ganze so wenig zu tun wie die Sandmännchen-Bilder mit Paul Klee. Um genau den dreht sich nämlich die ganze Geschichte: das Leben des expressionistischen Malers Paul Klee, gespielt mit Handpuppen von Paul Klee. Geführt werden die Puppen von den international bekannten Puppenspielerinnen Melanie Sowa und Friederike Krahl, beide Absolventinnen der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" Berlin. Kein Kinderkram also, sondern ein witziges und tiefsinniges Stück über das Leben und Schaffen des Schweizer Künstlers.

Herzstücke des Ganzen sind die Handpuppen. Um die 50 Stück soll Klee in den Jahren 1916 bis 1924 für seinen Sohn Felix gebaut haben. 30 davon sind noch erhalten und können im Berner Paul Klee Zentrum betrachtet werden. Aus Stoffresten und Fundstücken wie Zündholzschachteln, alten Pinselstümpfen oder einer alten Lampenfassung zusammengebastelt, sind es recht eigenwillige, ausdrucksstarke Kreaturen - irgendwo zwischen Kunstwerk und Kinderspielzeug. "Teilweise sind das ein bisschen seltsame Konstruktionen, und vor allem sind die Puppen sehr unterschiedlich, was den Grad der Abstraktion angeht", sagt Mario Hohmann, Regisseur beim Puppentheaterstück "Über den Klee oder Der Knochen in meinem Kopf". Manche hätten dreidimensional ausmodellierte Gesichter, andere wieder seien nur zeichnerisch angedeutet. "Aber immer sind sie mit Klee'scher Gestaltungssicherheit zusammengefügt."

Kennengelernt haben die Puppenspielerinnen Friederike Krahl und Melanie Sowa die Klee-Puppen bei einer Ausstellung des Paul Klee Zentrums 2005 in Bern. Mit Repliken der Original-Handpuppen durften Sowa und Krahl täglich eine halbe Stunde improvisieren. Und das habe so gut funktioniert, dass sie da mehr draus machen wollten. Die Idee: ein biografisches Stück über Paul Klee mit 13 Handpuppen von Paul Klee.

Material für die Geschichte des Stücks gab es genug, sagt Regisseur Hohmann: "Es gibt wenig Leute, die so viel abgeworfen haben wie Klee. Er war als Schreiber mindestens so talentiert wie als Maler." Das Rückgrat der Handlung bilde die Biografie des Malers, gefüllt werde sie mit gedachten Szenen, die auf Zitaten aus Briefsammlungen, Tagebüchern und sonstigen Texten basieren. "Sicher, es ist kein Dokumentarfilm", lacht Hohmann, "aber auch keine Fiktion. Das Stück liegt irgendwo so dazwischen."

Und irgendwo so dazwischen hing auch Paul Klee in seinem Leben: zwischen Erkenntnis und Zweifeln, zwischen dem Ringen nach Wahrheit und dem Geld für die nächste Mietzahlung. Die Figuren in "Über den Klee" bewegen sich im Diesseits und Jenseits, sie spiegeln das Universum des Künstlers mit Witz, Tiefsinn und Ironie, karikieren Zeitgenossen Klees, zeigen die Mühen der Selbstfindung, den Glanz der Meisterjahre und die Tragik seines Lebensendes.

Kein Hau-drauf also, kein Krokodil, kein Räuber und kein Polizist. Aber muss man vier Jahre Puppenspielerei studieren, um solch ein Puppentheater spielen zu können? "Ja!", sagt Regisseur Hohmann, "zwar ist die Diskrepanz zwischen Dilettant und Können nicht ganz so eklatant wie bei der Geige, aber doch ähnlich eindeutig." Da stecke verdammt viel drin, fügt er hinzu, vor allem eine perfekte Stimm- und Körperbeherrschung und auch ein gutes Rhythmusgefühl und eine gewisse Musikalität. "Die Spielerinnen müssen ähnlich wie ein Schlagzeuger mit den beiden Händen und Füßen unterschiedliche Bewegungen machen und dazu dann auch noch die diversen Stimmen hinzufügen können." Es gäbe unterschiedlichste Puppen: von den klassischen Handpuppen bis hin zu japanischen Großfiguren mit Kugelgelenken, die von drei Spielern gespielt werden müssten. "Da gibt es diverse Techniken, das ist hochkomplex. Ich könnte das nicht", so der Regisseur.

Das Puppenspiel "Über den Klee" für Erwachsene und Kinder ab zwölf Jahren wird vom Kunstverein Region Dahlenburg veranstaltet. Es beginnt um 20 Uhr im Orchideengarten Karge (Bahnhofstraße 24, Dahlenburg). Der Eintritt kostet an der Abendkasse acht Euro, Mitglieder des Vereins bezahlen sechs Euro.