Reppenstedt. “Es betrifft Dich! Demokratie schützen - Gegen Extremismus in Deutschland“: Linke kritisieren Präsentation des Bundesamtes für Verfassungsschutz

Die Wanderausstellung "Es betrifft Dich! Demokratie schützen - Gegen Extremismus in Deutschland" ist noch eine Woche lang in der Reppenstedter Gellersenhalle zu sehen. Die Gruppen der Antifaschistischen Aktion im Raum Lüneburg, die Falken und die Linke lehnen die Ausstellung allerdings ab. Deren Vorwurf: Sie ist zu pauschal.

Seit dem Jahr 2000 gibt es die Ausstellung "Es betrifft Dich! Demokratie schützen - Gegen Extremismus in Deutschland". Der Verfassungsschutz hat sie konzipiert. Der hat sich, laut Direktor Dirk Menden, zum Ziel gesetzt, über alle Formen des politischen Extremismus aufzuklären. "Dazu gehören einerseits diejenigen, die sich zum Ziel gesetzt haben, ohne Gewaltanwendung das demokratische System zu überwinden", sagt Menden, "andererseits zählen auch militante Formen des Extremismus - bis hin zum Terrorismus - dazu." Die Ausstellung geht auf rechten und linken Extremismus sowie Islamismus ein, soll jedoch auch die Arbeit des Verfassungsschutzes und die Grundlagen der Demokratie erklären. 200 Quadratmeter der Gellersenhalle nehmen die acht Stationen ein.

Landrat Manfred Nahrstedt (SPD) ist es nicht nur wichtig, dass Schule, Familie und Vereine gegen Extremismus zusammenwirken. "Junge Leute müssen einen guten Schul- und Bildungsabschluss und eine berufliche Perspektive haben. Nur das macht sie resistent gegen Rechtsextremismus", sagt er. Rechtsextremismus sei gerade im Landkreis ein wichtiges Thema. Bei der letzten Wahl habe es auch ein Abgeordneter der NPD in den Kreistag geschafft. "Wenn wir nicht aufpassen, hat die NPD bald Fraktionsstärke", warnt Nahrstedt.

Die Antifaschistische Aktion (Antifa) steht der Ausstellung kritisch gegenüber. Olaf Meyer von der Antifa Lüneburg/Uelzen kritisiert, dass die Ausstellung zu pauschal gehalten ist. "Drei Formen von Extremismus werden in der Ausstellung auf eine Stufe gestellt", sagt Meyer. Es werde nicht dargestellt, worin sich Rechts- und Linksextremisten unterscheiden. "Während Nazis die Demokratie abschaffen wollen, wollen Linke mehr Demokratie schaffen", sagt Olaf Meyer. "Die Ausstellung präsentiert extremistische Phänomene bewusst sehr plakativ, um insbesondere junge Menschen anzusprechen", sagt Verfassungsschutzdirektor Dirk Menden dagegen.

Diese Aussage glaubt die Lüneburger Antifa nicht. "Diese Ausstellung zeigt die Ablehnung, wenn es darum geht, über gesellschaftliche Veränderungen zu reden. Die parlamentarische Demokratie wird als einzig richtige Form der Demokratie angesehen, alles andere ist extremistisch", sagt Meyer.

Das sieht auch die Sozialistische Jugend Deutschlands (SJD) - Die Falken so. "Es wird suggeriert, dass alles, was von der politischen Mitte abweicht, gleich schlimm ist", sagt Louis. Der 19-Jährige ist ehrenamtliches Mitglied bei den Falken. Beim Thema Extremismus sind sie sensibel. "Im vergangenen Jahr hat uns der Bundestagsabgeordnete Eckhard Pols extremistisch genannt", sagt Louis. Die Jugendlichen hätten sich durch die Äußerung gebrandmarkt gefühlt. "Wir halten den Verfassungsschutz für notwendig. Die Frage ist nur, wie man ihn anlegt. Man muss sich mit den Ideologien auseinandersetzen, bevor man sie brandmarkt", sagt Louis.

Auch die Linke ist mit der Ausstellung unzufrieden. "Die Inhalte sind politisch gefärbt", sagt Michèl Pauly. Der Verfassungsschutz, so sieht er es, diene nicht dem Schutz der Verfassung, sondern sei ein politisches Instrument, um Interessen durchzusetzen. "In der Ausstellung fehlt eine kritische Selbstbetrachtung der Institution", sagt Pauly. Es werde beispielsweise nicht thematisiert, dass das NPD-Verbot auch an der Durchwirkung der NPD mit Verbindungs-Leuten des Verfassungsschutzes gescheitert sei.

Die Ausstellung "Es betrifft Dich! Demokratie schützen - Gegen Extremismus in Deutschland" ist noch bis Freitag, 1. Juli, in der Reppenstedter Gellersenhalle zu sehen. Geöffnet ist sie montags bis mittwochs 9 bis 16 Uhr, donnerstags 9 bis 19 Uhr und freitags 9 bis 12 Uhr. Der Eintritt ist frei

Das Programm der Samtgemeinde Gellersen zum Thema Extremismus geht weiter. Am Dienstag, 21. Juni, und am Donnerstag, 23. Juni, gibt es jeweils Informationsveranstaltungen zum Thema "Was ich schon immer über Rechts wissen wollte". Die erste Veranstaltung richtet sich an Vereine und Verbände, die in der Jugendarbeit tätig sind, die zweite an alle Bürger. Dann berichtet der Lüneburger Kriminalkommissar Olaf Hose über rechtsextremistische Symbole sowie Parteien und Organisationen. Anmeldungen und Fragen bearbeitet Anke Grzyb per E-Mail: Anke.Grzyb@gellersen.de .

"Extremistische Parteien im Spannungsfeld zwischen Parteienverbot und Versammlungsrecht" ist das Thema bei einer Podiumsdiskussion am Mittwoch, 29. Juni, um 19 Uhr im Forum des Gymnasiums Oedeme.

Das Ende der Veranstaltungsreihe bildet der Jugendkongress "Gegen Extremismus - für Toleranz und Vielfalt" in Heiligenthal am Donnerstag, 30. Juni. Ab 13 Uhr können sich Besucher Präsentationen und Projekte der beteiligten Schüler anschauen.