24-Jähriger wird wegen Falschaussage vom Amtsgericht Lüneburg zu drei Monaten Haft verurteilt

Übermut, Leichtsinn, Selbstüberschätzung - was John D. veranlasst hat, in einer Vernehmung bei der Polizei zuzugeben, dass er mehr weiß, als er sagt: Nun kommt dem 25-Jährigen seine spontane Äußerung teuer zu stehen. Drei Monate Haft hat ihm eingebracht. Gerade als die Polizei zu Einbruchdiebstählen im Osten des Landkreises ermittelte, hatte John D. in seiner Befragung mit Insiderwissen geprahlt. "Ich kann zu jeder der Taten etwas sagen", sagte der junge Mann damals. So steht es im Vernehmungsprotokoll, das er unterschrieben hat. Auch warum er gegenüber der Polizei dicht hält, verrät die Aussage: aus Loyalität zu den Kumpeln und aus Angst, sie könnten sich an ihm rächen.

Weil er nur wenige Monate später in einem Gerichtsverfahren behauptet hatte, bei der Polizei gelogen zu haben, muss er sich nun vor dem Amtsgericht Lüneburg wegen einer Falschaussage verantworten. Der junge Mann, der die hellen Shorts auf Halbmast trägt, hat seine Baseballkappe vor sich auf die Anklagebank gelegt. "Der Polizist hat mich während der Befragung unter Druck gesetzt und mir die Worte im Mund umgedreht. Vor Gericht habe ich mir dann ein Herz gefasst und bin ehrlich gewesen", sagt John D. In Wahrheit wisse er nichts über Einbrüche, Diebstähle und andere Delikte.

Wie er sich erkläre, dass das Gericht seine Ehrlichkeitsoffensive schon damals nicht geglaubt habe, will die Richterin wissen. Der Angeklagte bleibt stur. "So wie es da im Polizeiprotokoll steht, habe ich das nicht gesagt." Der Staatsanwalt rollt mit den Augen: "So kommen Sie hier nicht durch. Und dass Sie jetzt auch noch einem Beamten hier etwas unterstellen wollen, ist doch unterirdisch." John D. zuckt die Schultern, er stand schon häufiger vor Gericht. Im Moment sitzt er eine dreimonatige Haftstrafe wegen Diebstahls ab. Bislang hat der 25-Jährige aus Amt Neuhaus nur eine kriminelle Karriere vorzuweisen. Er ist arbeitslos und vertreibt sich die Zeit mit seinen Kumpels. Immer wieder fallen er und seine Freunde auf, brechen in Gartenlauben ein, stehlen Mopeds.

Die Polizei war der Gruppe auf der Spur, nimmt im Sommer 2010 schließlich seinen besten Freund fest. John D. wird vernommen. Jürgen W., der Polizeikommissar hat damals viele Fragen auf dem Zettel, insgesamt zwei Stunden dauert die Befragung. Der junge Mann behauptet, von den Straftaten nichts zu wissen. Nervös sei er im Gespräch gewesen und alles andere als cool. "Das Wasser lief ihm von der Stirn und seine Hände zitterten", sagte der Beamte, der als Zeuge vor das Gericht in Lüneburg geladen ist. Gegen Ende der Vernehmung, sei dann die Anspannung von ihm abgefallen und er bekam wieder Oberwasser. Als er sah, dass er anscheinend noch einmal davon gekommen war, packte ihn offenbar der Übermut und es kam zu der für John D. letztlich folgenschweren Aussage, dass er doch mehr über die Straftaten wisse. "Als er sah, dass ich notierte, was er sagte, bat er mich sofort, diesen Teil doch lieber wegzulassen. Das habe ich natürlich nicht getan", sagt der Polizeibeamte.

Ohne Nachfragen unterschrieb John D. anschließend alle Seiten des Vernehmungsprotokolls. Für den Staatsanwalt ein klares Zeichen dafür, dass der Angeklagte in keiner Weise zu einer Aussage genötigt wurde. In seinem Plädoyer legt er dar, dass John D. vor Gericht vorsätzlich gelogen habe und fordert eine Freiheitsstrafe von drei Monaten. Die Richterin verurteilt den 25-Jährigen aus Neuhaus dann auch zu drei Monaten Haft. "Zu Ihren Gunsten spricht leider gar nichts: Weder Ihr Verhalten vor Gericht, noch Ihre Vorstrafen und eine günstige Sozialprognose kann ich Ihnen auch nicht stellen", sagt die Vorsitzende in ihrer Begründung. Den jungen Mann aus Neuhaus scheint die Haftstrafe nicht zu kümmern. Auch einige seiner Freunde wurden kürzlich zu Gefängnisstrafen verurteilt.