Lüneburg. Hip-Hop, Elektro und Mitmachaktionen ziehen Musikfans aus ganz Norddeutschland an.

"Alles bleibt anders" war das Motto des diesjährigen Lunatic-Festivals. Zum ersten Mal fand es an zwei aufeinander folgenden Tagen auf dem Leuphana-Campus statt und an einem anderen Ort als üblich. Das kam an: 2500 Karten konnten die Festivalplaner, auch Lunauten genannt, verkaufen.

Die meisten Besucher kamen am Freitag, um den deutschen Rapper Dendemann und die Hip-Hop-Band Blumentopf zu sehen. Zwei Besucher reisten sogar eigens aus Lübeck an, um "Dende" zu sehen. "Wir kommen gerade aus unserem Wendland-Urlaub und haben noch schnell einen Babysitter für die Kinder organisiert", sagte die 37-jährige Petra. Das Paar war schon früher auf Konzerten des Rappers. "Als wir die Plakate gesehen haben, dachten wir uns: Eigentlich müsste man sich den mal wieder anhören", sagte Tobias. Generell war der erste Lunatic-Tag von Sprechgesang geprägt. Das Festival eröffnete die Band "YA-HA!", zu der auch Blumentopf-Rapper Schu gehört.

Schon vor Beginn des Lunatic gab es die erste frohe Botschaft: 2000 Karten waren im Vorverkauf über die Ladentheke gegangen. "Das ist doppelt so viel wie im letzten Jahr und ein Rekord", sagte Thore Debor. Er hat vor acht Jahren mit einigen Freunden das erste Lunatic auf dem Campus organisiert. 2500 Besucher kamen insgesamt zum ersten zweitägigen Lunatic-Festival.

"Wir haben mehr Kombikarten für zwei Tage verkauft als Einzelkarten", sagte Lunautin Sarah Kociok. Der Grund dafür, dass das Festival in diesem Jahr an zwei Tagen stattfand, seien jedoch nicht die schlechten Besucherzahlen des letzten Jahres. "Wir waren nicht die ersten, die das Lunatic auf zwei Tage ausdehnen wollten", sagt sie. Das sei auf dem bisherigen Festivalgelände, dem Parkplatz vor dem Vamos, jedoch nicht möglich gewesen.

Dort soll das neue Audimax entstehen. "Wegen der anstehenden Baumaßnahmen, mussten wir das Gelände wechseln", erklärt Thore Debor. Die Gruppe habe ihr Konzept überarbeitet und sich für die Mensawiese als neuen Festivalplatz entschieden. Nebenan, auf einer kleineren Wiese, hatten die Studenten eine Spielwiese eingerichtet. 17 Vereine und Verbände waren hier zu finden. "Voraussetzung dafür einen Stand auf der Spielwiese zu bekommen war, dass die Leute am Stand selbst tätig werden können", sagte Thore Debor.

Rebecca Noebel, 22, verkaufte auf der Spielwiese Festival-T-Shirts. "In diesem Jahr kann man sein T-Shirt mit sogenannten Stencils individualisieren", sagte sie. Mit Plastikschablonen und Textilfarbe zum Sprühen konnte so jeder sein individuelles Festival-Souvenir entwerfen. In einer ruhigeren Ecke der Spielwiese stand ein Pavillon vollgestopft mit Spielzeug, Kissen und Malsachen. Der Verein Eltern im Studium hatte hier eine Spielecke eingerichtet. "Ich habe von einigen Eltern gehört, dass sie ihre Kinder mit her nehmen", sagte Laura Suronyimpa, 27. Sie und ihre Kollegen spielten mit den Kindern und boten einen Ort zum Ausruhen.

Auch auf der Spielwiese vertreten war der Amnesty-Stand. Die Amnesty-Hochschulinitiative machte zum siebten Mal eine Fotoaktion auf dem Festival. Mit Aussagen wie "Die Gedanken sind frei" konnte sich jeder fotografieren lassen. Die Fotoaktion "Zeig dein Gesicht für Menschenrechte" wird anschließend in der Leuphana ausgestellt.

Zwischen den Bäumen stand der Umbauwagen. Kleinere Bands und Aktionen der Initiativen auf der Spielwiese waren hier zu sehen. Überraschungen waren Teil der Spielwiese. Über den "Wiesenfunk" konnte sich jeder Besucher per Sms eine halbe Stunde vorher über Aktionen informieren lassen, die nicht im Festivalmagazin angekündigt waren. So auch am Samstag, als die Lesebühne Längs eine improvisierte Lesung am Umbauwagen gab.

Den zweiten Lunatic-Tag prägte elektronische Musik und Mundakrobatik. Auf der Hauptbühne gab "ricoloop" seine "Soundbaukastenshow" zum Besten, danach gab es von "Aerodice" am Umbauwagen eine Beatboxshow. Der Besuchermagnet trat jedoch erst um 21.30 Uhr auf: Die Trash-Elektropunker von "Bonaparte" beschlossen das Festival. Auch Ronja Jaspers, Saskia Kämpf und Marleen Krallmann waren aus Hannover nach Lüneburg gekommen um die schrille Band zu sehen. "Von denen haben wir bisher nur Internetvideos gesehen. Die waren ganz schön abgedreht, aber gut", sagte Marleen Krallmann. Die drei Mädchen fanden die familiäre Atmosphäre auf dem Lüneburger Festival gut. "Außerdem ist die Toilettensituation hier besser als auf anderen Festivals", sagt Krallmann.

Auch beim achten Lunatic stand wieder der Nachhaltigkeitsgedanke im Vordergrund. In diesem Jahr haben sich die Festivalmacher das Nachhaltigkeitsthema Leitungswasser ausgesucht. "Für Wasser muss nicht unbedingt gezahlt werden, es ist kein Wirtschaftsgut im eigentlichen Sinne", sagte Lunautin Sarah Kociok. Darum erhalte jeder Festivalbesucher am Eingang eine Flasche des Kooperationspartners "Viva con Agua", die auf dem Festivalgelände mit Leitungswasser aufgefüllt werden könne. "Das Aktionsetikett klärt über das gute Lüneburger Leitungswasser auf und kann nach dem Wochenende als Flaschenpost abgegeben werden", sagte Kociok. Mit dem Fahrrad werden die Flaschen in dieser Woche in Lüneburg verteilt. Auch in diesem Jahr bestand das Catering für die Bands aus regionalen Bio-Produkten, die Anfahrt wurde per CO2-Kompensationsrechnung neutralisiert, die Festivalwerbemittel waren aus Recyclingmaterialien und die T-Shirts aus Bio-Baumwolle.

Die Planung des Lunatic ist ein Seminar an der Leuphana. Den Studenten soll so die Möglichkeit gegeben werden, ein Festival selbst zu planen und durchzuführen. Die 25 bis 30 Festivalplaner dürfen nicht öfter als zwei Mal dabei sein.