Auf den Wochenmärkten gibt es jetzt wieder Kirschen - für 4,80 Euro pro Kilo. Der Preis wird noch niedrieger werden, denn die Ernte fällt gut aus.

Stade/Buxtehude. Dunkelrot, festes Fruchtfleisch und herrlich süß, so mögen wir unsere Kirschen am liebsten. Ein Kilo isst jeder Deutsche im Jahr. Ob in der süßen Variante oder in der säuerlich-frischen: Wenn die ersten Kirschen an den Marktständen der Region angeboten werden, ist der Sommer eindeutig da.

Allein im Alten Land werden Kirschen auf 1360 Hektar angebaut. Dort stehen auch Peter Meiers Bäume. Der 51-Jährige hat einen halben Hektar für seine Kirschen reserviert. Im Jahr erntet er etwa fünf Tonnen Kirschen. In diesen Tagen beginnt bei ihm und seinen Kollegen im Alten Land die Ernte. "In diesem Jahr gibt es sehr viele Kirschen, es war ja sehr früh warm. Wegen der Trockenheit sind die jedoch sehr klein", sagt er.

Damit seine Kirschbäume nicht ganz verdursten, hat er Beregner unter der Erde verlegt. Das Wasser hat es so nicht mehr weit zu den Wurzeln, wo es der Baum aufnimmt. Die Kirschbäume von oben zu wässern, kommt für die Obstbauern im Alten Land gar nicht infrage. "Wenn die reife Frucht Wasser von oben bekommt, platzt sie", erklärt Peter Meier.

Schuld daran ist das Prinzip der Osmose. Das besagt, dass zwei benachbarte Flüssigkeiten immer gleich konzentriert sein wollen. Wenn die Kirsche kurz vor der Reife ist, enthält sie viel Zucker. Sammelt sich jetzt Wasser auf der Kirsche, wird es in sie eingesogen. Denn die Zuckerkristalle sind zu groß, um durch die Haut der Kirsche zu gelangen. Im schlimmsten Fall saugt sich die Kirsche so voll Wasser, dass die Haut dem Druck nicht mehr standhalten kann, sie platzt. Und kann nicht mehr verkauft werden. Besonders neue Züchtungen sind für dieses Problem anfällig. Eine marktgerechte Kirsche ist meist etwa zehn Gramm schwer, die Haut ist dabei sehr gespannt. Extra große Züchtungen wie "Summst" sind sogar im Mittel zwölf Gramm schwer, hier spannt sich die Haut noch mehr.

Inzwischen platzen bei den meisten Landwirten keine Kirschen mehr. "Viele Bauern im Alten Land haben eine Konstruktion mit einer Plane über ihren Bäumen", sagt Peter Meier. Diese sogenannten "Kirschendächer" schützten die roten Früchte nicht nur vor Regen, sondern auch vor Vogelfraß.

Bisher kommen die Kirschen auf den Wochenmärkten meist noch aus südlicheren Ländern wie Italien oder Frankreich. Auch die ersten süddeutschen Kirschen werden bereits verkauft. 4,80 Euro kostet das Kilo. "Zu den besten Kirschzeiten kostet das Kilo etwa 3,40 Euro", sagt Peter Meier. Später in der Saison, wenn die ganz großen Früchte geerntet werden, würde der Kilopreis ansteigen. Geschmacklich sei die Größe der Kirschen jedoch nicht ausschlaggebend. "Die ersten kleinen Kirschen sind genauso süß und fruchtig wie die großen, die es später gibt", sagt Meier.

Süßkirschen lassen sich in zwei Gruppen unterteilen: Die Herzkirschen haben weiches Fleisch und eine rote bis schwarze Farbe. Die Knorpelkrischen dagegen haben hartes Fruchtfleisch und können rot oder sogar gelb sein.

Für welche Sorte man sich auch entscheidet, laut Antje Schlüschen, Ernährungsexpertin aus Buchholz sind die Inhaltsstoffe immer gleich: "Die Kirsche besteht zu über 80 Prozent aus Wasser, ist reich an Beta-Carotin, Vitamin C und Kalium, enthält jedoch auch Zucker." Mit 60 Kilokalorien auf 100 Gramm sind sie ein Schlankobst. Kirschen sind vor allem reich an Anthocyanen, die für die rote Färbung verantwortlich sind und vorbeugend gegen Herzinfarkt und Krebs wirken sollen.

Damit es Kirschen gibt, müssen die Blüten jedoch zunächst befruchtet werden. "Eine reine Kirschbaumplantage macht keinen Sinn", sagt Obstbauer Peter Meier. Stünden irgendwo hektarweise ausschließlich Kirschbäume, würden keine Bienen kommen. "Für die Befruchtung sind Apfel- und Pflaumenbäume in der Nähe wichtig", sagt Meier. Er überlässt nichts dem Zufall: Sechs Bienenvölker eines Imkers hat er gemietet und in seinen Obstwiesen aufstellen lassen.

Wer seine Kirschen auf dem Markt kauft, sollte nicht nur darauf achten, dass die Kirschen eine feste Schale und keine Risse haben. "Frische Kirschen glänzen. Und sie haben einen grünen Stiel", sagt Obstbauer Meier. Der sollte fest in der Frucht verankert sein. Abgezupft wird der am besten erst nach dem Waschen, sonst wäscht sich das Kirscharoma mit aus.

"Kirschen sind sensible Früchte, bei etwa neun Grad fühlen sie sich am wohlsten", sagt Peter Meier. Also direkt nach dem Marktbesuch nach Hause mit den leckeren Früchtchen! Denn lässt man sie zu lange im warmen Auto, fär