Das Musical “Tod im Turm“ soll zu den Hansetagen 2012 uraufgeführt werden. Zur Premiere sollen auch Schüler und Senioren auf der Bühne stehen

Lüneburg. Das weiße Gold hat vermutlich schon so manches Menschenleben auf dem Gewissen: auch das von Lüneburgs Bürgermeister Johann Springintgut. Während des Lüneburger Prälatenkrieges wurde der Mann 1455 eingekerkert und starb unter mysteriösen Umständen nach zwölf Wochen in Haft, er wurde wahrscheinlich vergiftet. Ums Leben gekommen ist er im damals höchsten Turm der Stadt, dessen Fundamente sich noch heute unter der Straße Am Graalwall, Ecke Am Springintgut befinden.

Sein Schicksal und der Zweikampf mit Diderik Schaper, damals Propst von Lüne steht im Mittelpunkt des Musicals "Tod im Turm", das zu den Hansetagen 2012 im Theater Lüneburg zu sehen sein wird. "Wir werden aber keine trockene Geschichtsstunde auf der Bühne veranstalten", sagt Friedrich von Mansberg, Chefdramaturg am Theater Lüneburg. Es geht vielmehr um den Machtkampf zweier Männer, die anfangs befreundet sind, doch einander dann vor dem Hintergrund des damaligen Prälatenkrieges mit allen Mitteln befehden. "Der eigentliche Konflikt zwischen den beiden Hauptpersonen ist zeitlos, auch wenn er bei uns im historischen Gewand gezeigt wird", sagt von Mansberg.

Schulen, Vereine und Chöre in der Stadt sollen sich an der Aufarbeitung dieses Stücks Stadtgeschichte und bei der Umsetzung in das Musical beteiligen können, eingebunden wird beispielsweise der Kammerchor von Sankt Michaelis. "Originalmusik aus dem 15. Jahrhundert wollen wir mit Hilfe von Henning Voss, dem Kantor in Sankt Michaelis, in das Stück integrieren", sagt von Mansberg.

Auf die Idee kam er durch die Doktorarbeit, die Silke Springensguth, eine Nachfahrin des Bürgermeisters von Springintgut, im Jahr 2007 über den geheimnisvollen Tod ihres Vorfahren vorlegte: im mittelalterlichen Prälatenkrieg kam es zum Streit zwischen dem Rat der Stadt und den Geistlichen, die seinerzeit ebenfalls Eigentümer der Lüneburger Sülzpfannen waren. Wie so oft ging es auch hier um das Thema Geld: schon damals hoch verschuldet, sollte die Stadt auf Weisung der Landesherren Einkünfte aus der Saline zum Schuldenabbau einsetzen. Auch Geistliche waren Inhaber der Salzrechte und die weigerten sich zunächst, in die eigene Tasche zu greifen.

"Es existieren noch detaillierte Aufzeichnungen über diesen Konflikt in den Unterlagen des Rates der Stadt. Die ehemalige Stadtarchivarin Uta Reinhardt hat uns bei der Aufarbeitung der Episode aus der Stadtgeschichte geholfen", sagt von Mansberg.

Am 5. Mai im kommenden Jahr soll das Musical im Theater Lüneburg seine Premiere haben. Die Regie bei den zehn geplanten Aufführungen wird Nilufar Münzing führen, die ein ähnliches Projekt am Stadttheater Fürth bei Nürnberg bereits umgesetzt hat. "Bahn frei" hieß das Musical, das wir dort inszeniert haben. Es ging um das Jubiläum von Deutschlands erster Eisenbahnstrecke zwischen Nürnberg und Fürth", sagt Münzing. In Fürth arbeitete sie mit dem Komponisten Thilo Wolf zusammen, der jetzt auch in Lüneburg die Musik für den "Tod im Turm" komponieren wird.

"Thilo Wolf hat eine eigene Bigband, seine musikalische Heimat ist der Jazz. Hier in Lüneburg werden wir wohl aber eher rockiges von ihm hören", meint Nilufar Münzing.

Am 8. Juni beginnt der erste Worksshop mit dem Komponisten und den Darstellern des Musicals, im August dieses Jahres soll die Musik fertig sein - die Proben beginnen im Januar 2012. Opernsänger Karl Schneider wird ebenso auf der Bühne stehen wie die Sängerin Elisabeth Sikora, aber auch viele Lüneburger Laien werden ihren Beitrag leisten. Eine Stadt macht Musical - das ist daher auch der Untertitel der geplanten Produktion.

"Das Ganze ist der bewusste Versuch, eine Theaterproduktion in die Stadt zu tragen und möglichst viele Partner einzubinden. Es wird auf jeden Fall wieder ein Angebot zur Zusammenarbeit an die Lüneburger Schulen dazu geben, aber auch ein Projekt mit Senioren, die die Stadt Lüneburg aus der Sicht in ihrer Jugend beschreiben", sagt von Mansberg. Die Leuphana, der Arbeitskreis Lüneburger Altstadt und das deutsche Salzmuseum, alle diese Institutionen sollen für eine Mitarbeit gewonnen werden. Ein ganzes Jahr voller Aktivitäten liegt bis dahin noch vor den Beteiligten: danach darf noch einmal um das weiße Gold in Lüneburgs Tiefen gekämpft werden - wenn auch nur auf der Bühne.

Mehr Informationen zu dem Projekt gibt es unter der Telefonnummer: 04131/75 22 50.