Mit Werbespots sollen 21 Achtklässler lernen, was es heißt Verantwortung zu übernehmen und im Team zu arbeiten

Lüneburg. "Kamera läuft, Action!", sagt Regisseurin Laura Föllmer, "Alex, wirf!" Alex wirft einen Ball nach oben ins Klettergerüst. Dort stehen drei Jungen, einer soll den Ball wegschießen. Aber Alex hat nicht hoch genug geworfen. "Cut! Nochmal!", sagt Laura. Was klingt wie ein echter Filmdreh, ist eine Projektwoche der Hauptschule Stadtmitte.

In deren Rahmen dreht die Klasse 8a einen Werbefilm über ihre Schule. Technisch unterstützt werden die 21 Jugendlichen von Medienpädagogen der Mobilen Medienarbeit der Falken. "Die Jugendlichen arbeiten selbstständig, vom Konzept bis zum Schnitt", sagt Medienpädagoge Christian Seiberth. Bis Freitag produziert er mit den Jugendlichen zwei 30-Sekunden-Spots. "Jeder hat feste Zuständigkeiten, wir halten uns im Hintergrund und helfen nur, wenn es nötig ist", sagt der 32-Jährige. Die Klasse wurde in zwei Gruppen geteilt, jede Gruppe produziert ihren eigenen Film. "Werbung ist ein schwieriges Genre. Man muss viel mit Abstraktion arbeiten, weil man dazu keine Geschichte erzählen kann", sagt Christian Seibert. Diese schwierige Aufgabe hätten die Jugendlichen gut gemeistert.

Die ersten Tage waren sehr theorielastig. Für ihre Zielgruppe zugeschnitten - Eltern die ihr Kind an einer Hauptschule anmelden möchten - mussten sich die 14- bis 16-Jährigen überzeugende Argumente überlegen. Die sollten sie dann in einem Slogan zusammenfassen und ein Drehbuch schreiben, gestern war Drehtag, heute schneiden die Jugendlichen ihr Rohmaterial und legen passende Musik und Geräusche unter die Bilder. Morgensollen den anderen Schülern die fertigen Werke gezeigt werden. Danach werden sie auf ein Videoportal geladen und in die Schulhomepage eingebettet.

"Am schwierigsten war es, das Drehbuch zu schreiben", sagt Laura Föllmer. "Wir haben ganz schön darüber diskutiert." "Lebendige Schule am Wasserturm" unter diesem Slogan produzieren Laura und ihre Gruppe nun ihren Werbefilm. Wichtig ist ihnen, die besten Plätze an ihrer Schule zu zeigen - und viel Bewegung. Dazu gehört auch die zweite Szene, in der ein Ball mit einem Steilschuss in die Luft gebracht werden soll. Sechs Anläufe brauchen die Schüler um ihre Szene zu drehen. "Das Lachen können sich die Darsteller schon ganz gut verkneifen", sagt Laura, "meistens wird der Ball nicht getroffen oder ich vergesse ,Cut' zu sagen".

Unter dem Titel "Hier fühl' ich mich wohl. Hauptschule Stadtmitte - was sonst?" läuft parallel die Produktion unter der Regie von Dominik Rudnik. "Wir wollten etwas im Zeitraffer machen", sagt der 14-Jährige. Ausgehend von diesem Effekt haben sich die Jungen und Mädchen eine Handlung überlegt. In ihrem Film denkt ein Protagonist in der Schule über die Schule nach. Er steht an verschiedenen Orten im Gebäude und auf dem Hof, während im Zeitraffer um ihn herum Kinder laufen. "Dafür haben wir die Fünftklässler gefragt, ob sie mitmachen wollen", sagt Dominik Rudnik. Am Schluss steht der Protagonist allein vor dem Haupteingang der Schule.

"Ich war überrascht, wie schnell die Schüler sich in die Eltern hineinversetzt haben und spezielle Inhalte für ihre Zielgruppe erdacht haben", sagt Sozialpädagogin Stefanie Owsinski. Doch nicht nur abstraktes Denken und Kreativität soll durch das Projekt gefördert werden. "In erster Linie sollen die Schüler Teamarbeit und Verantwortung lernen", sagt einer der Klassenlehrer, Stefan Tretow-Zimmermann, "nebenbei können wir das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl der Mädchen und Jungen stärken."

In das Thema eingestiegen sind die Schüler schon vor zwei Wochen in. Sie mussten Werbung kritisch beurteilen. "Wir haben geschaut wie Werbung funktioniert, welche Hauptargumente es in den Spots gibt", sagt Sozialpädagogin Stefanie Owsinski. Außerdem seien die Schüler überrascht gewesen, wie oft sie unbewusste Werbeträger für eine Marke seien.

"In den letzten paar Tagen habe ich viel Teamarbeit gelernt", sagt Regisseur Dominik Rudnik. Ihm mache es Spaß, die Leute an die richtigen Plätze zu stellen und Verbesserungsvorschläge zu machen. "Ich könnte mir auch vorstellen später in der Werbung zu arbeiten, das ist alles so spannend", sagt der 14-Jährige. Dann drehen er und seine Gruppe die nächste Szene. Für zehn Sekunden Film im Zeitraffer müssen 30 Sekunden Material gedreht werden. Bis um 16 Uhr müssen alle sechs Szenen im Kasten sein, dann ist Drehschluss für das Projekt Werbefilm.