Gutachter befragen Menschen in Neu Darchau zur Elbbrücke. 150 bis 200 Haushalte in der Gemeinde erhalten Besuch

Neu Darchau. Die geplante Elbbrücke, die eines Tages das Amt Neuhaus mit dem Rest des Landkreises Lüneburg verbinden soll, bleibt umstritten. Vor allem in Neu Darchau trennt sie die Bürger in Befürworter und Gegner. Durch den Neu Darchauer Ortsteil Katemin soll die Trasse verlaufen. Um das Stimmungsbild auszuloten, wird noch in diesem Monat eine Bürgerbefragung beginnen, deren Ergebnis in die Planung der Brücke einfließen soll.

Lüneburgs Erster Kreisrat Jürgen Krumböhmer sagt, diese Vorgehensweise sei neu. "Der Landkreis als Bauherr möchte wissen, was die von dem Bau der Brücke direkt Betroffenen denken, weil wir nicht über die Köpfe der Menschen hinweg planen wollen. Deshalb möchten wir die Bürgerbeteiligung", so Krumböhmer. Einen Bürgerentscheid über den Brückenbau wird es jedoch nicht geben. "Auch wenn ich nichts dagegen hätte. Aber es gibt Grenzen, weil die Brücke vor allem mit Bundesmitteln errichtet wird, und ein Bürgerentscheid in einem solchen Fall nicht möglich ist."

Noch diesen und kommenden Monat werden geschulte Interviewer von Haustür zu Haustür in der Gemeinde gehen, um die Neu Darchauer zu befragen. Auch Passanten auf der Straße werden zum Thema Elbbrücke angesprochen. Federführend ist das Institut Georg und Ottenströer aus Hamburg, das die regionalwirtschaftlichen Auswirkungen der Brücke untersucht und in das Gutachten die Bürgermeinung einfließen lassen wird. "Sollte sich danach herausstellen, dass die Brücke keinen Sinn macht, werden wir es der Politik sagen", so Krumböhmer.

Doch zunächst sind die Interviewer an der Reihe. Achim Georg, Geschäftsführer des Hamburger Instituts, sagt, die Befragung laufe nach erprobten empirischen Methoden ab. "150 bis 200 der etwa 800 Haushalte in Neu Darchau werden bei der Stichprobe befragt", so Georg. Das sei ausreichend, um die verschiedenen Sichtweisen zu erfassen. "Wir fragen, um die Situation im Ort einschätzen zu können", sagt er.

Neu Darchaus Bürgermeister Ralf Hinneberg (CDU) begrüßt das geplante Verfahren eindeutig: "Es ist besser, die Leute persönlich zu Hause zu befragen als bei öffentlichen Großveranstaltungen, weil sich viele bei Versammlungen nicht trauen, ehrlich ihre Meinung zu sagen."

Pro und kontra der Brücke betrachtet das Hamburger Institut nicht nur aus Sicht der regionalen Wirtschaft, sondern auch aus städtebaulicher Perspektive. Georg: "Dazu gehört unter anderem, die Chancen, Risiken und Effekte für den Arbeits- und Wohnungsmarkt, den Gewerbestandort Neu Darchau, den Einzelhandel und den Tourismus herauszuarbeiten." Die Untersuchung beschränke sich auf die Gemeinde, weil der Brückenschlag in Neu Darchau stattfindet, sagt er.

Bis Ende August soll das Ergebnis der Untersuchung vorliegen, in die dann auch die Bürgerbefragung bereits eingeflossen sein wird.

Bevor das Projekt jedoch Baureife erreicht, mit der Krumböhmer 2015 rechnet, müssen bei der Finanzierung des 45-Millionen-Euro-Projektes noch Lücken geschlossen werden. Aktuell fehlt eine Million Euro. Nachdem das Land, wie berichtet, eine Beteiligung an den Baukosten von maximal 2,3 Millionen Euro zugesagt und damit den Landkreis verärgert hatte, weil eine höhere Summe aus Hannover erwartet worden war, gibt es jetzt auch Kritik vom CDU-Gemeindeverband Elbe.

Vorsitzender Jörg Sohst aus Bleckede hat seinem Parteifreund Ministerpräsident David McAllister geschrieben. Er kritisiert in dem Brief, dass sich das Land nicht an den Unterhaltungskosten für die Brücke beteiligen will, und nur 2,3 Millionen Euro anbietet. Der Gemeindeverband ist von der Position der schwarz-gelben Landesregierung enttäuscht. "Wir hätten mehr Einfühlungsvermögen in die Bedeutung der Elbbrücke für den Nordosten Niedersachsen erwartet. Schließlich wird sie Motor für eine regionalwirtschaftliche Aufwärtsentwicklung in dieser strukturschwachen Region sein", sagt Sohst. Vielleicht wurde in Hannover auch nicht ausreichend gewürdigt, welche Bedeutung sie für das Zusammenwachsen der Menschen in Ost und West hat, so Sohst weiter. "Und welche Hoffnungen vor allem unsere Mitbürger in Amt Neuhaus seit den 1990er-Jahren an die Brücke knüpfen."