KISS hält am Konzept für alte Musikschule fest und plant neue Aktivitäten

Lüneburg. Die Front bröckelt, so scheint es: im vergangenen Herbst hatten sich Kulturschaffende aus der Stadt in der Initiative KISS (Kunst sucht Innenstadt) zusammengetan. Ihr Ziel: sie wollen in der Innenstadt Raum für künstlerische und soziale Aktivitäten schaffen. Als Ort dafür wurde die alte Musikschule An der Münze ins Auge gefasst, die nach Fertigstellung des Kultur- und Bildungszentrums Saline frei werden wird.

Schnell jedoch wurde klar: die Stadt hat mit dem Gebäude andere Pläne. Dort favorisiert man den Aufbau eines Kulturzentrums auf dem Gelände der ehemaligen Standortverwaltung, im Speicherviertel am Meisterweg. Kurt Bader, einer der Hauptaktiven bei KISS, spürt inzwischen einen Mangel an Unterstützung aus den eigenen Reihen. "Es gibt durchaus noch Interessierte in unseren Reihen, aber es fehlt an einer kontinuierlichen Unterstützung. Jan Baylon und ich können nicht die ganze Zeit den Motor der Bewegung bilden, die Initiative muss auf breiter Basis stehen", sagt er.

Aufgeben will er sein Vorhaben aber nicht. "Es liegt auch daran, dass Künstler Individualisten sind. Gesellschaftspolitik machen sie nicht gerne, Sie haben eher eine pragmatische Haltung. Leider kommt von der Kommunalpolitik und der Stadt in unserer Angelegenheit auch wenig - nur die Partei der Linken unterstützt uns vorbehaltlos, auch dort sieht man den Bedarf für ein Kulturzentrum in der Innenstadt, das auch soziale Angebote macht", sagt Bader.

Mit neuen Aktionen am 1. Mai und am 27. August will er weiter auf sein Anliegen aufmerksam machen. Am 27. August erwartet er im Rahmen einer Kunstmesse in der Innenstadt Besuch von Künstlern aus den Niederlanden, die dort bereits ein freies Kunstzentrum betreiben. Sie werden ihr Konzept vorstellen. "Woher das Geld für die alte Bäckerei im Speicherviertel kommen soll, weiß man bisher ja auch nicht. Und wenn, dann werden die Pläne voraussichtlich erst in zwei Jahren realisiert werden können", sagt Bader.

Die Politik allerdings hat sich offenbar festgelegt: die Fraktionen der Grünen favorisiert eindeutig den Standort im alten Speicherviertel. Und auch Friedrich von Mansberg (SPD), Vorsitzender des Kulturausschusses der Stadt, setzt klar auf das Gebäude der ehemaligen Standortverwaltung des Bundes. "Die Räumlichkeiten dort sind interessanter - und schließlich ist die alte Bäckerei auch nur 1,4 Kilometer vom Rathaus entfernt. Natürlich werden wir für die Realisierung der Pläne in finanzieller Hinsicht alle Kräfte anspannen müssen. Es gibt erste Ansätze für eine finanzielle Planung unter Einbeziehung beispielsweise der Sparkassenstiftung und der Lüwobau. Wir hoffen auch, dass die Sanierungsprogramme des Bundes im Rahmen des Städtebauprogramms wieder hochgefahren werden, aber wir befinden uns erst in einer ersten Planungsphase", sagt von Mansberg.