Das Seminar Freiwilligen-Management gibt Antworten auf neue Herausforderungen

Lüneburg. Ohne Ehrenamtliche geht nichts. Diese Erkenntnis ist nicht neu, weshalb 2011 auch zum Europäischen Jahr für Ehrenamtlichkeit ausgerufen wurde. Neu ist aber, wer sich da so freiwillig und unentgeltlich engagiert - und für welche Aufgaben. Die FreiwilligenAgentur des Paritätischen Lüneburg und der Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen (VNB) in Lüneburg veranstalten deshalb gemeinsam ein Seminar zum Thema Freiwilligen-Management.

Es ist vor allem das Wer, bei dem sich in den vergangenen Jahren einiges getan hat. Denn während früher hauptsächlich ältere Menschen ihrem Rentneralltag ein wenig Abwechslung einhauchen wollten, seien es nun in erster Linie jüngere Leute, die sich ehrenamtlich betätigen, sagt Anke Baumgarten von der FreiwilligenAgentur. Zum einen erkundigten sich viele Frauen zwischen 45 und 55 bei ihr. Frauen, deren Kinder selbstständig geworden sind und denen der Wiedereinstieg ins Berufsleben schwerfällt. Und dann gebe es auch viele Studenten, die ihren Lebenslauf aufpeppen wollten - der Arbeitsmarkt ist hart, und ehrenamtliches Engagement gern gesehen.

Ein ganz neuer Trend: Es gibt immer mehr Erwerbslose und psychisch Kranke, die ehrenamtlich arbeiten wollten. Psychisch Kranke? Ja, meint Baumgarten: "Ich habe zum Beispiel einen 28-Jährigen mit einem starken Waschzwang, der deswegen nicht arbeiten kann, aber trotzdem etwas Sinnvolles tun möchte."

Etwas Sinnvolles tun - das sei wohl die Hauptmotivation, glaubt Baumgarten. Denn in einer kälter und härter werdenden Gesellschaft, in der familiäre und berufliche Sicherheiten zunehmend abhanden kommen, besinne sich so mancher alter Werte und wolle seinem Nächsten helfen. Oder durch eine bodenständige Aufgabe wieder Boden unter die Füße bekommen. Baumgarten: "Ich habe einen Manager in meiner Kartei, der sich einmal pro Woche um Behinderte kümmert - weil er mal was mit 'normalen' Leuten machen möchte, die nicht im Management-Zirkus durchdrehen."

Behindertenbetreuung - gemeint ist hier nicht die Pflege, sondern Hilfe im Haushalt oder bei der Freizeitgestaltung - ist einer der Bereiche, in denen ehrenamtliche Unterstützung stark nachgefragt ist. Auch Senioren brauchen ehrenamtlich Engagierte: zum Beispiel zum Vorlesen, zum gemeinsamen Singen oder einfach zum Reden.

Umweltorganisationen wie der Nabu suchen ebenfalls häufig Helfer. Überdies gebe es Kinder mit Schwierigkeiten in der Schule, denen beispielsweise gemeinsames Lesen oder Hausaufgaben-Hilfe das Leben erleichtern. Die Möglichkeiten zum ehrenamtlichen Engagement sind weitreichend, für jeden gibt es etwas Passendes.

Der Wandel im Ehrenamt bringt aber auch Schwierigkeiten mit sich. "Die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen birgt reichlich Konfliktpotenzial", sagt Tina Scheef vom VNB. "Nicht selten endet so ein ehrenamtliches Engagement sogar frustrierend für beide Seiten, den Helfer und die Organisation."

Wie geht man also richtig mit Ehrenamtlichen um? Wie kann man sie langfristig binden, so dass ein fruchtbares Miteinander entsteht? Wie finde ich den richtigen Ehrenamtlichen - denn nicht jeder passt schließlich zu jeder Organisation oder Aufgabe?

Alle diese und noch mehr Fragen behandelt ein in Lüneburg völlig neues Seminar, dessen Konzept Tina Scheef und Anke Baumgarten gemeinsam erarbeitet haben. "Freiwilligen-Management" lautet der Titel der Fortbildung, die am 16. Mai in den Räumen des Paritätischen Lüneburg startet. Viermal für jeweils zwei Tage treffen sich Verantwortliche aus gemeinnützigen Organisationen bis September, um den richtigen Umgang mit Ehrenamtlichen zu lernen - damit das Engagement wirklich ein sinnvolles ist.

Die Teilnahme am Seminar kostet 550 Euro, staatliche Zuschüsse sind möglich. Informationen dazu und zu den genauen Inhalten erteilt Tina Scheef vom VNB unter der Telefonnummer 04131/774 01 04.

www.vnb.de , www.lueneburg.paritaetischer.de