Vor genau 50 Jahren fanden in Deutschland die ersten Ostermärsche statt.

Seitdem demonstrieren jedes Jahr Friedensaktivisten gegen Krieg und Atomwaffen. Doch die Bewegung hat sich im wahrsten Sinne des Wortes totgelaufen - in diesem Jahr nahmen nur wenige Bürger an den traditionellen Friedensmärschen teil, in Lüneburg fand gar keiner statt.

Sicher: Libyen, Syrien und Afghanistan sind weit weg. Krümmel dagegen liegt praktisch vor der Haustür. Und so ist es nicht weiter verwunderlich, wenn sich die Osterdemonstrationen in diesem Jahr in erster Linie gegen die Atomkraft richten. Denn nicht nur die Katastrophe in Fukushima hat die Bürger aufgerüttelt - am heutigen Dienstag jährt sich auch der Super-GAU von Tschernobyl zum 25. Mal.

Doch auch schon vor Fukushima schien sich ein neues politisches Engagement der Deutschen abzuzeichnen: Noch nie protestierten im Wendland so viele Atomkraftgegner gegen die Castor-Transporte wie im vergangenen November, und noch nie taten sie es so erbittert.

Das herrliche, frühsommerliche Osterwetter hat sicher auch zur hohen Beteiligung an der Fahrradtour des VCD-Regionalverbands Elbe-Heide von Lüneburg zum AKW Krümmel beigetragen. Denn was gibt es Schöneres, als sich bei Sonnenschein aufs Fahrrad zu schwingen? Und dann auch noch für einen guten Zweck?

Es ist zwar schade, dass die traditionellen Friedensmärsche nur noch so wenig Zulauf finden. Dennoch ist es offenbar so, dass die Deutschen die lähmende Politikverdrossenheit der vergangenen Jahre langsam abschütteln und wieder aktiv für ihre Meinung einstehen - zumindest, wenn die Sonne scheint und sie direkt betroffen sind. Und das ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung.