Eine Firma aus der Lausitz will Woll-Pellets als Alternative für Gärtner auf den Markt bringen

Schneverdingen. Im Jahr 2008 musste die einzige Wollkämmerei Deutschlands in Bremen ihre Tore endgültig schließen: für das 125 Jahre alte Traditionsunternehmen war die Produktion aufgrund der Konkurrenz aus Asien nicht mehr rentabel. Seitdem hatten Schäfer in ganz Deutschland Probleme, die Wolle ihrer Tiere loszuwerden. Auch in der Lüneburger Heide, wo Hunderte von Heidschnucken regelmäßig die Heidelandschaft pflegen, gab es kaum noch Abnehmer für die Wolle der Tiere.

"Auf unserem Hof wurden wir unsere Wolle gerade noch los, aber große Gewinne brachte das nicht. Die eher grobe Wolle der Heidschnucken ist bestenfalls noch geeignet, um Teppiche daraus zu machen. Zu anderem taugt sie kaum", sagt Andreas Koopmann, Leiter des Landschaftspflegehofs Tütsberg bei Schneverdingen, der von der Stiftung Naturschutzpark Lüneburger Heide e.V. betrieben wird.

Jedes der rund 3000 Tiere produziert dort jeweils 1 Kilogramm Wolle pro Jahr - bei der Vermarktung dieses Rohstoffs versucht man jetzt, ganz neue Wege zu gehen. Das Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte an der Humboldt-Universität in Berlin hat ein Verfahren entwickelt, mit dem aus Schafwolle Dünger wird. "Im Moment gibt es von diesem Dünger nur kleinere Chargen, aber eine Firma in Lauchhammer in der Lausitz will eine Produktionsanlage für die Düngepellets aus Schafwolle bauen. Die Wolle ist einfach zu schade, um sie wegzuwerfen", sagt Diplom-Ingenieurin Susanne Herfort von der Humboldt-Universität in Berlin. Das wollige Kleid der Schafe enthält nämlich 10 Prozent Stickstoff, fünf Prozent Kalium und zwei Prozent Schwefel - und ist damit für den Einsatz im privaten Garten und auch im gewerblichen Gartenbau gut geeignet: etwa als Alternative zu Hornspänen oder Hornmehl, das schon jetzt in vielen Gärten als Dünger genutzt wird. "Die kleinen Pellets sind streufähig und haben bei Langzeitversuchen im Vergleich mit anderen organischen Düngern gut abgeschnitten", sagt Herfort, an deren Institut man sich bereits seit dem Jahr 2000 mit den Verwertungsmöglichkeiten für Schafswolle beschäftigt. Erste Erfahrungen auf diesem Gebiet sammelt man seit dem letzten Herbst auch auf dem Landschaftspflegehof Tütsberg in der Lüneburger Heide. "Versuche haben wir gemacht, wenn auch vorerst im kleinerem Umfang. Die ersten Pellets haben wir bereits gesehen, von der Qualität scheinen sie uns in Ordnung zu sein. Wir stehen weiterhin in Kontakt mit der Firma in der Lausitz, die dieses Verfahren demnächst in größerem Umfang betreiben will", sagt Andreas Koopmann.

Außer für die Wolle seiner Schafe konnte er sich auch für das Heidekraut, das regelmäßig im Naturschutzpark gemäht werden muss, eine neue Form der Weiterverwendung vorstellen. "Das Heidekraut könnte man zukünftig als Heizmaterial verwenden. Mähen müssen wir die Heide ja ohnehin", sagt Koopmann. 17 bis 20 000 Tonnen Heidekraut pro Jahr fallen bei Landschaftspflegemaßnahmen des Vereins Naturschutzparks Lüneburger Heide an - sie könnten in 4000 Tonnen Heizmaterial verwandelt werden.

Diese Form von Heizmaterial könnte die heiß begehrten Holzpellets ergänzen, denn Heidepflanzen - zumeist handelt es sich um Besenheide - müssen in der Regel ohnehin nach 20 bis 25 Jahren entfernt werden. Durch die so genannte Mahd werden sie aufwendig aus dem Boden geholt - oder aber die Flächen werden im Winterhalbjahr abgebrannt. "Anderenfalls würde das Heidekraut überaltern. Die Kulturlandschaft, die wir als Lüneburger Heide kennen, braucht regelmäßige Pflege. Ohne die Heidschnucken und ohne die Entfernung überalterter Heidepflanzen würden die Gräser Überhand nehmen. Sie würden die Heide überwuchern und zurückdrängen", sagt Koopmann. Doch bevor die Reste der Besenheide sich noch einmal als Heizmaterial nützlich machen können, müssten sie getrocknet, gepresst, verkleinert und zu Hackschnitzeln komprimiert werden. "Die Verarbeitungskosten dafür sollten natürlich im Rahmen bleiben. Das müsste man erst einmal gründlich durchrechnen", erklärt Koopmann.