Mehrheit will erst das neue Klimakonzept abwarten, das im Mai vorliegen soll. Grüne und SPD wollen jetzt ein Zeichen setzen

Buchholz. Bei der jüngsten Sitzung des Buchholzer Stadtrates gingen die Meinungen über die zukünftige Energieversorgung der Stadt weit auseinander. Auslöser war ein Antrag der SPD- und der Grünen-Fraktion. Sie forderten, dass Buchholz in Zukunft für alle öffentlichen Gebäude zu 100 Prozent Ökostrom bezieht - nach einer hitzigen Diskussion wurde der Antrag von der Mehrheit abgelehnt.

Zunächst waren sich die Fraktionen noch einig: Das Atomzeitalter sei vorbei, der Ausstieg aus dieser Technologie notwendig. Deshalb müssten die Kommunen mit gutem Beispiel vorangehen, begründete SPD-Fraktionschef Wolfgang Niesler den Antrag. Es gehe um das gute Vorbild, betonte Gabriele Wenker, Fraktionschefin der Grünen. Die Katastrophe in Japan habe gezeigt, was passieren könne, sagte Joachim Zinnecker (Grüne). Auch er sei für den Ausstieg, sagte der Fraktionschef der CDU, Ortgis Brandt. "Aber für Symbolpolitik ist mir das Geld zu schade." Es sei vernünftiger, das Klimakonzept für Buchholz abzuwarten, das im Mai vorgestellt werden soll.

"Wir sind eigentlich Vorreiter in der Förderung alternativer Energien", sagte Bürgermeister Wilfried Geiger (CDU). Zwar sei auch er mittlerweile für den Ausstieg aus der Atomkraft - aber mit Bedacht. "Wir müssen gut abwägen, welche Folgen das für die Bürger hat", sagte Geiger mit dem Hinweis, dass es bereits Stimmen von Naturschutzgegner gebe, die sich gegen Windkraftanlagen und die damit verbundenen Leitungen aussprächen. Er setze vielmehr auf das Klimakonzept, in dem es auch um die Nutzung alternativer Energien gehe.

Der FDP-Fraktionschef Arno Reglitzky verwies darauf, dass ein Umstieg auf Ökostrom Mehrkosten für die Stadt bedeuten würde. Dieses Geld solle lieber vor Ort für den Ausbau regenerativer Energien eingesetzt werden. Reglitzky: "Durch einen Wechsel ändern wir nichts an der Produktion, zahlen aber etwa 10 000 Euro mehr pro Jahr." Das seien jährlich gerade einmal 25 Cent pro Einwohner, rechnete Joachim Zinnecker vor. Ein Haushalt bezahle im Jahr für Ökostrom im Durchschnitt etwa drei Euro mehr.

Gerade durch kleine Schritte könnte jeder etwas verändern, sagte dagegen Christoph Selke (SPD). An seine Politikerkollegen und die anwesenden Bürger gewandt, zitierte er den französischen Résistancekämpfer Stéphane Hessel: "Empört euch!" Bis auf eine Enthaltung stimmten die 18 anwesenden Mitglieder der Fraktionen von CDU und FDP gegen den Antrag. 14 Ja-Stimmen reichten für einen Ausstieg in Buchholz nicht aus.