Ein echtes Multitalent in Sachen Kunst

Der Lüneburger Till Stetzler ist als Bildhauer, Maler und Möbeldesigner tätig. Besonders gern schafft er individuelle Badezimmermöbel

Lüneburg. Das Studium der Kulturwissenschaft führte ihn von Wertheim am Main nach Lüneburg, und weil die alte Salzstadt ihm gut gefiel, ist er geblieben: Till Stetzler bereichert die Region seit 20 Jahren mit seinen Kunstwerken. Er malt nicht nur, er arbeitet auch als Bildhauer, gestaltet Möbel und stellt sie nach den Wünschen seiner Kunden her.

Vielseitigkeit ist sein Markenzeichen - vielleicht auch, weil er weiß, dass es gerade die von ihm bevorzugten Skulpturen im Kunstbetrieb nicht immer leicht haben. "Es ist nicht einfach, die Menschen dafür zu begeistern. Eine Skulptur herzustellen ist aufwendig, so ein Kunstwerk braucht Raum, um sich zu entfalten. Ein Bild ist leichter unterzubringen", sagt er. Dennoch beschäftigt er sich leidenschaftlich mit Steinen und dem, was sie auszudrücken vermögen.

"Jeder Stein ist eine Herausforderung. Mit dem Material muss man sich anfreunden. Der Stein gibt nichts von sich aus preis, er lässt sich nicht einfach in eine Form zwingen, die er nicht annehmen kann oder will", meint Stetzler. Die Dreidimensionalität der Bildhauerei reizt ihn und bringt ihn dazu, sich immer wieder Skulpturen zu beschäftigen: mit Erfolg, denn im letzten Sommer zeigte er seine Werke in einer Berliner Galerie. "Man muss ein Gefühl dafür entwickeln, was in dem Stein steckt. Die besten Chancen hat ein Bildhauer, wenn er sich dem Charakter des Materials angepasst. Es gibt phänomenale Steine. Ich sammle sie, wenn ich am Strand oder auf dem Acker ein besonders schönes Exemplar finde", sagt Till Stetzler.

"Sichtbar zu machen, was an Zartheit in einem scheinbar unscheinbarem Stein mit rauer Schale steckt, das ist die Herausforderung, die mich dazu veranlasst, eine Geduld aufzubringen, die ich sonst oft nicht habe", sagt er. Auch das war ein Grund, mit befreundeten Künstlern unter dem Titel "Seen-Sucht" einen Skulpturenpfad an der Ostsee ins Leben zu rufen.

Gelernt hat Stetzler das Handwerk vor sechs Jahren bei dem Lüneburger Bildhauer Ivo Gohsmann, der eine Werkstatt an der Wittenberger Bahn nahe dem Bahnhof betreibt. Skulpturen von Till Stetzler sind in Lüneburg in der Baumstraße zu sehen, wo er sich mit seinen Werken an der Steinmeile beteiligt hat.

Doch Bildhauerei ist längst nicht alles, womit er sich beschäftigt. Seit 15 Jahren malt er, vor allen Dingen abstrakte Motive. "Früher habe ich mit der Malerei den eigenen Emotionen Ausdruck verliehen. Darum geht es mir heute nicht mehr, ich als Person bin unwichtig. Heute orientiere ich mich an meine Motiv und dem Material, das ich verwende. Der Raum spielt eine große Rolle. Den Menschen zu erreichen, ihn mit dem Ergebnis meiner Arbeit zu berühren, das ist mir wichtig", sagt er.

Auch Möbel entwirft und gestaltet der Lüneburger nach den Wünschen seiner Kunden. Vor allen Dingen Küchenzeilen und individuelle Badezimmermöbel gestaltet er gern. Auch hier arbeitet er in vielen Fällen mit seinen Lieblingsmaterial, dem Stein.

"Tadelakt verwende ich zum Beispiel neuerdings sehr oft, das ist eine marokkanische Kalkspachteltechnik. Die bearbeiteten Oberflächen werden nicht mit dem Spachtel, sondern mit einem Edelstein verdichtet. Dabei entsteht eine ganz typische, wolkig wirkende Oberfläche. Das Material enthält feinsten Muschelkalk, der ist gut für Küche und Bad geeignet", sagt Stetzler.

Auch das ist noch nicht alles, was der Lüneburger an Arbeit leistet. Da er in Bremen auch Kunsttherapie und Kunstpädagogik studiert hat, arbeitet er außerdem als Kunsttherapeut im Landkreis Harburg: Dort leitet er Malgruppen und eine Holzwerkstatt.

"Meine Tage haben immer zu wenig Stunden", sagte er und lacht, denn wenn auch wenn zurzeit die Bildhauerei im Vordergrund steht, würde er gern wieder öfter malen. Dass er bei dem Arbeitspensum viel unterwegs ist, versteht sich von selbst. Wer ihn erreichen will, sollte am besten anrufen - denn Zeit, um seine Mails zu lesen, hat Till Stetzler selten. Mehr Informationen über den Künstler auf seiner Internetseite.