Das Schicksal geistig und körperlich Behinderter aus der Anstalt Lüneburg während des Zweiten Weltkriegs wird weiter erforscht

Lüneburg. Der Fund eines alten Begräbnisbuches des früheren Friedhofs der Anstalt Lüneburg macht es jetzt möglich, das Schicksal von 350 geistig und körperlich behinderter Kinder, die in der Einrichtung während des Zweiten Weltkriegs getötet wurden, zu erforschen.

Jan Effinger vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge fand in dem alten Begräbnisbuch Listen mit den Namen der Kinder. Damit kann nun auch die Bildungs- und Gedenkstätte "Opfer der NS-Psychiatrie" Lüneburg weiter forschen. "Uns geht es in der Gedenkstätte darum, mehr zu einzelnen Schicksalen zu erfahren, um die Zahl der Opfer anschaulich zu machen", betont Dr. Sebastian Stierl, Ärztlicher Direktor der Psychiatrischen Klinik.

Die neu entdeckten Dokumente können nun mit Patientenakten im Hauptstaatsarchiv in Hannover abgeglichen werden. Dort liegen mehr als 420 Akten von gestorbenen Kindern, die zwischen 1941 und Kriegsende zumeist mit dem Medikament Luminal getötet worden sind.

"Es liegen völlig neue Aufgaben vor uns", betont Dr. Raimond Reiter, der in der Friedhofsverwaltung Lüneburg in einem alten Begräbnisbuch mehrere handgezeichnete Skizzen mit Namen und Grabstätten gefunden hat.

"Wir können jetzt vermutlich die Standorte von Grabstätten der Kinder rekonstruieren, sodass auch für Angehörige ein angemessenes Gedenken ermöglicht wird", so Reiter. Das sei für Niedersachsen von großer Bedeutung, "denn die Kinder kamen aus ganz Norddeutschland".

Mit dieser Arbeit knüpft die Gedenkstätte an ihre Ausstellung an, die Anfang des Jahres in der Volkshochschule Lüneburg zu sehen war. Dort wurden einzelne Opfer mit Fotos und anderen persönlichen Zeugnissen gezeigt. Mehr über die Arbeit der Gedenkstätte im Internet.

www.pk.lueneburg.de/gedenkstaette .