46-Jähriger Angeklagter aus Barendorf bei Lüneburg gesteht brutalen Totschlag an seiner Frau und spricht von Blackout. Sie hatte einen Liebhaber

Lüneburg. "Es trifft zu. Ich habe diese Tat leider begangen." Der große, grauhaarige Mann in Anzug und Krawatte schluckt. Macht eine Pause. Und entschuldigt sich: "Es fällt mir schwer, darüber zu reden." Welche Tat der 46-Jährige begangen hat, führt die Staatsanwältin aus: Mindestens acht Mal hat der sportliche Bahnmitarbeiter aus Barendorf mit einer acht Kilogramm schweren Hantel auf den Kopf seiner Ehefrau eingeschlagen. Sie starb und hinterlässt zwei Kinder.

Montag, der 15. November 2010. Klaus K.* hat frei, holt Brötchen, frühstückt mit Sohn und Tochter, 14 und 16 Jahre alt. Die Mutter fährt an diesem Morgen den Schulbusservice. Klaus K. verabschiedet seine Kinder, geht an den Computer, und als seine Frau nach Hause kommt, frühstücken sie. Das Wetter ist schön, er geht in den Garten, macht die Terrasse sauber, holt Holz für den Kamin. Seine Frau erledigt Hausarbeiten.

"Es war alles ganz normal", sagt er. Gegen 10 Uhr geht er ins Badezimmer, duscht, rasiert sich. Schlingt sich ein Handtuch um die Hüften und geht hinunter zu seiner Frau. Er will Sex, sie nicht. Weist ihn ab. Barsch, wie er sagt. Er nimmt das hin, spricht sie aber wegen des seit langem geplanten Urlaubs an, den er endlich buchen will. Seit drei Jahren war die Familie nicht gemeinsam weggefahren, jetzt wollen die Eltern ihre Kinder mit einem Flug in die Sonne überraschen.

Das zumindest war der Plan, nachdem eine gemeinsame Reise der Eheleute im Mai nichts wurde. Doch im November will die Frau von dem Familienurlaub nichts mehr wissen. Hat "keinen Bock" mehr darauf, sagt er. "Sie hat mich angeschnauzt, dass sie mit ihrem Lover in den Urlaub fliegen will."

Lover. Klaus K. hat schon öfter den Verdacht gehabt, dass seine Frau ihn betrügt. Hat sie abends mit einem anderen in einem Waldweg gesehen. "Doch sie hat alles dementiert, konnte immer alles erklären." Und er glaubte ihr, sagt er.

Dann fällt im Streit dieses Wort. Bei seiner Aussage vor Gericht wischt Klaus K. sich Tränen aus den Augen. Er sagt, er kann sich nur noch an das "höhnische Grinsen" seiner Frau erinnern, daran, wie seine Hand zu der auf dem Schuhschrank liegenden Sporthantel griff. "Dann war Schluss."

Seit 1996 ist das Paar verheiratet, lebt glückliche erste Jahre. Schwierigkeiten kommen ab 2005 auf. Streitereien gibt es vor allem ums Geld: Er hört mit dem Motorradfahren auf, damit sein Gehalt als Alleinverdiener für Haus und Familie reicht. Sie ist nicht bereit, dazuzuverdienen, leistet sich Urlaubsreisen mit Freundinnen und eine Schönheitsbehandlung für 1000 Euro.

"Ich wollte immer die Ehe aufrecht erhalten, war immer bemüht, alles zu geben für meine Kinder, meine Frau", sagt er. "Im Nachhinein muss ich sagen: Es ist mir nicht gelungen." Im Nachhinein weiß Klaus K., dass seine Frau ihn seit längerem betrogen hat. Dass sie ein Kind abgetrieben hat. "Ich habe zu spät gemerkt, dass die Schwierigkeiten mehr geworden sind", sagt er. "Die Tat als solche kann ich mir nicht erklären. Es tut mir unendlich Leid, dass es so weit gekommen ist."

Die Frau erlitt massive Schädel- und Gesichtsbrüche. Sie atmete ihr eigenes Blut ein, verstarb letztlich am Blutungsschock und Würgegriff ihres Mannes.

Als sie am Boden liegt und er über ihr steht, ist das der Moment, an den er sich nach dem Griff zur Hantel als erstes wieder erinnern kann, sagt er. "Ein fürchterliches Bild." Er läuft durchs Haus, denkt: "Wie soll ich das den Kindern erklären?" Er überlegt sich eine Lüge: Zwei Einbrecher hätten seine Frau umgebracht. Legt ihr ein Handtuch unter den Kopf, wirft Hantel, zwei Schusswaffen aus dem Waffenschrank und seine Uhr in den Gartenteich und ruft die Polizei. "Schwachsinnig dilettantisch" kommt ihm das heute vor.

Die Polizei war 2005 schon einmal im Haus der Barendorfer Familie. Die Frau hatte die Beamten nach einem Streit gerufen, der laut Klaus K. damit endete, dass er sie bei den Haaren packte und rief, sie solle ruhig sein. "Geschlagen oder getreten habe ich meine Frau nie." Die Polizei verwies ihn für 14 Tage der Wohnung. "Am nächsten Tag haben wir zusammen darüber gelacht", sagt er. "Ich habe die Frist nicht eingehalten."

2009 trennt sich das Ehepaar für einige Monate. Bei einer handfesten Auseinandersetzung um den Autoschlüssel verletzte sich die Frau am Finger. Eine Passantin beobachtete die Szene und rief die Polizei. Anlass für die Trennung sei die zweite Urlaubsreise der Ehefrau mit einer Freundin gewesen, sagt er. "Sie hatte mir 2008 hoch und heilig versprochen, dass es nur eine einzige Reise ist. 2009 hat sie nicht einmal mehr mit mir darüber gesprochen."

Der Prozess wird fortgesetzt am Mittwoch, den 13. April. Der erste Zeuge an diesem Tag ist ab 9.15 Uhr der einstige Liebhaber der Frau.

* Name von der Redaktion geändert.