Eine Glosse von Bernd-Olaf Struppek

Von Samson erzählt die Bibel, dass er ein rechter Wüterich gewesen sei - und seine übermenschliche Kraft aus seinem Haar zog. Zwar kennen meine Buben Indiana Jones, alle Jedimeister aus den "Clone-Wars" und andere Superhelden, aber nicht Samson. Ihr Haupthaar aber wollen sie sich ebenfalls partout nicht mehr scheren lassen. Ab welchem Alter entwickelt der männliche Kopfschmuck seine (Symbol-)Kraft, die zur ewigen Zerreißprobe zwischen Söhnen und Vätern führt?

Ich weiß noch, wie mein Vater dem Samson gleich wütete, weil ich mir im Alter von 13 Jahren die Haare nicht mehr schneiden lassen wollte. Was seine haarige Rebellion angeht, ist mein Gezücht früh dran - meine Söhnlein verweigern schon mit acht Jahren den Gang zum Friseur.

Dabei haben sie, haartechnisch betrachtet, das Pech, das Erbe ihres Vaters angetreten zu haben. Ab einer bestimmten Länge sieht ein dichter Schopf mit Wirbeln einfach nicht mehr gut aus, mutiert die Langhaarfrisur zum Zottellook. Eine Erkenntnis, die sich mir beim Durchgucken vergilbter Jugendfotos erschlossen hat; der sich meine Zöglinge aber standhaft verschließen. Zu meinem Verdruss trägt der Achtjährige die Haare heute generell länger, vorne versperrt die Ponygardine die Sicht, hinten ist Schulterlänge das Maß.

Gut nur, dass ich weiß, wie die Geschichte von Samson ausging. Zur Not mache ich mal die Delilah - schnipp, schnapp.