Initiative KIS stellt sein Nutzungskonzept für das Gebäude der Musikschule öffentlich vor

Lüneburg. "Die Innenstadt wird endgültig ein Kaufhaus", sagt Kurt Bader. Er befürchte einen Ausverkauf des historischen Kerns der jahrhundertealten Salzstadt, so der Sprecher der Lüneburger Initiative KIS weiter. Die Abkürzung steht unter anderem für "Kunst ist sozial" und "Kultur findet Innenstadt". Ihr Ziel ist es, den Gebäudekomplex der Musikschule in der Straße An der Münze als Ort für nichtkommerzielle Kultur zu erhalten.

Als Ergebnis einer dreimonatigen Diskussionsphase hat die im November 2010 gegründete Initiative am Sonnabend ihr Konzept für das markante Bauwerk in bester City-Lage der Öffentlichkeit bei einem Tag der offen Tür im historischen Lüneburger Glockenhaus vorgestellt. Bader und der Künstler Jan Balyon formulierten kommunalpolitische Forderungen für das Zentrum der Hansestadt.

"Wir wollen Urbanität in die Stadt holen", formuliert Bader das wichtigste Anliegen. "Urbanität heißt Begegnung, Bewegung, Vielfältigkeit, Entwicklung, bunte Lebendigkeit." Notwendig sei dafür, dass Kultur nicht nur als kurzfristiges Event in der Innenstadt vorkomme. Stattdessen müsse sie ein fester Bestandteil sein: "Die Kultur ist das Salz dieser Stadt des Salzes."

Konkret umgesetzt werden soll der Wunsch nach mehr Kultur unter anderem von Künstlern, die Atelierräume in der Musikschule mieten, selbst renovieren und auch ausstatten. Dort soll es offene Angebote für Kinder und Jugendliche, ältere und behinderte Menschen geben. Die gleichen Zielgruppen sollten auch Theatergruppen ansprechen, die öffentlich proben und Interessierte in ihre Stücke integrieren.

Als gastronomische Angebote schweben den Autoren des KIS-Konzepts unter anderem ein sogenanntes Fair-Restaurant, ein Kunst-Café und ein Künstlerhotel vor. In diesen Einrichtungen sollen sich Menschen aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen begegnen. Außerdem sollen dort Stellen für Arbeitslose geschaffen und Geringqualifizierte fürs Berufsleben weitergebildet werden.

Als Interessenten für diese sozialen Angebote nennt KIS den Herbergsverein Wohnen und Leben e.V. sowie die karitative Lebenshilfe. "Das könnte ein Anfang sein", so Bader. "Wir suchen weiter verbindliche Mitstreiter, die daran Interesse haben, auf der Grundlage unserer allgemeinen Vorstellungen Räume zu nutzen und Projekte dort aktiv umzusetzen."

Weitere Vorschläge zur Nutzung der Immobilie, für die es bislang noch keine möglichen Betreiber gibt, sind generationsübergreifendes Wohnen sowie medizinische und therapeutische Angebote. In Handwerkerläden sollen traditionelle Lüneburger Produkte entstehen, die auf einem Kulturmarkt im Hof verkauft werden.

Am 19. April will KIS von 19 Uhr an sein Nutzungskonzept mit allen Interessierten im DGB-Haus weiterentwickeln. Als politisches Oberziel steht für Bader aber schon fest, dass die Musikschule nicht an einen privaten Investor verkauft werden soll: "Bereits heute gehen manche Leute nicht in die Innenstadt weil sie sich in dem Kaufhaus Lüneburg nichts leisten können."