Der Begriff “Wutbürger“ macht seit geraumer Zeit die Runde.

Bürger wehren sich vehementer gegen Projekte als früher, weil sie das Gefühl haben, Politik und Behörden stülpen ihnen diese einfach über. Die Menschen wollen aber mehr denn je zu Vorhaben gehört werden und direkt Einfluss nehmen, wie spätestens seit "Stuttgart 21" deutlich wurde.

Weitere Großprojekte mit starkem Konfliktpotenzial stehen an, weil sich die Infrastruktur im Land rasant verändert. So muss etwa Ökostrom zu den Verbrauchern transportiert werden, doch ohne neue Hochspannungsleitungen geht das nicht. Sicher ist auch, dass die regenerative Energieerzeugung weiter ausgebaut wird. Noch mehr und größere Windräder werden die Folge sein. Und auch ein Atomendlager muss es eines Tages in Deutschland geben.

Damit die Konflikte bei umstrittenen Vorhaben möglichst gelöst werden, ist ein schnelles Umdenken bei Behörden und Politik nötig. Die bisherigen Spielregeln müssen so verändert werden, dass Bürger früher, schneller und aktiver in Planungen eingebunden werden, sie mehr Einfluss erhalten.

Passiert das nicht, werden die Gerichte, in erster Linie Verwaltungsgerichte, mit Klagen überrollt. Doch die sind schon jetzt überlastet. Immerhin hat jeder Richter am niedersächsischen Oberverwaltungsgericht 130 Verfahren im Jahr zu bearbeiten. Noch mehr kann nicht im Sinne einer qualitativ hochwertigen und schnell entscheidenden Justiz sein.