Die TKK am Fuchsweg ist die letzte Bundeswehr-Bastion Lüneburgs. Mit ihr steht auch ein wichtiger Standortfaktor auf dem Spiel

Lüneburg. In vielen Kommunen macht man sich Sorgen: Nachdem in den vergangenen Jahrzehnten bereits zahlreiche Bundeswehrkasernen geschlossen wurden, drohen jetzt anlässlich der Abschaffung der Wehrpflicht weitere Standortschließungen.

Auch Lüneburg ist längst keine große Garnisonsstadt mehr. Von ehemals vier Kasernen blieb nur die Theodor-Körner-Kaserne am Fuchsweg erhalten. "1750 Wehrpflichtige und Bundeswehrsoldaten tun dort Dienst", sagt Daniel Steinmeier, Sprecher der Stadt.

In der ehemaligen Schlieffen-Kaserne an der Bleckeder Landstraße arbeiten heute hingegen verschiedene Behörden, das angrenzen Areal wird zu einem neuen Wohnviertel umgestaltet. Auch die Kasernen des Bundesgrenzschutzes (BGS), heute Lünepark, und die Scharnhorstkaserne werden inzwischen zivil genutzt: Als Universitäts- und Bürogebäude sind sie ausgebucht.

Auch wenn diese Umgestaltungen erfolgreich bewältigt wurden, will Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) auf die noch hier stationierten knapp 2000 Soldaten nicht verzichten. Selbst dann nicht, wenn der Bund mit Konversionsgeldern locken sollte.

"Ich will die Bundeswehr hier behalten und erwarte dabei Unterstützung vom Bund und vom Land. Der mittelständische Arbeitgeber Bundeswehr ist ein wichtiger Standortfaktor für die Stadt", sagt Mädge. Auch rund 100 zivile Arbeitsplätze gibt es in der TKK.

Anfang des Monats brachte die Mehrheitsfraktion im Stadtrat eine Resolution an die Landesregierung auf den Weg, um die Bedeutung der Bundeswehr vor Ort zu unterstreichen. Doch Resolutionen hält die Opposition aus Grünen und Linken im Stadtrat für ein untaugliches Mittel, um den Standort zu retten. "Die kommen im Ernstfall doch von allen betroffenen Kommunen. Wir sollten uns lieber Gedanken über eine zivile Anschlussnutzung des Areals machen", sagt Andreas Meihsies, Fraktionschef der Grünen. Natürlich würde der Abzug der Soldaten einen Kaufkraftverlust bedeuten. Sollte die TKK geschlossen werden, könnte das Land zum Ausgleich doch einen neuen Studiengang an der Leuphana finanzieren.

Für das frei werdende Kasernengelände kann er sich eine Nutzung als Gewerbe- und Wohnfläche vorstellen. Ähnliche Vorschläge kommen auch von den Linken im Stadtrat. Für das derzeit noch verbleibende Gelände der Theodor-Körner-Kaserne schlagen sie eine Wohnnutzung vor. "Das könnte zu einer Bereicherung des Stadtviertels rund um den Schützenplatz führen", sagt Stadtratsmitglied Malte Riechey. Mit einer angemessenen finanziellen Förderung des Bundes könnte die Konversion zügig vorangetrieben werden. "Wir schlagen die Ausschreibung eines Ideenwettbewerbs vor, aus dem sich das beste Nachnutzungskonzept für die frei werdenden Flächen ergeben würde", so Riechey.

Experten bezweifeln indes, ob bei einer weiteren Verkleinerung der Bundeswehr überhaupt mit einem Geldsegen aus Berlin gerechnet werden kann. Den Erfahrungen nach ist dem nicht so.

"Bei den vorangegangenen Kasernenschließungen gab es kein Geld für die Stadt", weiß Daniel Steinmeier. Die Universität hätte zwar mit Landesmittel für den Umbau an der Scharnhorststraße bekommen, Geld für die Stadtkasse sei aber bei keiner Konversion bisher geflossen. Seitens der Stadt befürchtet man im Ernstfall einen echten Aderlass - zumal nicht nur 1750 Soldaten, sondern auch ihre Familienangehörigen in Lüneburg fehlen würden.

Gegen einen entschädigungslosen Abzug der Soldaten kämpft auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB). "Wir fordern eine konsequente Einbindung der Kommunen bei der Entscheidung", sagt Franz-Reinhard Habbel, Pressesprecher des DStGB in Berlin. Für den Fall von Standortschließungen seien entsprechende Konversionsmittel des Bundes unerlässlich.

Es mache wenig Sinn, wenn der Staat durch Reduzierung der Truppen Geld spare, es aber andererseits wegen sprunghaft steigender Arbeitslosigkeit wieder ausgeben müsse. "Deshalb müssen bei den Standortentscheidungen nicht nur verteidigungspolitische, sondern auch wirtschaftspolitische Aspekte und die Arbeitsmarktsituation vor Ort berücksichtigt werden. Wir wollen nicht von Standortschließungsentscheidungen nach Gutsherrenart überrascht werden.", so Habbel.