Dass Kultusminister Bernd Althusmann nun kräftig Kritik einstecken muss, weil er die Schulreform versemmelt habe, dürfte ihn wohl selber kaum überraschen.

Das Kopfschütteln bei Eltern, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sowie dem Spitzenverband der Kommunen war absehbar, nachdem das Projekt vom Minister derartig umgebaut worden ist.

Die neue Oberschule ohne Oberstufe ist alles andere als ein großer bildungspolitischer Wurf. Daran ändert auch der gymnasiale Zweig bis zur zehnten Klasse nichts. Genau genommen erhalten ohnehin schon miteinander kooperierende Haupt- und Realschulen nur ein neues Etikett.

Weit reichend und wirklich neu wäre die Oberschule mit Oberstufe gewesen. Wenn Schüler die Möglichkeit erhalten hätten, auch das Abitur dort zu machen. Dann hätte die Oberschule die Chance gehabt, sich als alternatives Angebot in der niedersächsischen Schullandschaft zu platzieren. Das wäre auch der Wunsch vieler Kommunen auf dem Land gewesen, die vor dem Hintergrund des demografischen Wandels fürchten, ihre Schulen künftig nicht mehr auslasten zu können. Sollte es so kommen, sind die Kinder die Leidtragenden, weil es dann keine kurzen Schulwege mehr gibt.

Eigentlich war es auch das Ziel des Ministers, die Schullandschaft dem demografischen Wandel anzupassen. Diese Chance scheint vertan. Das hätte vermieden werden können. Doch die Regierenden in Hannover reißen lieber alte ideologische Gräben wieder auf, weil sie am hergebrachten Schulsystem festhalten wollen und integrative Modelle scheuen wie der Teufel das Weihwasser.