Stadtbrandmeister Matthias Kleps zieht Jahresbilanz. 75 Personen wurden gerettet

Lüneburg. Die Stadtfeuerwehr Lüneburg hatte im vergangenen Jahr alle Hände voll zu tun. Das geht aus dem Jahresbericht von Stadtbrandmeister Matthias Kleps hervor, den er jetzt bei der Jahresversammlung vorstellte. Die Brandschützer mussten im vorigen Jahr zu 729 Einsätzen ausrücken. Im Jahr zuvor waren es 635 noch fast 100 weniger.

"Die Auswertungen der ehrenamtlich geleisteten Stunden in unseren vier Ortsfeuerwehren sowie der verschiedenen Ausbildungs- und Einsatzabteilungen zeigt, dass unsere ständig geforderte und rund um die Uhr einsatzbereite Stadtfeuerwehr auch noch in nächster Zeit ihre Aufgaben bewältigen kann", sagte Kleps. Die Struktur einer Schwerpunktfeuerwehr mit vier Löschzügen und drei Stützpunktfeuerwehren habe sich nach seinen Worten in den vergangenen Jahren bestens bewährt.

Die Feuerwehrleute wurden alleine zu 171 Bränden gerufen, davon mussten sie bei 89 unter Atemschutz arbeiten. "Die Brandeinsätze stellen somit rund 23,4 Prozent der gesamten Einsätze dar", so der Stadtbrandmeister. In allen Fällen sei es der Feuerwehr gelungen, Schäden zu begrenzen, Schlimmeres zu verhindern und Menschenleben zu retten. "Unsere Feuerwehr ist gut aufgestellt, die Struktur der Einsatzabteilungen ist zeitgemäß, um weiterhin die zu erwartenden Einsätze in der Hansestadt gerecht zu werden." Ein Blick in die Statistik unterstreicht die Worte des Feuerwehrchefs: Bei den 171 Brandeinsätzen sind Schäden in Höhe von drei Millionen Euro entstanden, dem gegenüber stehen jedoch erhaltende Werte von zwölf Millionen Euro.

Außerdem seien 75 Personen von der Feuerwehr gerettet worden. "Leider ist aber auch ein Mensch ums Leben gekommen. Jedoch konnten wir sieben Personen bei Suizidversuchen retten."

Sturm, Gewitter und Trockenheit seien 2010 kein Thema für die Wehr gewesen. "Aber da war ja noch der Winter", so der Stadtbrandmeister. Alleine 103 witterungsbedingte Einsätze habe die Feuerwehr in den ersten drei Monaten des Jahres in Atem gehalten. Wasserrohrbrüche, Eiszapfen und Schneebretter entfernen gehörten zur Tagesordnung. "Eine durch Eisbildung am Bahnübergang Fuchsweg entgleiste Lokomotive, brachte dann doch noch ein wenig Abwechslung", sagte er augenzwinkernd. Zudem mussten sieben sich festgefahrene Rettungswagen von der Wehr befreit und ein festgefrorenes Binnenschiff im Lüneburger Hafen mit Brauchwasser versorgt werden. Kleps hatte aber auch Tierisches in der Winterbilanz zu vermelden: "Ein festgefrorener Kormoran konnte gerettet werden." Der letzte Wintereinsatz in den ersten Monaten war erst am 11. März.

Alle Einsätze, so Kleps, zeigten aber auch, dass eine gut ausgebildete, gut ausgerüstete und schnelle Feuerwehr die Schäden nur begrenzen, aber nicht verhindern könne. Das verdeutlicht der Blick auf die spektakulärsten Einsätze, auf die er zurückblickte.

Da war etwa der 13. Juli. Hochsommer, 33 Grad im Schatten. "Feuer in einem Modehaus im Glockenhof", hieß es an dem Tag in der Alarmierung. "Die Einsatzleitstelle erhöhte schon während der Anfahrt der ersten Kräfte die Alarmstufe. Zu recht. Das Modehaus stand im Erd- und Dachgeschoss im Vollbrand. Das Feuer drohte auf Dach und Nebengebäude überzugreifen", erinnerte Kleps an das Geschehen. Einsatzleiter Günter Bruns gab Vollalarm für die Feuerwehr Lüneburg. Nach etwa drei Stunden war der harte Einsatz beendet, an dem 99 Feuerwehrleute und 22 Fahrzeuge eingesetzt wurden.

Eine weitere Herausforderung gab es bereits am 5. Januar bei einem Dachstuhlbrand in einer Zahnarztpraxis an der Schröderstraße ebenfalls mitten in der Stadt. "Alle Ortswehren waren im Einsatz. Die enge Bebauung und Kälte machten es nicht einfach. Eine Drehleiter musste mühsam in den Innenhof manövriert werden." 95 Feuerwehrleute und 19 Fahrzeuge waren im Einsatz.

Doch es gab auch eine Situation, die fast unglaublich wirkt, aber wahr ist. Im Einsatzbericht für ein Feuer in einer Pizzeria an der Dahlenburger Landstraße heißt es: "Während des ganzen Einsatzes wurden wir von den Besitzern, Angestellten und Freunden bedrängt, behindert und auf das Übelste beschimpft. Der Polizei gelang es nach geraumer Zeit die Menge zu beruhigen."