Rezension des neuen Krimis der britischen Autorin Barbara Vine

Sie gehört zu Großbritanniens besten Kriminalautoren: Barbara Vine hat sich mit Büchern wie "Die Brautjungfer" oder "Das Haus der Stufen" europaweit in den Bestsellerlisten ganz nach oben geschrieben. Wer jedoch von ihrem neuesten Werk "Das Geburtstagsgeschenk" eine ähnliche Story erwartet, wird enttäuscht sein. Diesmal geht es bei Barbara Vine nicht um Mord und Todschlag, sondern um die Moral des politischen Establishments.

Der konservative Abgeordnete Ivor Tesham hält sich eine verheiratete Frau, Mutter eines zweijährigen Sohnes, als Geliebte: einzige Basis ihrer Beziehung ist Sex. Als seine Geliebte Hebe Funeral bei einem spektakulären Autounfall ums Leben kommt, unterlässt es Tesham um der Karriere willen, zur Aufklärung des Unglücks beizutragen. Zunächst scheint sein Verhalten für ihn keine negativen Folgen zu haben - sein politischer Aufstieg geht ungehindert voran.

Doch Schuldgefühlen kann er nicht aus dem Wege gehen - und seine halbherzigen Wiedergutmachungsversuche haben nicht den erhofften Erfolg. Außerdem ist da noch jemand, der die Wahrheit der Geschichte kennt, und der ihn jederzeit ans blanke Messer der Boulevardpresse liefern könnte: Jane, die unscheinbare, arbeitslose, ehemals beste Freundin des Unfallopfers beobachtet Tesham genau.

Wer an einer schonungslosen Analyse des britischen Gesellschaftssystems Interesse hat, der wird den psychologisch gut gemachtem Roman sicher mögen.

Barbara Vine, Das Geburtstagsgeschenk, Diogenes Verlag, 22,90 Euro, 379 Seiten