Die Sandsäcke bleiben liegen, bis die Gefahr eines Frühjahrshochwassers gebannt ist

Artlenburg. Das Hochwasser geht, doch die Sandsäcke bleiben an den Elbdeichen liegen. Von einem großen Aufräumen kann keine Rede sein. "Der Winter ist noch nicht zu Ende, deshalb kann jederzeit wieder ein Hochwasser kommen. In den Mittelgebirgen liegt noch sehr viel Schnee", sagt Norbert Thiemann, Geschäftsführer des Artlenburger Deichverbandes. Bis April rechnet er mit Schmelzwasser aus den östlichen Mittelgebirgen, das die Elbe herunterfließen wird. Erst danach sei die Gefahr eines kräftigen Frühjahrshochwassers gebannt.

"Wir bauen nichts zurück. Das Material, das wir jetzt für die Deichsicherheit eingesetzt haben, hat sich als Schutz bewährt", so Thiemann. So bleiben die Sandsäcke liegen, die Dämme, Böschungen und Abflussgräben beschweren, um sie zu stabilisieren.

"Auch der Notdamm in Alt Garge soll stehen bleiben", sagt er. Das habe die Stadt Bleckede angekündigt. Der Notdeich könnte sogar solange stehen bleiben, bis die Bauarbeiten für den regulären Schutzwall beginnen.

Wie berichtet, will der niedersächsische Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) die überarbeitete Planung für den in die Warteschleife geratenen Deichbau in rund einem Monat den Menschen in Alt Garge vorstellen.

Harald Fichtner, Sprecher des Landkreises Lüneburg als zuständige Katastrophenschutzbehörde, sagt zum Zeitablauf in der Hochwasserregion: "Die Notdeiche und Sandsäcke sollen aber mindestens bis zum Ende der Hochwasserperiode im April liegen bleiben. Bekanntlich prüft die Stadt Bleckede das weitere Vorgehen."

Noch rund 12 000 gefüllte Sandsäcke stehen als Reserve zur Verfügung. "Wir lagern sie auf unseren Deichpflegeplätzen ein, um im Notfall schnell auf sie zugreifen zu können." Der Artlenburger Deichverband unterhält die Pflegeplätze in Avendorf, Hohnstorf-Sassendorf, Wendewisch und Radegast.

"Die Sandsäcke werden auf Paletten gelagert." Somit können diese, wenn es zur Deichverteidigung kommen sollte, sofort mit Gabelstaplern auf Lastwagen verladen und schnell an die Orte gebracht werden, an denen sie bei der Hochwasserabwehr benötigt werden. Zum Schutz vor Wind und Wetter haben die Mitarbeiter des Deichverbandes Folien über die gepackten Paletten gelegt. "Mit ungebrauchten Sandsäcken werden die Reserven der Deichverbände wieder aufgefüllt. Sandsackreserven sind gesetzlich vorgeschrieben", sagt Harald Fichtner.

Der Artlenburger Deichverband habe überdies bereits 30 000 Jutesäcke nachgeordert, berichtet Thiemann. Gleiches gilt für Gitterplanen und Baustahlmatten, die zum Beschweren fragiler Stellen im Deich benutzt werden.

Auf den Pflegeplätzen würden zudem 2000 Kubikmeter Sand zum Befüllen der Säcke als eiserne Reserve bereit liegen. Während der Flutwelle, die jetzt durchgerollt kam, wurden Thiemann zufolge 500 Kubikmeter Sand verbraucht: "Beliefert werden wir von Unternehmen, die in der Region Kiesgruben betreiben."

Beschädigte und altersschwache Sandsäcke hat der Deichverband geleert. Während die Behälter in den Schredder kommen, wird der Sand weiter verarbeitet. Mit ihm werden die Deiche verstärkt. Ob die gebrauchten Säcke alle vernichtet werden müssen, oder einige getrocknet und wieder verwendet werden können, müssten die Deichverbände prüfen, so Harald Fichtner.

Der Sand aus den Säcken kann auch für den Wege- und Straßenbau sowie in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Eine Analyse, die der Landkreis nach dem Jahrhunderthochwasser 2002 in Auftrag gegeben hatte, ergab, dass der Sand aus der Deichverteidigung nicht durch Schadstoffe belastet ist. Seinerzeit wurden noch rund drei Millionen Sandsäcke für die Abwehr der Elbefluten eingesetzt.

Untersucht wurde der vom Wasser durchnässte Sand damals auf Schwermetalle wie Arsen, Kadmium, Quecksilber, Zink sowie auf Kohlenwasserstoffe und auch auf verschiedene andere organische Verbindungen. Bei fast allen Stoffen lagen die Ergebnisse unterhalb des kritischen Bereichs, oft sogar unterhalb jener Grenze, die chemisch überhaupt nachzuweisen ist.