Die Ausstellung “Der Erfinder der Zukunft“ lockte 70 Mädchen und Jungen zum Experimentieren ins Salzmuseum

Lüneburg. Im Halbdunkel des Salzmuseums hockt Hilke Lamschus mit einer Gruppe Kindern auf dem Boden. Lebhaft erzählt sie aus dem Leben des Renaissance-Genies Leonardo da Vinci (1452-1519). "Als uneheliches Kind durfte Leonardo nur eine Volksschule besuchen und Lesen, Schreiben und Rechnen lernen", sagt die Lüneburger Museumsleiterin. Da Leonardos Vater aber das zeichnerische Talent seines Sohnes erkennt, schickt er ihn in die Werkstatt eines berühmten Malers. "Alles andere hat er sich dann selbst beigebracht", so Hilke Lamschus.

Das Museum zeigt jetzt 39 Erfindungen des Forschers in Modellen zum Ausprobieren und Bestaunen. 70 Kinder nutzten den Sonntagnachmittag, um den teils bahnbrechenden Erfindungen des berühmten Italieners auf die Spur zu kommen. Denn Leonardo schuf nicht nur zahlreiche Kunstwerke, er entwarf auch viele mechanische und optische Geräte, Flug- und Kriegsmaschinen, Brücken und Boote. Von sich selber sagte er, dass er die Idee mehr liebe als deren Ausführung. .

Mit Begeisterung nehmen sich die Jungen und Mädchen der "da Vinci-Objekte" an, kurbeln und ziehen und lernen so viel über das Zusammenspiel der Dinge. So wie bei den Flaschenzügen, an denen sich schwere Salzsäcke einfach in die Höhe ziehen lassen. "Über je mehr Rollen das Seil läuft, desto leichter ist der Sack zu heben", weiß die siebenjährige Henriette aus Jesteburg.

Dass viele der Kinder die genialen Effekte schnell begreifen, kommt nicht von ungefähr: "Sie alle gehören zum Regionalverein Hamburg der Gesellschaft für Hochbegabte Kinder", berichtet Hilke Lamschus. Statt viele Fragen zu stellen drehen die Blitzgescheiten lieber eifrig an der Archimedischen Spirale, die der griechische Mathematiker und Physiker bereits im dritten vorchristlichen Jahrhundert erfand und die da Vinci weiterzuentwickeln versuchte.

"Nach dem Prinzip des Hebens kann jeder große Fluss über sehr hohe Berge geleitet werden", schrieb er. Lamschus erklärt das Prinzip so: "Die Spirale besteht aus einem Zylinder, um den ein schraubenförmiges Rohr gedreht ist. Dreht man die Schraube, gelangt das Wasser in das Rohr und wird es in Spiralbewegungen nach oben transportiert." Was da Vinci im 15. Jahrhundert ersann, wurde 100 Jahre später in Lüneburg eingeführt: die Solepumpe.

Als äußerst reizvoll erweist sich auch das Spiegelkabinett, ein begehbarer Spiegelraum mit verblüffenden optischen Effekten. Oder der Fallschirm, der unantastbar an einem Deckenträger der Museumsdecke baumelt.

Als Ingenieur war Leonardo ein Pionier und seiner Zeit weit voraus. Seine Intention war, Maschinen zur Entlastung des Menschen bei Arbeit und zum Erfolg im Krieg zu schaffen. Jahrzehntelang skizzierte er beispielsweise Fluggeräte, die den heutigen Hubschraubern gleichen. Entgegen aller Warnungen testete jemand im Juni 2000 den Fallschirm in 3000 Metern Höhe - und segelte sicher und sanft zu Boden. "Es funktioniert also tatsächlich", bemerkt einer der jungen Zuhörer fasziniert.

Gelegenheit, um selbst etwas zu konstruieren, gibt's am Ende der Ausstellung. Dort stehen Baukästen, die das Lüneburger Spielwarengeschäft Fips zur Verfügung stellt. Die Kästen vereinen mehrere mechanische Modelle, deren Ursprung auf Konstruktionen von Leonardo da Vinci zurückgehen.

So können sich die Kinder am Bau einer Bogenbrücke versuchen, zu deren Aufbau weder Nägel noch Leim nötig sind. Den Freunden Linus aus Barendorf, Tristan und Jannis aus Lüneburg sowie Domenik aus Wendisch gelingt es. "Sie hält sogar ohne Seile", sagt Domenik und staunt über die diffizile Konstruktion, in der nach einem bestimmten Prinzip Holzstämme ineinander geschoben werden. "Oder auch nicht", fügt er an, nachdem sie kurze Zeit später unerwartet wieder eingestürzt war.

Im Kriegsfall hätte das natürlich nicht passieren dürfen, bemerkt Museumsleiterin Hilke Lamschus. Denn die Bogenbrücke war ursprünglich zum raschen Überqueren von Flüssen ersonnen worden.

Die Ausstellung "Der Erfinder der Zukunft - da Vinci" läuft noch bis 6. März, täglich von 10 bis 17 Uhr.