Mit 30 Millionen Euro will der Golfstandort Winsen aufrüsten. Um ein 90 Millionen Euro teures Sportresort mit Golf, das die Project Development International (PDI) in Neu Wulmstorf plant, ist es seit einem Jahr still geworden. Thomas Sulzyc sprach mit dem Golfmarktexperten und PDI-Geschäftsführer Udo F. Barth in St. Dionys. Kommt noch mehr Golf an die Elbe?

Was sehen die Planungen in Winsen und Neu Wulmstorf genau vor?

Die Eigentümer der Winsener Golfanlage "Green Eagle" wollen die beiden bestehenden 18-Loch-Kurse um ein großes Golfhotel, ein Clubhaus und 100 Einfamilienhäuser erweitern. Die PDI plant in Neu Wulmstorf einen 18-Loch-Platz, einen 9-Loch-Platz und drei Hotels für verschiedene Zielgruppen: Golf- und Wellness-Hotel, Jugend- und Sporthotel, rustikales Heuhotel.

Gefährdet eine attraktivere Golfanlage in Winsen das Vorhaben in Neu Wulmstorf?

Nein, sagt Udo F. Barth. Erhält die Anlage "Green Eagle" ein Hotel, sei sie ein zusätzlicher Wettbewerber auf dem Golfmarkt in Lüneburg. "Green Eagle" biete ein identisches Angebot wie die Premiumgolfplätze Adendorf und Lüdersburg. Das Golfresort in Neu Wulmstorf ziele dagegen auf ein anderes Publikum.

Worin würde sich der Standort Neu Wulmstorf von den anderen Golfplätzen unterscheiden?

Adendorf, Lüdersburg, Winsen - alle setzen nur auf ein Standbein: Golf. Das Sportresort Neu Wulmstorf würde dagegen neben Golf noch Reiten, Wandern im Naturschutzgebiet und Fußball im Sportzentrum Bassental bieten.

Wer sind die Zielgruppen des Sportresorts und der reinen Premium-Golfplätze in der Region?

In Neu Wulmstorf, sagt Udo F. Barth, könnten Familien toll Urlaub machen. Der Vater golft, die Mutter entspannt sich in der Natur, die Tochter reitet und der Sohn spielt Fußball. Die Urlauber benötigen kein Auto, und jeden Tag gibt es für die Familie ein anderes Angebot. Das sei das Prinzip eines Resorts. Nach Neu Wulmstorf kämen die "Softgolfer". Also Leute, die zwar Golf spielen, aber auch eine Region kennenlernen wollen. Die Golf-Destination Lüneburg dagegen sei für "Hartgolfer", die jeden Tag nur Golf spielen wollen.

Lassen sich aus wirtschaftlicher Sicht beide Vorhaben realisieren?

Ja, sagt Udo F. Barth. Er würde ein Golfhotel in Winsen ausdrücklich begrüßen. Die gesamte Golf-Destination Nordheide würde so für Touristen spannender werden. Neu Wulmstorf wäre eine "tolle Ergänzung". Golfer könnten jeden Tag auf einer anderen Anlage spielen. Udo F. Barth vergleicht das mit dem Angebot erfolgreicher Skigebiete. Wer mehrere Pisten und damit Abwechslung biete, habe die meisten Gäste.

Wie viel Golfplätze verträgt der Markt in Hamburgs Süden denn noch?

In Deutschland spielen 0,7 Prozent der Bevölkerung Golf. Experten sehen noch Potenzial: In den nächsten zehn bis 15 Jahren könne der Anteil auf 1,5 bis zwei Prozent steigen. Zum Vergleich: In Schweden sind es heute schon 6,8 Prozent. In Hamburgs Süden spielen dreimal so viele Menschen Golf als in Gesamtdeutschland. "Deshalb", sagt Udo F. Barth, "wollen wir Golf in das Sportresort Neu Wulmstorf aufnehmen."

Warum kommt das Golfvorhaben in Neu Wulmstorf dann nicht voran?

Der Flächenerwerb ist noch nicht gelungen. Eine benötigte Kernfläche, 43 Hektar groß, gehört der Bundesrepublik Deutschland. Der Bund will das Grundstück zwar veräußern. Laut Udo F. Barth scheitere der Verkauf an dem damit beauftragten bundeseigenen Unternehmen Bima. "Ein typisches Beispiel für Bürokratie", sagt Barth. Darüber hinaus wollen mehrere Privatbesitzer Land, das für die Anlage benötigt würde, bislang nicht verkaufen.

Welche Rolle spielen Verwaltung und Politik in Neu Wulmstorf?

Der Gemeinderat hat zwar dem Masterplan der Metropolregion, der Golfsport im Süden Neu Wulmstorfs vorsieht, zugestimmt. Eine Absichtserklärung des Rates zu dem Vorhaben der PDI fehlt aber bislang. Ohne die politische Rückendeckung, ein Grundsatzbeschluss des Rates und ein städtebaulicher Vertrag, hält die PDI das wirtschaftliche Risiko für zu groß.

Für Bebauungspläne, Umweltverträglichkeitsprüfung und die notarielle Beurkundung der Grundstückskaufverträge müsste das Unternehmen nach eigenen Angaben mit 400 000 Euro in Vorkasse gehen - ohne zu wissen, ob das Projekt überhaupt gewollt ist. In Winsen meint Udo F. Barth, eine größere politische Unterstützung auszumachen. Die Stadt gebe damit "Green Eagle" die Chance, Kapital zu bekommen. Beispiel für eine erfolgreiche politische Unterstützung sei der Einsatz der bayerischen Landesregierung, die alles dafür getan habe, dass der deutsche Bewerber für den Ryder Cup 2018 (Neuburg bei Ingolstadt) aus Bayern komme.

Ist denn wirklich Stillstand beim Sport- und Golfresort in Neu Wulmstorf?

Nein, sagt Udo F. Barth. Es bewege sich was. "Ich gehe davon aus", sagt der PDI-Chef, "das die Kernfläche Mitte des Jahres zur Verfügung stehen wird."