Lüneburger Studenten und Migranten stellen gemeinsames Integrationsprojekt vor

Lüneburg. Was passiert, wenn Menschen aus nahezu allen Teilen der Welt zusammengebracht werden? Sie lernen sich kennen, verstehen sich, haben Spaß miteinander. Das ist die Botschaft des Projekts "Album der Vielfalt - Lebensräume und Lebensgeschichten", das am Sonnabend im Lüneburger Glockenhaus vorgestellt wurde. Rund 50 Studierende der Leuphana Universität machten sich seit Herbst 2010 daran, die Wege von 20 Menschen nachzuzeichnen, die aus allen Teilen der Welt nach Lüneburg gekommen sind, um hier zu leben.

Das Konzept: Studenten interviewen Frauen und Männer aus dem Ausland in deren Muttersprache und erfahren, warum sie ausgewandert sind, warum sie ausgerechnet nach Lüneburg gekommen sind und was sie hier erleben. In kleinen Gruppen haben sich die Studenten mit den Migranten zusammengesetzt. Die Befragung in der Muttersprache sollte zum einen für einen Perspektivwechsel sorgen, zum anderen sollten die Interviewten so noch unbefangener und emotionaler erzählen können.

"Nicht jeder hat Lust, sich für so ein Projekt interviewen zu lassen und das Ergebnis öffentlich auszustellen", gibt Franziska Parton zu. Die Umweltwissenschafts-Studentin gehört zu dem 13-köpfigen Organisationsteam, das sich um den reibungslosen Ablauf des ganzen Projekts gekümmert hat. Trotzdem kann sich das Ergebnis sehen lassen: Auf 20 Infotafeln und in einem bewegenden Film haben die Studenten Erfolge und Rückschläge, die Lebensgeschichten der Menschen aus aller Welt festgehalten.

Zum Beispiel die von Elena Bernhardt, die in Leningrad (heute St. Petersburg) geboren wurde, in Minsk in Weißrussland aufwuchs und in ihrer Kindheit acht Jahre in der DDR verbrachte - als Tochter eines sowjetischen Wehrpflichtigen . "Das war eine schöne Zeit, an die ich gute Erinnerungen habe", sagt sie heute. Daher stamme auch ihre Affinität für die deutsche Sprache und Kultur. "Ich bin hier also nicht ganz zufällig gelandet." Elena Bernhardt lebt hier seit 2007, ist mittlerweile zum zweiten Mal verheiratet. Ihren Mann lernte sie über das Internet kennen. "Wie jeder moderne Mensch", sagt sie und lacht. Noch immer hat Elena Bernhardt aber damit zu kämpfen, dass ihr Diplom als Erzieherin in Deutschland nicht anerkannt ist.

Antonio Sanz-Amat hingegen lebt schon etwas länger in Deutschland: seit 47 Jahren. Schon mit 17 verließ der heutige Rentner sein Heimatland Spanien. Sein Vater flüchtete vor der Franco-Diktatur. Lange lebte Sanz-Amat im Sauerland, bis er ein gutes Jobangebot in Lüneburg bekam. Gut für ihn, denn der Norden hat es ihm angetan: "Die Ecke rund um Hamburg und die raue Küste haben mich immer fasziniert."

Und Zahide Yüksek kam aus der Türkei zunächst wegen der Liebe nach Lauenburg, bis es ihr dort zu eng wurde und sie ins größere Lüneburg umzog. Sie freut sich über das Projekt: "Dadurch habe ich viele andere Menschen aus dem Ausland hier kennengelernt."

Die Motivation für die Migranten zur Teilnahme an dem Projekt war indes sehr unterschiedlich: Während sich die meisten durch den regelmäßigen Kontakt mit den Studierenden bessere Deutschkenntnisse versprachen, wollten einige ihre Traditionen und Gebräuche bekannt machen. Andere hingegen wollten sich "einfach nur mal zeigen", am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Denn genau das ist für Ausländer, die neu in unsere Gesellschaft kommen, zum Teil immer noch sehr schwer.

"Wir haben hier Hemmungen mit Menschen, die nicht unsere Sprache sprechen", sagt Nuria Miralles-Andress, die das Projekt von Universitätsseite betreute. "Wenn wir über Integration sprechen, dann sprechen wir doch nicht über Raritäten, sondern über Menschen", sagt die Fremdsprachendozentin der Leuphana. Das "Album" entstand als lokaler Ableger des Bundesprogramms "Vielfalt tut gut". "Lüneburg ist eine von wenigen Städten, die so ein lokales Projekt angeknüpft haben", so Miralles-Andress.

Das "Album der Vielfalt" wird übrigens bald noch einmal länger ausgestellt: Vom 7. März bis zum 15. April in den Räumen der Volkshochschule.