Die Elbe kann einem mächtig Respekt einflößen. Besonders wenn sie Hochwasser führt, und nicht erwartete Rekordpegelstände gemessen werden, wie es aktuell der Fall ist.

Die Naturgewalt des Flusses beeindruckt nicht nur dessen Anwohner, sondern auch Spitzenpolitiker wie den niedersächsischen Umweltminister Hans-Heinrich Sander.

Seine Erlebnisse an der Elbe sind so nachhaltig, dass politische Entwicklungen beschleunigt werden. Und so wird das Januarhochwasser 2011 vermutlich zum Glücksfall für den Bleckeder Ortsteil Alt Garge, so merkwürdig es auf den ersten Blick auch erscheinen mag. Auf den zweiten wird aber klar, erst die Flutwelle macht es möglich, dass der durch das Finanzierungsdilemma auf 2013 verschobene Deichbau nun früher kommen wird.

Das hat der Umweltminister angekündigt. Er hat bei seinen Besuchen des Notdamms erkannt, dass ein Aufschub beim Deichbau nicht zu verantworten ist, weil die Elbe eine nicht kalkulierbare Gefahr für die Menschen in dem Ort ist, der als einziger entlang des Flusses keinen schützenden Deich hat. Zumal es nach den Erfahrungen nach der Jahrhundertfluten von 2002 und 2006 wahrscheinlich ist, dass künftige Hochwasser immer wieder in der aktuellen Höhe auflaufen werden und der Schutz der Bevölkerung dann nicht wieder an einem Notdamm und an rund um die Uhr ehrenamtlich schuftenden Feuerwehrleuten hängen bleiben kann.

Sander zieht die Konsequenz aus seinen Besuchen und macht den Deichbau zur Chefsache. Er könnte den Alt Gargern in vier Wochen den Plan für einen früheren Baubeginn vorstellen.

Das Verhalten des Ministers nötigt Respekt ab. Weil es leider selten geworden ist, dass Politiker sich an den tatsächlichen Bedürfnissen der Bürger orientieren und deren Kritik ernst nehmen. Zudem zeigt er, dass auch ein Minister in der Lage ist, politische Fehler zu korrigieren. Denn der auf 2013 verschobene Deichbau in Alt Garge ist einer.