Alt Garge kann hoffen. Minister Sander will in vier Wochen konkrete Vorschläge vorlegen. Landrat rechnet mit Start in diesem Jahr

Alt Garge. Gäste, die Geschenke mitbringen, sind gern gesehen. Das war bei Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) Ende Oktober vergangenen Jahres anders. Er brachte bei seinem Besuch in Bleckede als Gastgeschenk eine Hiobsbotschaft mit. Der Deichbau im Ortsteil Alt Garge soll erst 2013 beginnen, weil das Geld fehlt, teilte der Minister dem Bleckeder Stadtrat und empörten Alt Gargern mit. Ihr Ort ist der einzige an der Elbe, der nicht durch einen Deich geschützt wird.

Am Sonntag nun erfolgte die Kehrtwende. Der Minister kündigte erfreuliche Neuigkeiten für seinen nächsten Besuch an, als er sich ein Bild vom Hochwasserschutz am Notdamm in Alt Garge machte. Vor dem Hintergrund der teils dramatischen Bilder erklärte er, dass sein Ministerium in den kommenden vier Wochen einen konkreten Vorschlag erarbeiten werde, wann der Lückenschluss in der niedersächsischen Elbdeichlinie zwischen Alt Garge und Walmsburg angegangen wird. Er werde dann die Menschen in Bleckede direkt informieren und alle Daten und Fakten auf den Tisch legen. "Ohne diesen Behelfsdeich wären viele Häuser schon abgesoffen", beschrieben die Alt Garger dem Minister die Situation vor Ort. Die Worte kamen bei Sander offenbar an.

Landrat Manfred Nahrstedt (SPD) sagte auf Nachfrage der Rundschau, der Minister werde schon heute die Angelegenheit dem Kabinett in Hannover zu Beratung vorlegen. Das rechne er Sander hoch an, so Nahrstedt. "Ich verlasse mich auf seine Aussagen und gehe daher noch mit einem Baubeginn in diesem Jahr aus", so der Landrat. Trotz angespannter Kassenlage beim Kreis werde sich dieser mit 2,5 Prozent an den geplanten Kosten von 5,6 Millionen Euro für den Deich beteiligen. "Das habe ich versprochen. Dazu stehe ich und im Kreistag wird es keinen Abgeordneten geben, der das nicht mitträgt." Den gleichen Anteil muss die Stadt Bleckede zahlen, 95 Prozent verbleiben beim Land. Das Finanzierungsmodell sagte Sander zu.

Bleckede Bürgermeister Jens Böther (CDU) sagt, dass Sander in vier Wochen nicht mit leeren Händen nach Bleckede kommen werde. "Seine Aufgabe ist es, in seinem Ministerium und den zuständigen Behörden die Priorität auf Alt Garge zu richten. Das wird er machen", sagt Böther. Der Minister werde die zusätzlich benötigten Mittel besorgen. "Deshalb glaube ich auch, dass der Deichbau schon vor 2013 beginnt." Denn dass der Schutzwall gebaut werden müsse, zeige das aktuelle Rekordhochwasser deutlich, so Böther. Es müsse niemand mehr überzeugt werden, sagt Thomas Zerm, Vorsitzender des Fördervereins Deichbau Bleckede. "Auch Minister Sander nicht."

Bleckedes Bürgermeister sagt, die bereits fertige Planung für den Deich sei seriös: "So wie er geplant wurde ist es nötig und auch realisierbar." Das zeigten die neuen Deiche in den anderen Orten an der Elbe im Landkreis, die dem Rekordhochwasser problemlos trotzten. "Sie haben den gleichen Standard wie der für Alt Garge geplante Damm", so Böther.

Zerm stimmt zu. "Durch eine neue Planung, um Kosten für den Bau einzusparen, würde viel wertvolle Zeit verloren gehen. Je schneller Alt Garge einen Deich bekommt, desto besser."

Denn der provisorische Notdamm könne nicht von Dauer sein. "Sandsackbarrieren in den Gärten bieten keinen Schutz." Zumal die nächsten Hochwasser wieder so hoch auflaufen werden. "Das ist zwar hypothetisch, doch die vergangenen Jahre zeigen, dass wir von Mal zu Mal höhere Wasserstände bekommen haben. Der Arbeitstitel Jahrhunderthochwasser kann gestrichen werden." Auch Jens Böther sagt, dass ein Deich in Alt Garge nicht für seltene Ereignisse gebaut werde. Vielmehr müsse den Veränderungen am Fließverhalten der Elbe Rechnung getragen werden. Für Böther steht fest: "Hochwasser wird regelmäßig in der jetzigen Höhe auflaufen."

Unterdessen bezeichnet der Katastrophenschutzstab des Landkreises die Lage im Hochwassergebiet als sicher. Bis auf zehn Feuerwehrleute in Alt Garge seien alle Einsatzkräfte abgezogen worden, hieß es gestern. Der Hochwasserscheitel läuft weiter durch, die Pegelstände sinken im Zentimeterbereich. Der Katastrophenalarm wir noch aufrecht erhalten.