Projekt mündet in Jugendkongress am 30. Juni in Heiligenthal

Reppenstedt. Eine Studie, wonach jeder vierte Deutsche Tendenzen zur Fremdenfeindlichkeit zeigt, erschüttert Josef Röttgers. "Wir brauchen deutliche Zeichen für Toleranz, Respekt, Integration und Zivilcourage", sagt der Bürgermeister der Samtgemeinde Gellersen. Damit es nicht nur bei Worten bleibt, sondern auch Taten folgen, hat die Kommune gemeinsam mit dem Lüneburger Gymnasium Oedeme einen Jugendkongress gegen Extremismus angeschoben. Dieser wird am 30. Juni in Heiligenthal als Großereignis an verschiedenen Stellen im Dorf über die Bühne gehen.

Mit dem Motto "Gegen Extremismus - für Toleranz und Vielfalt" setzen sich bis dahin die 195 Schüler der neunten Klassen während einer Projektwoche und im Unterricht auseinander, um beim Jugendkongress im Sommer die Ergebnisse ihrer Arbeiten dem Publikum zu präsentieren.

"Der Kongress ist keine Erfindung von uns, sondern hat schon in Celle, Aurich, Goslar, Norden und Wunstorf stattgefunden. Wir sind allerdings die erste ländliche Gemeinde, die ihn ausrichtet", sagt Röttgers. Gefördert wird das Projekt vom niedersächsischen Sozialministerium mit mehr als 9000 Euro. Ministerin Aygül Özkan hat die Schirmherrschaft und wird am 30. Juni als Gast erwartet.

Extremismus, so Röttgers, sei ein tagesaktuelles Problem - nicht nur in den Städten, sondern auch auf dem Land. "Sowohl bei Jüngeren als auch Älteren stelle ich in Gesprächen öfter einmal unterschwellige fremdenfeindliche Äußerungen fest. Das ist zwar nicht massiv. Aber schon dem Ansatz müssen wir entgegenwirken", sagt er. Daher sehe er in dem Jugendkongress vor allem ein Präventionsprojekt für die Kinder und Jugendlichen.

Das sieht auch Dieter Stephan, Leiter des Gymnasiums Oedeme, so: "Auch wenn bei unseren Schülern keine extremen politischen Auffassungen populär und verbreitet sind, müssen wir vorbeugen." Es gehe schließlich darum, eine politische Streitkultur ohne Feindseligkeiten und die Dialogfähigkeit zu erhalten. Zudem seien Fremdenfeindlichkeit und Rassismus ein zentrales Thema für Pädagogen. "Wir müssen aktiv sein, besonders vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte", sagt Schulleiter Stephan.

Doch nicht nur die Kinder profitierten von dem Projekt. Auch die Eltern, denn ihnen werde Unkenntnis und Unsicherheit genommen, wie die Elternratsvorsitzende Ulrike Fleer sagt: "Die Realität ist heute eine andere als zu unserer Jugend. Parolen und Symbole der Extremisten sind anders, häufig nur schwierig zu identifizieren. Wir kennen diese oft gar nicht."

Die Teilnehmer des Jugendkongresses werden von Experten unter anderem vom Verfassungsschutz, vom Kriminalpräventionsrat, vom Innenministerium, vom Oberverwaltungsgericht, von der Universität Leuphana und der Geschichtswerkstatt Lüneburg vorbereitet und geschult. So spricht etwa ein Vertreter der Polizeidirektion Lüneburg zum Thema "Was ich schon immer über Rechts wissen wollte. Symbole, Musik, Gewalt zwischen Rechts und Links." Auch ein Argumentationstraining steht auf dem Programm ebenso wie "Rechtsextremistische Musik und Internet".

Die Schüler lauschen aber nicht nur Vorträgen und nehmen an Podiumsdiskussionen teil. Sie thematisieren Extremismus in Theaterstücken, mit Fotogeschichten und in selbst verfassten Zeitungsartikeln.