Wegen des steigenden Elbepegels ruft der Landkreis den Katastrophenfall aus. Krisenstab bleibt gelassen.

Bleckede. Die Auswirkungen des stetig steigenden Wasserstandes an der Elbe zeigten sich gestern besonders in Bleckede. Der Hafen ist inzwischen vollständig überflutet. Vom Fährhaus ragt nur noch das Dach aus dem Wasser und die darauf gestapelten Mauersteine für den Umbau des Gebäudes.

Das Wohnhaus und der alte Schuppen am Fahnenmast, an dem erst kürzlich der Bau eines Imbiss begonnen wurde, sind ebenso vom Wasser umgeben wie das kleine Pegelhaus ein paar Meter entfernt. Der Elbepegel hatte in Bleckede gestern um 15 Uhr eine Höhe von 10,30 Meter erreicht und lag damit nur noch etwa einen Meter unter den Rekordwerten der Fluten von 2002 und 2006. Es fehlten am Nachmittag nur noch fünf Zentimeter für die zweite von vier Hochwasseralarmstufen. Das galt für auch für die anderen Orte an der Elbe im Kreis Lüneburg.

Die alten Bleckeder mit den Erfahrungen vieler Hochwasser in den vergangenen Jahrzehnten beobachteten das Naturschauspiel vom Deich aus. Sie wissen, was den zum Teil recht feuchten Deichen jetzt gut bekäme: "Wir brauchen dringend Frost. Das macht die Deiche hart", sagten sie. Doch alleine darauf verlässt sich der Krisenstab des Landkreises Lüneburg nicht. Er tagte gestern erneut, dieses Mal in größere Runde, um die Strategie für die kommenden Tage festzulegen.

Neben den Vertretern der Deichverbände und der Kreisverwaltung nahmen auch Feuerwehr, Bundeswehr und Polizei an der Besprechung teil. "Am Mittwochmorgen wird der Katastrophenfall ausgelöst. Dann wird voraussichtlich der Referenzpegel von 6,10 Meter in Dömitz erreicht", sagte Erster Kreisrat Jürgen Krumböhmer, der dann die Leitung des Katastrophenschutzstabes übernehmen wird.

Er machte aber klar, dass an der Elbe keine katastrophale Lage erwartet werde. "Vielmehr übernimmt der Landkreis die Koordination bei der Hochwasserabwehr und der Deichverteidigung, die zurzeit noch bei den Deichverbänden und Kommunen liegt", so Krumböhmer. So wird etwa in der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Scharnebeck die Technische Einsatzleitung eingerichtet.

Der Krisenstab geht seinen Worten zufolge gelassen mit der Hochwassersituation um. "Unsere Einschätzung ist, dass die Deiche hoch und neu genug sind. Sie werden halten. Voraussichtlich bleibt der höchste Wasserstand einen bis 1,20 Meter unter der Deichkrone." Allerdings, so räumt er ein, werde das Hochwasser zwei Wochen lang auf sehr hohem Niveau bleiben. "Es wird aber wohl nicht kritisch werden."

Dennoch sind bereits 10 000 Sandsäcke gefüllt. "Als Reserve liegen zusätzlich mehrere tausend Sandsäcke bereit, die bereits am Wochenende durch Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr gefüllt wurden", berichtet die Stadt Bleckede. Weitere sollen folgen. "In Preten im Amt Neuhaus wird extra Sand für einen Bauernhof angeliefert. Dort stehen 1000 Schafe und 700 Rinder im Überschwemmungsgebiet", so Krumböhmer. Überprüft werden zudem die Rückhaltedeiche an den Nebenflüssen Sude und Krainke im Amt Neuhaus. "Einige sind noch aus DDR-Zeiten. Die bisherige Einschätzung ist aber, dass sie standhalten werden."

Inzwischen informieren die Kommunen an der Elbe ihre Bürger über das schwere Hochwasser und die Hintergründe. So schreibt die Gemeinde Hohnstorf in einer Broschüre an ihre Bürger: "Die Gefährdungslage hat sich in den letzten Jahren durch wesentliche Einflüsse verändert. Einige dieser Einflüsse sind die zunehmende Verbuschung in den Deichvorländern und die damit einhergehenden umfangreichen Sedimentablagerungen in den Deichvorländern, das reduzierte Unterhaltungsprogramm des Wasser- und Schifffahrtsamtes, der Neubau beziehungsweise die Verlagerung von Deichen und die Besiedlung gewässernaher Bereiche im Oberlauf der Elbe."

Die Stadt Bleckede hat ab heute ein Bürgertelefon geschaltet, das täglich von 8 bis 20 Uhr unter der Telefonnummer 05852/958346 zu erreichen ist. Bürger können sich zur aktuellen Hochwasser-Situation und vor allem zu notwendigen Schutzmaßnahmen informieren.