Vorbereitung auf das Hochwasser an der Elbe beginnt. Krisenstab tagt am Montag erneut

Lüneburg. Die Menschen an der Elbe im Landkreis Lüneburg rüsten sich für das Mitte kommender Woche erwartete schwere Hochwasser. Feuerwehrleute füllen an diesem Wochenende auf den Betriebsplätzen des Artlenburger Deichverbandes in Hohnstorf-Sassendorf, Wendewisch, Radegast und Avendorf tausende Sandsäcke.

"Sie dienen als Reserve und kommen zum Einsatz, wenn an den Deichen zwischen Bleckede und Tespe Lecks festgestellt werden sollten", sagt Norbert Thiemann, Geschäftsführer des Artlenburger Deichverbandes. Zudem wird dieser Deichabschnitt ebenfalls fortan zweimal am Tag begutachtet. "Ab Dienstagmorgen ziehen dann die Deichwachen auf. Sie sind rund um die Uhr auf den Dämmen zu Fuß unterwegs und kontrollieren den Zustand der Deiche", so Thiemann. Und auf seinem Bauhof in Hohnstorf richtet der Verband am Montag ein Lagezentrum ein.

Diese ersten Vorbereitungen auf das Hochwasser hat der Krisenstab des Landkreises Lüneburg am Freitag beschlossen. "Am Montagmorgen bewerten wir die Situation neu. Je nach Entwicklung der Lage wird dann möglicherweise die Vorwarnung für den Katastrophenfall ausgesprochen", sagt Thiemann. Dieser tritt automatisch in Kraft, wenn am Pegel in Dömitz ein Wasserstand von 6,10 Meter, in Bleckede von 11,05 Meter und in Hohnstorf von 8,80 Meter gemessen wird. Ob und wann das der Fall sein wird, ist noch unklar. Thiemann: "Wir können aus den Prognosen noch nicht erkennen, wann der Scheitel des Hochwassers eintrifft. Es deutet sich aber an, dass die Höchststände der Jahre 2002 und 2006 erreicht werden könnten."

Darauf wiesen die neuesten Informationen vom Oberlauf der Elbe hin. "Es gibt dort einen kräftigen Zulauf durch Schmelzwasser. In Schöna an der tschechischen Grenze ist der Pegel von Donnerstag bis Freitagmorgen um 59 Zentimeter gestiegen, in Dresden um 41 Zentimeter." Der Geschäftsführer des Deichverbandes geht davon aus, dass die Elbe in der Region einen langen Hochwasserscheitel bekommen wird. "Der höchste Wasserstand wird einige Zeit anhalten, bevor die Pegel wieder zu sinken beginnen. Das kann mehrere Tage dauern." Das berge die Gefahr, dass die Dämme weich werden, weil das Wasser an ihnen stehen bleibt.

Trotz der zugespitzten Entwicklung in den kommenden Tagen bleibt Thiemann gelassen. "Wir sind sorgenfrei und habe die Lage im Griff. Die Deiche in unserem Verbandsgebiet sind neu, gut gepflegt und hoch genug." Schwachstellen seien bekannt und werden ausgebessert. "Bei Brackede und Radegast ist der Bisam in den Deich eingedrungen. Wir sichern die Stellen." Gleiches gilt für die Deichbaustelle in Hohnstorf-Sassendorf. "Sie schützen wir mit Stahlmatten und decken sie außerdem mit speziellen Planen ab. Obendrauf packen wir Sandsäcke. Das stabilisiert den Deich."

Die einzige echte Schwachstelle hat Thiemann in Alt Garge ausgemacht, weil dort ein schützender Deich fehlt. Wie berichtet, wird in dem Bleckeder Ortsteil seit Donnerstag mit schwerem Gerät ein 100 Meter langer und ein Meter hoher Notdamm errichtet. "Damit der Wall ein noch kompakterer Schutz vor dem Hochwasser wird, soll auch auf diesem die Spezialplane ausgelegt werden."

Den provisorischen Hochwasserschutz, ohne den etwa 60 Häuser im Ort von Überschwemmungen bedroht wären, schaut sich der niedersächsische Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) am Sonnabendmorgen an. Er ist der für den Hochwasserschutz zuständige Minister und in dieser Funktion macht er sich auch ein Bild von der neu gebauten Hochwasserschutzwand in Hitzacker, die zum ersten Mal zum Einsatz kommt.