Goldenes Buch und Gästebuch der Stadt geben Aufschluss über die jüngere Geschichte.

Lüneburg. Kommt ein berühmter Mensch nach Lüneburg, und macht sie oder er seinen Besuch auch offiziell, dann lädt die Stadtverwaltung die Persönlichkeit stets dazu ein, sich in das Goldene Buch - reserviert für besondere Ehrengäste - oder das Gästebuch einzutragen. Aber auch Lüneburger, die Besonderes geleistet haben, dürfen sich auf den Seiten verewigen. Die Unterschriften reichen von Theodor Heuss 1955 bis Christian Wulff 2010.

Einen Blick in die Seiten der Promi-Bücher der Stadt hat Frauke Noweck geworfen, sie arbeitet in der Pressestelle der Stadtverwaltung. "Blättert man das aktuelle Goldene Buch und seine Vorgänger durch, unternimmt man einen Streifzug durch die Geschichte der Hansestadt wie auch der Bundesrepublik Deutschland", sagt sie und nennt Beispiele: Im April 1955 kam der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer nach Lüneburg.

"Als Regierender Bürgermeister Westberlins verewigte sich auch der spätere Bundeskanzler Willy Brandt im Juli 1961, kurz vor dem Mauerbau, im Goldenen Buch. 1963 kam erneut Konrad Adenauer, dann dauerte es jedoch 45 Jahre, bis wieder ein Bundeskanzler - genauer: eine Kanzlerin - Lüneburg besuchte: 2008 trug sich Angela Merkel ins Goldene Buch ein." Frauke Noweck hat bei ihren Recherchen auch den veränderten Geist der Zeit schwarz auf weiß gesehen: "Die Unterschriften aus den 1950er- und 60er- Jahren erscheinen oft einfach und bescheiden. Als habe man jeden Fleck auf dem Papier nutzen wollen, haben sich jeweils mehrere Gäste auf einer Seite eingetragen, Erläuterungen dazu sind rar."

Seit 1976 gibt es neben dem Goldenen Buch das Gästebuch. Darin stehen Namen wie Günter Grass, Christa Wolf und Martin Walser sowie die der gesamten Mannschaft des FC Bayern München, der im Juli 1996 in Lüneburg gegen eine Amateurauswahl spielte.

"Die Hansestadt Lüneburg ist stolz auf die zahlreichen Ehrengäste, die sich in ihr Goldenes Buch eingetragen haben", sagt Frauke Noweck. "Zu Schmuckstücken werden die Seiten jedoch erst durch die kalligrafischen Buchstaben, die Namen und Funktionen der Gäste nennen."

Über den Künstler, der dahinter steckt, weiß Frauke Noweck ebenfalls Spannendes zu erzählen: Eckhard Täger, der an Silvester 57 Jahre alt wurde, arbeitet in der Botenmeisterei des Rathauses.

Aus einer mittelalterlichen Schrift hat er im Lauf der Jahre seine eigene Kalligrafieschrift entwickelt. "Das Schönschreiben hat er in seiner Ausbildung zum Werbegestalter von der Pike auf gelernt." Viele Reklameschilder hat Täger noch mit der Hand gemalt, berichtet Noweck. Lange war Täger im Deutschen Salzmuseum beschäftigt, er illustrierte dort Ausstellungen und Werbeplakate.

Seit 1996 gestaltet er die Einträge im Goldenen Buch - "etwas, das kein Computer kann", sagt Noweck. "Manchmal mehrere Stunden sitzt Täger an einer Seite − je nach Textlänge und Illustration." Farbige Wappen malt er besonders gern, und wenn er in wenigen Jahren in die Altersteilzeit geht, wartet schon sein kleines Atelier auf dem Dachboden, hat er Frauke Noweck erzählt. Vielleicht bleibt er der Stadt dann freiberuflich treu.