Immer weniger Menschen empfangen das christliche Sakrament. Einigen fehlt das Geld zum feiern, anderen missfällt das kirchliche Umfeld

Lüneburg. 2011 feiert der Kirchenkreis Lüneburg das "Jahr der Taufe". "Die Taufe ist eines von drei Sakramenten in der evangelischen Kirche. Sie macht frei und mündig und ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft mit Gott", sagt Superintendentin Christine Schmid. So steht das große geistliche Thema im Vordergrund des neuen Jahres und versteht sich als Einladung zur Taufe.

"In diesem Fall wollen wir missionarisch sein", erklärt Schmidt. Bereits Luther habe die Taufe als Beginn des mündigen Christen verstanden. Ein Aspekt, den immer weniger Menschen als beachtenswert ansehen.

So nehmen in den 17 Gemeinden des Kirchenkreises Lüneburg parallel zu der Zahl der Gemeindemitglieder auch die Zahl der Taufen ab. Empfingen im Jahr 2000 von 65 092 Mitgliedern 743 das Taufsakrament, waren es 2009 nur 583 bei 62 026 Mitgliedern. "Die Bereitschaft, die eigenen Kinder taufen zu lassen, ist rückläufig, jedoch nimmt die Zahl der Jugendlichen zu, die sich im Zuge der Konfirmation taufen lassen. Ebenfalls an Fahrt nimmt die Erwachsenentaufe auf", so Schmid.

Das liegt einerseits daran, dass ein Kind nicht mehr wie früher unmittelbar nach der Geburt getauft wird und später oftmals der Anlass für eine Taufe fehlt.

Andererseits fühlen sich einige Menschen in der Art der Tauffeier, wie sie in der Landeskirche praktiziert wird, nicht wirklich wohl. Manche erleben sich auf Grund geringer Bindung zu ihrer Gemeinde im Gottesdienst zunächst als Fremde; anderen macht es Probleme, dass sie bei der Aufstellung um den Taufstein keine umfängliche Familie präsentieren können.

"So ist es auffällig, dass die Kinder von alleinerziehenden Müttern nur zu etwa 25 Prozent zur Taufe gebracht werden. Und schließlich bedeutet für manche Familie die Taufe und das damit verbundene Familienfest eine zu hohe finanzielle Belastung", nennt die Superintendentin als weitere Begründung.

Das Jahr der Taufe soll dazu dienen, diese und andere Schwellen auf dem Weg zur Taufe abzubauen. Damit das gelingt, hat sich Dennis Schipporeit viele Gedanken gemacht. Mit Hilfe einer Projektgruppe hat er kirchliche Feiern und Veranstaltungen, Kurse, Seminare und Informationen zum Thema Taufe für das kommende Jahr zusammengestellt. In vielen Kirchenbezirken sollen übergemeindliche Tauffeste - möglichst an besonderen Orten und in feierlichem Rahmen - angeboten werden.

"Diese Feste sollen einen besonderen Anlass zur Taufe schaffen und durch ein gemeinsames anschließendes Fest die Familien von der Ausrichtung eines Familienfestes entlasten", sagt Schipporeit. Höhepunkt im Kirchenkalender wird die Osternacht als die Nacht der Taufen sein. Schipporeit verrät: "Getauft werden Kinder und Erwachsene an außergewöhnlichen Orten wie in der Brunnenhalle des Klosters Lüne." Den "Tag der Tauffeste" mit fröhlichen Gottesdiensten und anschließenden Taufen an besonderen Orten sind für den 26. Juni an der Ilmenau in Schröders Garten, im Kloster Lüne, an der Ilmenau bei Melbeck und in Amelinghausen geplant.

Angeboten werden zudem Tauf- und Patenkurse, ein Meditationsseminar und eine Ausstellung vom Taufgefäß über Taufsprüche bis hin zum Taufkleid im Ostpreußischen Landesmuseum. So ist beispielsweise das Amt des Paten von großer Bedeutung.

Paten sollten Christen und Mitglied in einer Kirche sein. Ist jedoch eine Taufe gefährdet, weil sich kein Pate im Sinne der Kirche finden lässt, "dann ist die Taufe dennoch nicht gefährdet und muss nicht versagt werden", sagt Superintendentin Christine Schmid. Abgesehen davon stellen sich in Notfällen auch Gemeindemitglieder für das Amt zur Verfügung.

Das Jahr der Taufe hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) im Rahmen der sogenannten Reformationsdekade für das bevorstehende Jahr ausgerufen. In den zehn Jahren von 2008 bis 2017, dem fünfhundertsten Jahrestag von Luthers 95 Thesen, ist jedes Jahr einem anderen reformatorischen Thema gewidmet.

Ansprechpartner im Kirchenkreis Lüneburg zum Jahr der Taufe 2011 ist Pastor Dennis Schipporeit, Telefon 04131/223 33 38, Dennis.Schipporeit@gmx.de