20 junge Arbeitslose aus dem Landkreis Lüneburg bereiten sich mit einem Theaterprojekt auf einen Ausbildungsplatz vor

Lüneburg. Obwohl sie noch nicht einmal ihren 20. Geburtstag gefeiert hat, ist im Leben von Bianca schon eine Menge schief gelaufen. Sie wurde mit 16 Jahren schwanger, brach ihre Ausbildung zur Friseurin im zweiten Lehrjahr ab und stand drei Jahre später arbeitslos und ohne Berufsausbildung da.

Heute ist ihre Tochter Yasmin drei Jahre alt und während sie in den Kindergarten geht, besucht ihre Mutter das Theaterprojekt Jobact der Projektfabrik Witten in Lüneburg. Im Salon Hansen ist viermal in der Woche für je vier Stunden eine Probebühne eingerichtet, auf der 20 junge Frauen und Männer aus dem Landkreis Lüneburg ein zehnmonatiges Bewerbungstraining absolvieren. Organisiert und veranstaltet wird Jobact von der Projektfabrik Witten, in Zusammenarbeit mit jobsozial und der Agentur für Arbeit Lüneburg. Finanziell unterstützt wird das Programm aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds. Noch bis Mitte März studieren die Teilnehmer mit Unterstützung von Theaterpädagogin Katja Meier ein eigenes Stück ein, das sich an den Lebenswelten der Teilnehmern orientiert und in Lüneburg auf einer großen Bühne gezeigt werden soll.

Im zweiten Teil des Projekts soll der Fokus auf praktische Berufserfahrungen durch Betriebspraktika gelegt werden. Dabei sollen die Erlebnisse der Teilnehmer auf der Bühne helfen. "Sich vor anderen zu präsentieren ist nicht einfach. Das gilt für die Bühne genau so wie für das Büro. Wir wollen den jungen Leuten Erfolgserlebnisse geben", sagt Projektleiter Oliver Ronning von der Projektfabrik Witten zu den Zielen.

Günter Wernecke, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt, begrüßt das Programm. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass besonders viele an Frustration scheitern. Wenn es beim Übergang zwischen Schule und Beruf nicht gleich klappt, muss man Kraft haben, durchzuhalten." Theaterspielen sei dafür eine gute Vorbereitung, denn es erfordert Mut, Präzision und Verantwortungsbewusstsein für die Mitspieler.

Anna Zenker von der Projektfabrik Witten betreut unter anderem in Münster Teilnehmer des deutschlandweiten Projekts Jobact. Arbeitgeber hätten ihr in Gesprächen bestätigt, dass es häufig an der richtigen Einstellung der Auszubildenden mangele. "Es ist nicht so sehr die schlechte Note in Mathematik, die die Unternehmer beklagen, sondern die schlecht ausgeprägte Sozialkompetenzen und fehlende Motivation."

Auch Etienne Rohardt hatte Probleme mit der Motivation, aber im Rampenlicht steht er gern. Er hat keine Scheu, vor seinen Mitspielern zu rappen und kommt gern zu den Proben. Bei der Arbeit hat er dagegen häufig gefehlt und verschiedene Ausbildungen abgebrochen. Zeitweise hielt er sich als Aushilfskellner über Wasser, jetzt bezieht er Hartz IV. Inzwischen ist er 26 Jahre alt und - sagt er - sei erwachsener geworden, lasse sich heute nicht mehr so leicht von seinen Plänen abringen.

Statistiken zeigen, dass 60 Prozent der Absolventen im Anschluss einen Job oder einen Ausbildungsplatz finden, sagt Anna Zenker.

Die Zukunftswünsche der Teilnehmer sind unterschiedlich, aber von Optimismus geprägt. Während Bianca zurück in ihren alten Job will und sich erneut um einen Ausbildungsplatz als Friseurin bewerben will, träumt Ramin Mehri, der vor seiner Teilnahme an der berufsvorbereitenden Maßnahme noch nie im Theater war, von einem Leben als Schauspieler.