Adventszeit ist nicht nur Besinnung. Adventszeit, das ist auch Stress.

Sicher - das ist keine neue Erkenntnis. Aber wer wie ich in der Innenstadt wohnt, wird mir in besonderer Weise beipflichten.

Schon an Werktagen wird das Verlassen der Wohnung zum Kampf. Wer sich an dem Geigenspieler im Hauseingang vorbeigemogelt hat, ist drin im großen Menschenfluss, der zwischen Filialen großer Bekleidungsketten und kleinen Geschenkläden entlang wabert. Immerhin: Unter der Woche ist der gemeine Fußgängerzonenbewohner noch verhältnismäßig frei in der Richtungswahl nach dem Verlassen des Hauses.

Nicht so an Sonnabenden. Eine unsichtbare Mittellinie trennt dann das Nadelöhr "Kleine Bäckerstraße", während die Menschen ihrem Autobahninstinkt folgen. Es herrscht Rechtsverkehr. Vorankommen auf der falschen Seite - unmöglich. Vorankommen generell - zäh bis stockend.

Das alles kann mich nun nach Jahren kaum noch schockieren. Doch Freitagnacht hatte der städtische Winterdienst noch eine Überraschung für mich und meine Nachbarn. Es war halb eins, als ich plötzlich drei bis fünf Rasenmäher vor meinem Fenster wähnte.

Ein Mann hatte begonnen, mit einem mobilen Pflug den frisch gefallenen Schnee wegzubürsten. Mit mäßigem Erfolg. Zu ihm gesellten sich weitere Kollegen und Räumfahrzeuge, die beim Rückwärtsfahren laut piepten. Noch am frühen Morgen waren die Männer fleißig, luden Schneehaufen mit Baggern auf Kipplaster.

Am Ende war die Stadt freigefegt für die finale Stufe des Weihnachtswahnsinns. Und ich? Ich wollte nach Feierabend eigentlich Geschenke kaufen. Aber ich war einfach zu müde.