Zum zehnten Mal feierte die Gemeinde den Tag des Ehrenamts. Hans Dieck und Christian Richter mit goldener Ehrennadel geehrt

Salzhausen. "Unsere Gesellschaft ist gar nicht so kalt, wie immer beschrieben." Mit dieser Erkenntnis eröffnete Bürgermeisterin Elsabe Rolle eine Feierstunde, in der Bürger der Gemeinde Salzhausen gewürdigt wurden. Zum zehnten Mal stand der Abend in der Dorpschün im Zeichen des Ehrenamts. In diesem Jahr unter dem Motto "Was ich kann, ist unbezahlbar".

Für ihr ehrenamtliches Engagement in Sport und Politik ausgezeichnet wurden Christian Richter und Hans Dieck. Als Anerkennung und Würdigung erhielten sie die Goldene Ehrennadel der Gemeinde Salzhausen.

Bürgerschaftliches Engagement hat in Deutschland eine große Tradition. In Niedersachsen engagieren sich laut einer Statistik aus dem Jahr 2009 41 Prozent der rund 7,9 Millionen Bürger in ihrer Freizeit ehrenamtlich für das Gemeinwohl. Jeder Dritte ist es in Deutschland.

Doch sei der Verzicht auf viele Stunden Freizeit nicht selbstverständlich, gab Elsabe Rolle (SPD) zu bedenken: "Wir brauchen unkonventionelle Formen der Mitarbeit." So müsse möglich werden, sich beispielsweise im Sportverein zu engagieren, ohne dass eine Mitgliedschaft gefordert werde. "Darüber hinaus darf das Ehrenamt nicht die berufliche Karriere behindern. Im Gegenteil, es muss vermehrt gefordert werden", mahnte die wortgewandte Bürgermeisterin.

Ehrenamtliche wie der 45-jährige Christian Richter aus Gödenstorf arbeiten oftmals unkonventionell. Selbst einst Fußballspieler im heimischen Verein, rutschte der gelernte Schlachter 1996 in die Rolle des Betreuers und Trainers in der Sportgemeinschaft Salzhausen-Garlstorf (SAGA). Als Jugend-Obmann wurde er in den SAGA-Vorstand gewählt. Seitdem dient das Wohnzimmer der vierköpfigen Familie als Kommandozentrale seiner ehrenamtlichen Tätigkeit.

Am Wochenende klingelt ununterbrochen das Handy. Die aktuellen Ergebnisse der spielenden Mannschaften werden durchgegeben und von Richter dem Fußballverband gemeldet. Samtgemeindebürgermeister Hans-Hermann Putensen schilderte Richter als einen Trainer, dem die Motivation der jungen Menschen am Herzen liege, "damit auch sie einmal eine Trainer- oder Betreuungsaufgabe übernehmen".

Mit Hilfe und der Hilfe zur Selbsthilfe macht über Jahrzehnte der 1934 geborene Hans Dieck von sich reden, ohne selbst viel darüber zu berichten. Der Salzhäuser Landwirt arbeitete lange Zeit bei einem Landmaschinenunternehmen.

Dort pflegte er ein besonders gutes Verhältnis zu den ausländischen Mitarbeitern; er war Ansprechpartner für Türken, Serben und Kroaten, stand ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Dieck engagierte sich in der Freiwilligen Feuerwehr, im Schützenverein und 25 Jahre in der Kommunalpolitik; zuerst als UWG (Unabhängige Wählergemeinschaft)und später als CDU-Mitglied.

Überdies gründete er die erste Selbsthilfegruppe in Salzhausen, den legendären Deichverband. Man half sich gegenseitig beim Aufräumen des Hofes, beim Gruben ausheben, beim Bäume fällen und erledigte, was an Arbeit anfiel und was man nicht alleine leisten konnte. "Das Statut lautete: Hilfe wird da geleistet, wo nicht die Faulheit und Bequemlichkeit gefördert wird", zitierte Laudatorin Elsabe Rolle den Geehrten.

Die diesjährigen Träger der Ehrennadel glänzten durch Bescheidenheit: Sie nahmen die Auszeichnung stellvertretend für alle Ehrenamtlichen in Empfang. Auf den Punkt brachte es der Salzhäuser Landwirt Hans Dieck: "Ein Wagen kann nur dann fahren, wenn alle daran ziehen und nicht zu viele in den Rädern hängen."

Zur Stärkung des bürgerschaftlichen Ehrenamts hat die Niedersächsische Landesregierung zahlreiche Initiativen und Maßnahmen ergriffen. Schon 2003 wurde der "Freiwilligenserver" im Internet gestartet. Der Server ist virtueller Anlaufpunkt für alle ehrenamtlich und bürgerschaftlich Interessierte und Aktiven. Über 30 000 Vereine, Selbsthilfegruppen, Initiativen und Agenturen sind dort gespeichert und geben Auskunft über Mitwirkungsmöglichkeiten. Durchschnittlich 75 000 Zugriffe im Monat zählt der Server. Die niedersächsische Ehrenamtskarte erhält, wer über drei Jahre die Ausübung einer freiwillig und ohne Bezahlung geleisteten, gemeinwohlorientierten Tätigkeit von mindestens fünf Stunden in der Woche oder 250 Stunden im Jahr nachweisen kann. Träger der Ehrenamtskarte haben die Möglichkeit, zahlreiche Vergünstigungen beim Besuch städtischer und privater Einrichtungen, Veranstaltungen und Ähnlichem in Anspruch zu nehmen.