Eine Initiative setzt sich für die Stärkung der freien Kulturszene in Lüneburg ein. Die Stadt plant bereits den Verkauf des Gebäudes

Lüneburg. Bei einem Glas Wein im Rahmen eines Straßenfestes wurde die Idee geboren: Kurt Bader, Hubertus Heinrich und Jan Baylon fanden sich zur Initiative "KIS" (Kunst und Kultur findet Innenstadt) zusammen. Ihr Ziel: Sie möchten den Gebäudekomplex der Musikschule und des Jugendzentrums in der Katzenstraße zu einer Begegnungsstätte für Kulturschaffende machen.

Zu Beginn dieser Woche stellte der Maler Jan Baylon das Projekt etwa dreißig Mitstreitern vor, die sich versammelt hatten, um über die Zukunft von KIS zu sprechen. Freie Künstler und Theatermacher, Curt Pomp vom Verein Lüneburger Altstadt (ALA), Vertreter des Instituts für Erlebnispädagogik, Mitglieder der Jugendgruppe "Die Falken" und der Partei "Die Linken" sowie interessierte Bürger - sie alle wünschen sich mehr Raum für ein kulturelles Miteinander in der Innenstadt.

"Wir sollten einen Raum öffnen für die starke, freie Kulturszene in Lüneburg. Schicke Cafés und Konsumtempel gibt es genug", sagte einer der Anwesenden. Werkstätten und Proberäume, Ateliers und Begegnungsräume werden im Zentrum der Stadt gebraucht, darin waren die Beteiligten sich einig. "In der jetzigen Situation sind Atelierräume teuer. Wenn es finanziell knapp wird, heißt es: Geben sie doch Ihr Atelier auf - das bedeutet, ich gebe meine Existenz auf", sagte Jan Baylon.

Nach Ansicht der Initiative sind die Räume der Musikschule An der Münze für ein innerstädtisches Kulturzentrum ideal. Und sie werden frei. Die Musikschule bekommt einen Neubau auf dem Hof der E.on Avacon in der Lindenstraße. Um die Übernahme der alten Räume hat sich die Initiative bereits bei der Stadt bemüht.

"Uns wurde mitgeteilt, dass die Musikschule im Sanierungsstau steckt und Schadstoffbelastet ist. Nach der Sanierung soll sie verkauft werden", sagte Kurt Bader vom Verein Alltagskultur e.V. Dass die Stadt den geschätzten Verkaufserlös von vier Millionen Euro als Anschubfinanzierung für die geplanten Gebäude an der Lindenstraße braucht - dort sollen die St. Ursulaschule, die Musikschule und eine Sporthalle entstehen - vermutete einer der Anwesenden. Von daher werde man schnell versuchen, Fakten zu schaffen. Schon jetzt würde darüber gesprochen, dass frei werdende Räume im Jugendzentrum nicht wieder vergeben werden sollen. Die Initiative will weitermachen. Es handele sich bei dem Gebäude An der Münze um öffentliches Eigentum, aus Steuermittel finanziert: Das solle der Öffentlichkeit auch weiter zugänglich sein. "Wir brauchen ein gutes finanzielles Konzept und eine gute Präsentation unser inhaltlichen Ideen für den Gebäudekomplex", sagte Kurt Bader. Eine Arbeitsgruppe soll sich um Fördermöglichkeiten und Organisation kümmern.

Dass auch der ALA Interesse am Erhalt und der Sanierung der Musikschule hat, erläuterte Curt Pomp den Anwesenden: "Die Musikschule ist ein kostbares Patrizierhaus aus Gotik und Renaissance, auch ein Barockflügel ist vorhanden. Das Portal wurde von uns aufwendig saniert - wir sind bereit, uns an der Planung einer weiteren Sanierung aktiv zu beteiligen", sagte Pomp.

Das nächste Treffen der Gruppe findet am 11. Januar 2011, um 20 Uhr im DGB-Haus, Heiligengeiststraße, statt.