Laut neuer Kalkulation steigen die Kosten für das Projekt bei Neu Darchau um fünf auf nunmehr 45 Millionen Euro

Bleckede. Die Kosten für den Bau einer Elbbrücke bei Neu Darchau steigen um weitere fünf Millionen Euro auf nunmehr 45 Millionen Euro. Das ist die aktuelle Kalkulation eines vom Landkreis Lüneburg beauftragten Projektbüros. In der Kostenschätzung sind neben dem reinen Brückenpaket auch schon die Mittel eingerechnet, die für den zwingend erforderlichen Naturschutz wie Amphibientunnel und Lärmschutz für Fledermäuse benötigt werden. Noch nicht bemessen sind jedoch die Kosten für die Bauunterhaltung der Brücke, die erst Anfang Dezember mit der Nutzwertanalyse für das Bauwerk vorliegen werden.

Lüneburgs Erster Kreisrat Jürgen Krumböhmer geht von einem Baubeginn nicht vor 2015 aus. Der Planfeststellungsbeschluss, der mit der Baugenehmigung vergleichbar ist, könnte ihm zufolge zwar schon 2012 vorliegen. ,,Aber es wird sicher Klagen geben, die zu Verzögerungen führen."

Die geplante Brücke über die Elbe zwischen Neu Darchau und Darchau soll die Gemeinde Amt Neuhaus mit dem westlichen Kreisgebiet verbinden. Das rechtselbische Amt, das einst auf DDR-Territorium lag, wurde 1993 an den Landkreis Lüneburg zurück gegliedert. Seither streben Politik und Verwaltung den Brückenbau an, der jedoch 2007 einen Rückschlag einstecken musste. Das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht kassierte den Planfeststellungsbeschluss. Die Richter urteilten, dass der Landkreis keine Elbbrücke planen und bauen dürfe, die zum Teil auf dem Gebiet des Nachbarkreises Lüchow-Dannenberg liegt.

Als Folge aus dem Urteil wurde der Kreis in Absprache mit Lüchow-Dannenberg Bauherr für die Brücke. Überdies wird die Planung umgearbeitet, um sie gerichtsfest zu machen. Die ersten Ergebnisse liegen vor. Die Verkehrs-, Schallschutz- und Naturschutzgutachten sowie die aktuelle Kostenschätzung wurden jetzt dem Straßenbauausschuss des Kreistages bei einer öffentlichen Sitzung im Bleckeder Haus vorgestellt, die rund 50 Zuhörer verfolgten.

Die wichtigste Botschaft ist, dass es zwei für Mensch und Umwelt verträgliche Trassenvarianten gibt und damit der Bau der 1,6 Kilometer langen Elbbrücke möglich ist. Wenn auch nur mit strengen Schutzauflagen für die Natur.

,,Mit dem Brückenbau bewegen wir uns im Biosphärenreservat, das viele Restriktionen mit sich bringt. Es soll eine Querung über einen der größten Flüsse Europas entstehen", sagte Erster Kreisrat Krumböhmer. Und diese berührt zudem zwei sensible EU-Schutzgebiete: das Vogelschutzgebiet Niedersächsische Mittelelbe und das Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet Elbe-Niederung Schnackenburg-Geesthacht.

Auch deshalb sind die Kriterien, die berücksichtigt werden müssen, umfangreich: Folgen für Natur und Landschaft, Lärmbelästigung für Anwohner, Verkehrsfluss, städtebauliche Auswirkungen auf die Orte Katemin und Neu Darchau, Veränderung des Landschaftsbildes und die Kosten.

Geplant sind eine Ortsumgehung Neu Darchau/Katemin, Rampen für die Zufahrt von beiden Ufern, Vorlandbrücken über die Deiche und die Brücke über den Fluss selbst. Projektplaner Jörg Seele rechnet nicht damit, dass die Kosten weiter ausufern werden. Vielmehr, so Erster Kreisrat Krumböhmer, werde versucht, sie zu drücken: "Wir arbeiten an einer Alternative. Dafür muss noch die Auswirkung auf den Hochwasserschutz untersucht werden."

Kritik an der Kostenschätzung kam aus den Reihen der Bürger. Ein Zuhörer sagte, sie sei naiv. "Wenn der Bau erst 2015 beginnt, sind die Kosten bis dahin weiter gestiegen", warf ein anderer Zuhörer ein. Das wies Landrat Manfred Nahrstedt (SPD) aber zurück: "Das ist wie Lesen im Kaffeesatz. Wir werden die Kosten weiterhin zeitnah schätzen lassen."

SPD-Fraktionschef Franz-Josef Kamp rechnete aus, dass keine Finanzierungslücke von fünf Millionen Euro bestehe, weil Förderungen die Summe abmilderten: "Es sind nur 1,3 Millionen Euro, die fehlen. Das Land ist in der Pflicht, diese zu übernehmen." Die Finanzierung sieht bislang vor, dass EU und Bund den größten Anteil beisteuern. Der Landkreis bringt acht Millionen Euro ein, das Land hat 1,3 Millionen Euro zugesagt. Karl-Heinz Hoppe (CDU) sagte, trotz der Mehrkosten sei das Projekt machbar: "Ich gehe davon aus, dass das Land das Problem löst."

Doch es gab weitere kritische Töne. So monierte Bernhard Stilke (Grüne), dass das Verkehrsgutachten auf veralteten Daten zum Bevölkerungswachstum basiere. "Die zu Grunde gelegte Steigerung um zehn Prozent bis 2025 ist nicht mehr realistisch. Die Tendenz geht schon längst gegen Null." Das bestätigte Krumböhmer: "Die Folgen sind weniger Verkehr und Lärmbelästigung."