Tourismus-Verband sieht darin Vorteile für die Werbung mit der Region

Lüneburg. Produkte regionaler Hersteller sind bundesweit beliebt: Ob Schwarzwälder Schinken, Lübecker Marzipan, Schwäbische Maultasche oder Kölsch. Zu den bundesweit rund 900 Produkten dieser Art wird künftig die Lüneburger Heidekartoffel gehören. Bereits im August nahm die EU-Kommission die Kartoffel in die Liste geschützter geografischer Nahrungsmittel auf.

Werner Detmering, Projektmanager der Marketinggesellschaft der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft e.V., erwartet die Einführung der Knolle in den Handel für den Spätsommer 2011. "Touristen in der Heide kaufen die Kartoffel gern und nehmen sie mit nach Hause - nach Nordrhein-Westfalen, Berlin oder Baden-Württemberg", so Detmering.

"Seit der Entscheidung der EU-Kommission darf niemand, außer den regionalen Produzenten, eine Kartoffel mit dem Namen Lüneburger Heide auf den Markt bringen", sagt Werner Detmering. Laut Antrag im EU-Amtsblatt dürften nur Knollen von guter Qualität Lüneburger Heidekartoffeln heißen.

Ihre Qualitätsmerkmale sind: festkochend oder vorwiegend festkochend, gelbfleischig, gut zu putzen und leicht zu schälen. Zudem müssen sie aus den Landkreisen Lüneburg, Harburg, Uelzen, Soltau-Fallingbostel, Celle, Gifhorn und Lüchow-Dannenberg oder der Gemeinde Visselhövede aus dem Landkreis Rotenburg/Wümme stammen. Detmering weiß: "Nur zehn Prozent der in den Landkreisen geernteten Kartoffeln erfüllen die Handelsklasse."

Das administrative Kontrollsystem entwickelt die Marketinggesellschaft gemeinsam mit dem Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz, für die Kontrolle sind die Landkreise zuständig. Neben der heimischen Erdfrucht genießt ebenso die Lüneburger Heidschnucke EU-Schutz. Allerdings, so Detmering, sei mit dem Massenprodukt Kartoffel, ein unvergleichbar größerer Kundenkreis zu erreichen.

Das sieht auch der Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH, Ulrich von dem Bruch, so. Beim Norddeutschen Kartoffeltag erklärte er den Gästen: "Lokale Marken leben vom Image der Region." Die Organisatoren - das Kartoffelnetz e.V., die Marketinggesellschaft Niedersachsen, die Landwirtschaftskammer Niedersachsen, das Landvolk Niedersachsen sowie das Niedersächsischen Kompetenzzentrum Ernährungswirtschaft - hatten den Tourismus-Experten eingeladen, über die Auswirkung der neuerdings namensgeschützte Lüneburger Heidekartoffel auf den Tourismus zu referieren.

"Die Lüneburger Heidekartoffel kann ein wunderbares, regional verankertes Produkt werden. Das ist gut für die gesamte Lüneburger Heide", so von dem Bruch. Der Lüneburger zeigte Möglichkeiten auf, wie die Kartoffel und der Tourismus voneinander profitieren können: "Die Hauptabsatzmärkte sind identisch. Wie der Großteil der Heide-Touristen aus Nordrhein-Westfalen und Berlin stammt so werden die meisten bundesweit angebotenen Heide-Kartoffeln in Nordrhein-Westfalen und Berlin verkauft."

Für den Tourismus-Chef beeindruckend verlief ein einjähriges Kartoffel-Experiment in Bad Bevensen. Dort standen in den Hotels des Kurortes für abreisenden Touristen Säcke mit Heide-Kartoffeln bereit. Die meisten Gäste nahmen die Kartoffeln gern mit in ihre Heimat-Bundesländer. Auf dieser Erfahrung will der Tourismus-Experte aufbauen.

Der Kartoffelanbau in der Lüneburger Heide hat eine lange Tradition. Die Region ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts das bekannteste und größte Kartoffelanbaugebiet Deutschland.