Ortszentrum erhält neues Gesicht. Quartiersinitiative sorgt für Aufbruchstimmung

Bardowick. Der Ortskern soll eine Perle werden, ein kleines Einkaufsparadies mit einer bunten Palette an Angeboten und kurzen Wegen für die Kunden. Noch ist das ein Traum. Doch Geschäftsmann Karsten Büchter glaubt, dass er in Erfüllung gehen wird. Und zwar schnell. "Ich bin überzeugt, in ein bis zwei Jahren steht das Ortszentrum viel besser da und ist attraktiver", sagt der Inhaber eines Textilfachgeschäftes an der Pieperstraße im Herzen Bardowicks und Vorstandsmitglied in der örtlichen Werbegemeinschaft.

Den Optimismus zieht er daraus, dass der Discounter Lidl sich zentral an der Großen Straße ansiedeln will und dass der Domflecken Landessieger bei der Quartiersinitiative Niedersachsen (QUIN) zur Belebung der Ortskerne geworden ist. Es fließen 40 000 Euro Förderung vom Sozialministerium in Hannover für Umgestaltungen an der Großen und Pieperstraße (die Rundschau berichtete). "Beides hat zu einer Aufbruchstimmung geführt. Die Chancen zur Entwicklung des Ortskerns werden jetzt genutzt. Das finden wir Geschäftsleute gut", sagt er. Immerhin haben die Läden ein Einzugsgebiet von rund 17 000 Einwohnern. Ein Potenzial, das besser als bisher genutzt werden soll. Das Motto für die Quartiersinitiative lautet daher: "Jetzt oder nie!"

Gemeindedirektor Günter Dubber teilt Büchters Zuversicht. "Die Quartiersinitiative ist das letzte Puzzlestück nach der Neugestaltung des Marktes als historisches Zentrum und der Sanierung des Nikolaihofes, um den herum unsere Bildungseinrichtungen zu finden sind." Nun folge das Mittelstück mit Großer und Pieperstraße als Versorgungszentrum. "Es wird optisch einheitlich gestaltet und dem Rest des alten Ortskerns angepasst", so der Verwaltungschef. Das Vorhaben werde gelingen, sagt auch er. "Weil die Gewerbetreibenden mitmachen und der Rat richtig entschieden hat, dass Lidl an der Großen Straße bauen darf."

Bauamtsleiter Peter Willnath sagt, ein Planungsbüro in Lüneburg arbeite zurzeit an mehreren Vorentwürfen, über die Anlieger, Geschäftsleute und Rat diskutieren, sobald sie vorliegen. "Das wird voraussichtlich im kommenden Sommer der Fall sein", so Willnath. Eines stehe aber schon jetzt fest, sagt er: "Das Gesicht der Pieperstraße wird sich bis 2013 grundlegend verändern."

Das müsse es auch, sagt Karsten Büchter. "Die Situation in der Pieperstraße wurde seit 40 Jahren nie angepasst." Noch immer rolle der Schwerlastverkehr. Das sei eine Gefahr für Fußgänger und Radfahrer. "Obwohl es ein Durchfahrtsverbot für Lkw gibt. Aber wenn nicht kontrolliert wird, muss man sich nicht wundern", kritisiert er.

Daher lautet seine klare Ansage: "Der Schwerlastverkehr muss raus." Das solle aber nicht heißen, dass auch alle anderen Fahrzeuge verbannt werden müssten. "Eine Fußgängerzone oder Einbahnstraße darf die Pieperstraße auf keinen Fall werden", so der Geschäftsmann. Denn alleine bei ihm kämen 70 Prozent der Kunden von außerhalb - unter anderem aus Handorf, Artlenburg, Hohnstorf/Elbe und Winsen/Luhe. "Sie alle kommen mit dem Wagen und benötigen kostenlose Parkplätze."

Bauamtsleiter Willnath verrät, dass ein Gedankenspiel der Planer sich um ein ganz spezielles Verkehrskonzept ranke. "Shared Space könnte ein Thema werden", sagt er. Kennzeichnend für "Shared Space" (deutsch: gemeinsam genutzter Verkehrsraum) ist, dass Verkehrszeichen, Ampeln und Fahrbahnmarkierungen fehlen. Verkehrsteilnehmer sind gleichberechtigt, wobei die Vorfahrtregel "rechts vor links" weiterhin gültig bleibt. Ziele sind ein besserer Verkehrsfluss und weniger Unfälle. "Ob wir Shared Space bekommen, bleibt erst einmal noch offen. Auf jeden Fall muss aber der Schwerlastverkehr aus dem Ortskern heraus", unterstützt Willnath die Forderung von Büchter.

Hinein in den Ortskern soll hingegen wieder der Lebensmittelhandel, der dem Zentrum schon vor Jahren den Rücken gekehrt und sich stattdessen an der alten Bundesstraße 4 angesiedelt hatte. Doch Büchter beobachtet einen Trend zur Umkehr, weg von Geschäften auf der grünen Wiese. "Wir merken, dass der Ortskern auch wieder für Filialisten interessant wird", sagt er. Er geht davon aus, dass sich in den kommenden ein bis zwei Jahren mindestens drei wieder ansiedeln.

Doch bevor die großen Veränderungen zu sehen sind, stehen zunächst Sofortmaßnahmen an, wie Petra Gebert aus der QUIN-Lenkungsgruppe berichtet. Ein Jahr hat Bardowick Zeit, um mit Hilfe der Quartiersinitiative Missstände im Ortskern zu beseitigen. Am Sonnabend, 13. November, geht es los. "Als erstes werden schlecht verklebte Schaufenster von leer stehenden Geschäften wie etwa dem einstigen Supermarkt an der Großen Straße verschönert", sagt Gebert. Während der Wintermonate wird dann unter anderem weiter über Werbekonzepte, Stehlen als Wegweiser, Vernetzungen von Fußwegen und die Schaffung neuer Parkplätze diskutiert, bevor es im Frühjahr wieder sichtbar weitergeht. "Dann erhält jede Straßenlaterne zwischen der Eisdiele an der Hamburger Landstraße und Pieperstraße Blumenampeln", so Gebert.

Ab dem Frühjahr werde viel passieren, verspricht Karsten Büchter. Um den Traum von einem Einkaufsparadies wahr zu machen.