Amelinghausen ist anerkannt. Doch viele Kurorte verlieren zum Jahresende ihr Prädikat

Amelinghausen. Seit 1974 ist Amelinghausen als staatlich anerkannter Erholungsort bekannt. Wegen der neuen Kurort-Verordnung des Landes Niedersachsen musste sich der Heideort nun wieder einem Prüfverfahren unterziehen - und bestand. Was längst nicht für alle Erholungsorte im Land gilt.

15 Monate dauerte das aufwendige Verfahren für die Gemeinde bis Samtgemeindebürgermeister Helmut Völker die Urkunde zur Neuanerkennung des Prädikats entgegen nehmen konnten. Auch wenn die Gemeinde als erste im Landkreis Lüneburg die Hürde im ersten Anlauf genommen hat, so wundert sich Völker doch über den umfangreichen bürokratischen Aufwand: "8000 Euro hat die Gemeinde das Verfahren gekostet."

Kosten für die Anerkennung durch eine sachverständige Stelle sowie Kosten für weitere Gutachten und Bescheinigungen im Verfahren. Nicht eingerechnet der aktuelle Gebührenbescheid vom Land sowie der erhebliche Aufwand seitens der Verwaltung, die das Anerkennungsverfahren umgesetzt hat.

Abgefragt in einer umfangreichen Checkliste wurden Unterkunftsmöglichkeiten, Erholungseinrichtungen, klimatische und hygienische Voraussetzungen sowie medizinische Einrichtungen. Eine Selbstverständlichkeit war die Einbringung von Lärm- und Hygienegutachten sowie die Einholung eine Gutachtens zum Bioklima und der Luftqualität durch ein Institut des Deutschen Wetterdienstes aus Hamburg. "Wir mussten deutlich machen, wo wir stehen", sagt Völker. So wurde die Amelinghausener Tourist-Information mit der i-Marke des Deutschen Touristenverband ausgezeichnet. Ziel der i-Marke ist es, deutschlandweit ein einheitliches und zeitgemäßes Qualitätssiegel für Touristinformationen zu etablieren.

Noch vor der Überreichung der Urkunde durch den Leiter der Regierungsvertretung Lüneburg, Harald Ottmar, hat die Gemeinde vier hoch moderne Ortsschilder aufgestellt. Unübersehbar setzten sie das Qualitätsmerkmal "Staatlich anerkannter Erholungsort" in Szene. Die Kosten der gläsernen Tafeln von mehr als 25 000 Euro wurden mit 75 Prozent von der Europäischen Union (EU) gefördert.

Der Niedersächsische Städte- und Gemeindebund (NSGB) weist auf die hohen Kosten des bürokratischen Verfahrens hin. Doch erkennt der Verband auch an, dass der Tourismus in Niedersachsen maßgeblich von den nach der Kurort-Verordnung anerkannten Kur- und Erholungsorten getragen wird. Die Prädikatisierung stellt sicher, dass das hohe Qualitätsniveau erhalten bleibt. Die neue Verordnung hat das Land schon 2005 erlassen. "Wer sich bis jetzt nicht auf den Weg gemacht hat, wird zum Ende des Jahres seine altes Prädikat verlieren", sagt Brigitte Claaßen.

Die Mitarbeiterin der Regierungsvertretung Lüneburg ist zuständig für die Vorbereitung auf das Anerkennungsverfahren von Luftkur- und Erholungsorten. Ab Beginn 2011 darf diese Bezeichnungen nur noch führen, wer bis zu diesem Zeitpunkt eine offizielle Anerkennung nach der gültigen Kurort-Verordnung erhalten hat.

"Im ehemaligen Regierungsbezirk Lüneburg gibt es über 30 Orte, die betroffen sind. Bis heute habe ich nicht einmal zehn neue Prädikate erteilt." Die Kommunen nehmen damit klare Verluste bei der Attraktivität in Kauf.

Samtgemeindebürgermeister Völker ebenso wie die politischen Vertreter der Räte begrüßen das geforderte Qualitätsmanagement und die Überprüfung der langfristigen Erfüllung der Kriterien. Das werde dafür sorgen, dass man nicht unmittelbar nach der Anerkennung vergisst, wozu man sich verpflichtet hat.

Völker fasst zusammen: "Die staatliche Anerkennung als Erholungsort garantiert ein gleich bleibend hohes Qualitätsniveau. Sie steht bei Gästen und Geschäftspartnern der Kurorte für Vertrauen, Identität und Profil. "