Lokalpolitiker wollen Kollegen in Hannover auf ihren Kurs beim Audimax einschwören . Mädge warnt vor Schließung der Uni ohne den Neubau

Lüneburg. Beim Thema Zentralgebäude für die Leuphana Universität Lüneburg steht innerparteilicher Streit zwischen den Fraktionen von SPD und Grünen im Landtag sowie im Rat der Stadt bevor. Bei ihrer Sitzung am Donnerstagabend im Rathaus kündigten die ehrenamtlichen Lüneburger Kommunalpolitiker an, ihre hauptamtlichen Landtagskollegen auf Pro-Audimax-Kurs bringen zu wollen.

Die Pläne der Universität, ihr Raumbedarfs- und Finanzierungskonzept sowie die Geldflüsse des Landes kritisiert hatte Anfang Oktober in Hannover zuletzt die hochschulpolitische Sprecherin der SPD, Gabriele Andretta. Aber nicht nur Lüneburg-ferne Abgeordnete aus den Reihen von SPD und Grünen haben sich in der Vergangenheit kritisch zu den Plänen geäußert. Die Lüneburger Abgeordnete Andrea Schröder-Ehlers (SPD) stellte bereits mehrfach Forderungen nach mehr Informationen, auch Miriam Staudte (Grüne) äußerte sich bereits kritisch.

Einen Rüffel an die Parteikollegin hat Fraktionschef Andreas Meihsies angekündigt. "Das wird sie noch zu hören kriegen", sagte er am Rande.

Die Linken hatten das Thema Audimax noch einmal auf die Tagesordnung gehoben, denn die Fraktion um Malte Riechey sieht, wie berichtet, die Rahmenvereinbarung zwischen Hochschule, Hansestadt und Landkreis wegen drastisch gesunkener Studierendenzahlen gebrochen und fordert daher, den Zuschuss der Stadt von fünf Millionen Euro zurückzuziehen.

Riechey wünschte sich von den Sozialdemokraten vor Ort "mehr von ihrer Landespartei", die Genossin Andretta sei "wesentlich kritischer als die SPD Lüneburg". Genau das Gegenteil kündigte Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) an: Das Land müsse in die Pflicht genommen werden, und "wir müssen auf unsere Parteileute hinwirken, das auch zu tun".

Eines sei klar, sagte Mädge: "Wenn wir unsere sieben Millionen herausziehen (inklusive der zwei Millionen Euro des Landkreises, d. Red.), läuft da überhaupt nichts mehr." Und: "Es gibt keine Alternative dazu."

Dass die Hochschule ihre Vereinbarung mit den Kommunen gebrochen habe, sahen weder SPD und CDU, noch Grüne und FDP so. Neben durchgehenden wiederholten Bestärkungen zur positiven Grundhaltung des Rats zur Universität und ihrer Neuausrichtung äußerten Ratsmitglieder allerdings auch Nachfragen und Erwartungen. So bar Heiko Dörbaum (SPD) Präsident Sascha Spoun, im Rat über den Stand der Dinge zu berichten. Zudem erwarte er eine Aussage zu den Studierendenzahlen: "Ich bin guter Hoffnung, in Kürze wieder 9000 Studenten in Lüneburg zu haben." Dr. Gerhard Scharf (CDU) sagte, die Zahl der Studenten werde "wieder zunehmen. Nichts anderes wird von der Unileitung behauptet."

Ulrich Löb von den Grünen äußerte, man müsse sich uns von der Campus-Uni verabschieden, für mehr Studenten biete das Grundstück nicht genug Platz. "Wir fordern Transparenz. Wie stehen wir da, wenn wir einem Potemkinschen Dorf aufgesessen sind?"

Auch Oberbürgermeister Mädge pochte einerseits auf mehr Informationen: "Wir müssen transparenter werden, die Universität muss sich mehr erklären." Gleichzeitig forderte er aber, bei aller Kritik, die auch er habe, keine Grundpfeiler umzustoßen. Kommt das Audimax nicht, sieht Mädge keine Zukunft für die Universität: Dann werde 2018 über die Schließung diskutiert.

Gleichzeitig verwiesen Vertreter aller Fraktionen auf die Verantwortung der Landesregierung beim Thema Studentenzahlen: Sie hingen von der finanziellen Ausstattung durch das Land ab.

Ende dieses Jahres, Anfang nächsten Jahres werde es laut OB Mädge Klarheit über das Raumkonzept des Zentralgebäudes geben. Dann werde man wissen, ob die Pläne abgespeckt werden müssten. Im Übrigen könne die Stadtverwaltung aufgrund der "exzellenten" Unterlagen der Uni im Februar eine Baugenehmigung erteilen.

Dass der für rund 20 Millionen Euro erbaute Standort Volgershall für vier Millionen Euro veräußert werden sollte, weckte bei Malte Riechey heftige Kritik. Er bezeichnete den geplanten Verkauf als "Skandal". Weit weniger scharf fielen die Anmerkungen der anderen Fraktionen dazu aus. Dr. Gerhard Scharf (CDU) sagte, das sei "zu kritisieren". Friedrich von Mansberg (SPD) nannte es eine "bittere Pille", und Oberbürgermeister Mädge verwies auf Bauschäden und einen schlechten energetischen Zustand.

Ihre Kritik am Fünf-Millionen-Euro-Zuschuss der Stadt zum Audimax hatten vor der Ratssitzung ein Dutzend Studenten auf Initiative des AStA zum Ausdruck gebracht: Sie warfen selbst gedruckte Spoun-Dollars in die Luft - nach dem Motto "wir haben's ja".