Ausbau der Bahnstrecke beginnt im Ort Anfang des kommenden Jahres und wird dann bis 2014 dauern

Radbruch. Die bevorstehenden Arbeiten in Radbruch für das dritte Gleis vergleicht Bürgermeister Achim Gründel (SPD) mit einer Operation am offenen Herzen. "Es wird an der Lebensader des Ortes gebaut, während der Betrieb weiterläuft", sagt er. Trotz aller Belästigungen der Anwohner durch Lärm und Schmutz ab dem kommenden Jahr, blickt er dem Ausbau der Bahnstrecke aber mit Freude entgegen. "Weil Radbruch davon profitiert. Wir erhalten nicht nur einen besseren Lärmschutz als bisher. Der Haltepunkt wird gestärkt und somit gewährleistet, dass wir in Zukunft nicht vom Nahverkehr auf der Schiene abgekoppelt werden."

Den Bahnhof in Radbruch gibt es seit 1848. Damals wurde er als Haltestelle an der Strecke Lehrte-Harburg eingerichtet. Jetzt beginnt ein neues Zeitalter, wenn die ersten Bagger Anfang kommenden Jahres rollen und den Bahnhof modernisieren.

"Zunächst werden die Baustraßen angelegt und die Leitungen in den Boden gebracht", so Gründel. Froh ist er darüber, dass die seinen Worten zufolge schwierigen Verhandlungen mit der Deutschen Bahn gefruchtet haben und das Ortszentrum nicht zu arg von den Bauarbeiten belastet wird. "Die Fahrzeuge fahren über den Wittorfer Weg und die K 43 aus Richtung Rottorf zur Baustelle. So bleibt die Schäfer-Ast-Straße im Ortskern außen vor." Und nicht nur das. Die Baustraße am Wittorfer Weg werde der Gemeinde auch nach Abschluss der Arbeiten erhalten bleiben: "Als Wanderweg und für den landwirtschaftlichen Verkehr."

Das Paket, das die Bahn für Radbruch geschnürt hat, wird bei einem Informationsabend am Dienstag, 16. November, um 19 Uhr im Gasthaus Sasse vorgestellt. Herzstücke sind der neue Bahnsteig und die Lärmschutzwände.

Gründel: "Der alte Bahnsteig wird abgerissen. Ein Behelfsbahnsteig überbrückt die Zeit, bis der neue fertig ist." Dieser wird 220 Meter lang. Das sei zuerst so nicht geplant gewesen. Die Plattform sollte nach dem Willen der Bahn kürzer werden. "Aber die Gemeinde hat interveniert, weil die Metronomzüge der Zukunft länger als bislang sein werden und daher Bahnsteige mit einer Länge von mindestens 220 Meter benötigen." Hätte Radbruch einen kürzeren Bahnsteig bekommen, wäre das Ende des Bahnhofes nur eine Frage der Zeit gewesen, glaubt Gründel.

Auch beim Lärmschutz musste die Gemeinde nachhaken. Schon während des Planfeststellungsverfahren setzte der Bürgermeister einen Brief auf. Darin forderte er höhere und längere Schutzwände. "Ursprünglich sollten sie nur drei bis vier Meter hoch sein auf der zum Ort hin gewandten Seite der Bahnstrecke. Und gegenüber waren überhaupt keine vorgesehen. Das ging gar nicht." Schließlich würde der Lärm noch zunehmen, weil mit dem dritten Gleis auch mehr Schnellfahrten am Ort vorbeirauschten, sagt er.

Die Kritik fruchtete. Die jetzige Lösung sei akzeptabel, so Gründel. In der Dorfmitte am Bahnhof werden die Mauern sechs Meter hoch: "Zurzeit setzen wir uns dafür ein, dass sie Lichtfenster erhalten, damit sich Fahrgäste auf dem Bahnsteig nicht eingemauert fühlen." Auf der anderen Seite der Gleise werden nun zudem gelbe und grüne Mauern mit einer Höhe von drei bis vier Metern errichtet. Insgesamt entstehen im Ort etwa 1,5 Kilometer Lärmschutzwände. Gebaut wird ab Juni 2011.

Nach Informationen der Bahn wird das dritte Gleis von Lüneburg nach Radbruch zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2012 in Betrieb gehen. Doch damit sind die Bauarbeiten noch nicht beendet. "Als letztes wird das Bahnhofsgebäude 2014 abgerissen, in dem jetzt noch das Stellwerk und der Mann für die Durchsagen am Bahnhof untergebracht sind", sagt Gründel. Den Abbruch bedauert er. "Weil dem Bahnhof Leben genommen wird und der letzte Mitarbeiter verschwindet." Die Durchsagen erfolgen später aus Hannover.

Dennoch ist der Bürgermeister überzeugt: "Das dritte Gleis macht den Nahverkehr auf der Schiene bei uns attraktiver und Radbruch bleibt mit der Welt verbunden."