Scharfe Kritik an Berufungspraxis durch Kommission mit überwiegend externen Mitgliedern

Lüneburg. Vierzig Professorenstellen sind an der Leuphana neu zu besetzen. Ein bei der Auswahl der Professoren im Bereich der Nachhaltigkeitswissenschaften nicht berücksichtigter Bewerber klagt jetzt vor dem Verwaltungsgericht Lüneburg gegen die Uni.

"Der Antrag auf einstweiligen Rechtsschutz ist bei der Kammer eingegangen. Eine Entscheidung wird es voraussichtlich Ende November geben. Derzeit liegt noch keine Stellungsnahme der Universität dazu vor", sagt Gert Ludolfs, zuständiger Richter am Verwaltungsgericht Lüneburg. Eine mündliche Verhandlung wird es nicht geben, die Kammer entscheidet im schriftlichen Verfahren. "Das Hochschulrecht ist bei Berufungen kompliziert, wir werden alle rechtlichen Belange der Beteiligten sorgfältig prüfen", so Ludolfs.

Um die Vergabe der neu ausgeschriebenen Arbeitsplätze an der Leuphana hatte es bereits im Vorfeld Auseinandersetzungen gegeben. Während es an vielen Hochschulen üblich ist, die Auswahl neuer, geeigneter Bewerber um eine Professorenstelle durch eine mit Studenten, Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern besetzte Berufungskommission vornehmen zu lassen, sind an der Leuphana die Berufungskommissionen überwiegend mit externen Mitgliedern besetzt.

Dabei macht die Hochschulleitung von der Möglichkeit des Paragrafen 26, Absatz 3 des Niedersächsischen Hochschulgesetztes (NHG) Gebrauch, der ein solches Vorgehen erlaubt. Als eines der wenigen Bundesländer hat Niedersachsen eine derartige Vorschrift in seinem Hochschulgesetz verankert.

"Die Änderung bei den Berufungen geht auf einen Vorschlag der Wissenschaftlichen Kommission zurück. Die WKN hat empfohlen, künftig auch externe Mitglieder in die Berufungskommission einzubinden", sagte Henning Zühlsdorff, Pressesprecher der Universität, bei der Einführung der Regelung im Dezember 2008.

Der AStA und studentische Gremien waren anderer Ansicht. Sie kritisieren den Verlust demokratischer Mitspracherechte innerhalb der Uni, zumal auch die wenigen internen Mitglieder der Berufungskommission vom Präsidium allein bestimmt werden.

"Damit wird die Hochschulgemeinschaft in eigenen Angelegenheiten für inkompetent erklärt. Das ist eine Bankrotterklärung", sagte Matthias Fabian, seinerzeit studentischer Senator.

Kritik an der Art und Weise der Berufung neuer Professoren in Lüneburg übt auch der deutsche Hochschulverband (DHV), Interessenverband deutscher Hochschullehrer. "Das Präsidium nutzt die Regelung des NHG, um 40 neue Professoren ohne und gegen die Fakultät zu besetzen. Der DHV hält diese Vorgehensweise für vollständig inakzeptabel. Ein so rigoroses Regime ist demotivierend. Die Entwicklung an der Leuphana betrachten wir mit großer Sorge", sagt DHV-Präsident Professor Bernhard Kempen.

Eine Stellungnahme der Leuphana liegt bislang noch nicht vor.