Die Vorbereitungstrainings zu den Castor-Protesten laufen derzeit durch alle Medien. Bildstark werden Sitzblockaden geübt und Polizeieinsätze nachgespielt.

Hartgesottene Castor-Gegner proben in ganz Deutschland an stillgelegten Bahnstrecken das "Schottern", das möglichst effektive - jedoch strafbare - Entfernen der Steine aus dem Gleisbett.

Dass es nun in Lüneburg ein Demo-Training speziell für Jugendliche gibt, wirkt zunächst befremdlich. Sollten 14-Jährige wirklich gegen Atom-Politik auf die Straße gehen? Müssen Neuntklässler über mögliche Konsequenzen seitens Polizei und Justiz Bescheid wissen? Vor allem aber drängt sich die Frage auf: Darf man Jugendliche zu Straftaten anleiten?

Die Antwort auf die letzte Frage muss eindeutig "Nein" heißen. Zwar lässt das Lüneburger Jugendbündnis den Teilnehmern seines Kurses die "freie Wahl", für welche Protestform diese sich letztlich entscheiden. Nur: Wie frei ist so eine Wahl in jungen Jahren wirklich? Das Bündnis will sich bis zu den tatsächlichen Protesten noch auf interne Richtlinien verständigen. Es täte gut daran, den jungen Menschen vom "Schottern" ehrlich und eindringlich abzuraten.

Dass auch Schüler auf die Straße gehen, wenn ihrer Meinung nach in unserer Gesellschaft etwas schief läuft, sollte hingegen jeden freuen. Oft genug wird diese Generation des politischen Desinteresses beschuldigt. Diese jungen Menschen aber handeln in höchstem Maße politisch, indem sie für ihre Überzeugung und für die Zukunft aller die Stimme erheben - sei es gegen Rechtsextremismus, für bessere Bildung oder, wie jetzt, für mehr Sicherheit und Nachhaltigkeit. Von diesen Jugendlichen darf sich manch Erwachsener ruhig noch etwas abgucken - und es gerne nachmachen.